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Architektur Stadt Land Gesellschaft

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Ecology-Sustainability 2014

129 Kommentare

Interdisciplinary experimental lectures
IKA, Academy of Fine Arts, Vienna

Josef Fröhlich, Barbara Imhof, Thomas Proksch, maxRIEDER

Ecology is about the interplay and the reciprocities of all organisms and their environments. This course discusses the interrelation of human beings with their manifold environments from thinking about urban systems (e.g. the city as a spaceship) to the ecology of the mind – and thus understands ecology as a foundational concept for the architectural discourse. It explores its potentialities with regard to contemporary design practices. The course shall lead towards a broader understanding of the complex environmental function of architecture and an architectural practice of a multidirectional ecological awareness.

The class is set up in a new format of interdisciplinary discussions and exchange. It will be organized in correlation with the courses in the field of Sustainability.

The nature of the debate about sustainability in the realm of architecture is often simplistic and single-tracked though architectural projects generally constitute interventions within complex systems – such as the city. Complex systems are characterized by emergent patterns, where complex structures can arise in an unpredictable fashion from simple rules. How to lay out, under such conditions, a planning process that leads to architectural contributions of persisting impact? This course engages in the discussion about the cultural and social dimensions of sustainability, which includes questions on innovation processes, social compatibility, ecological compatibility and economic development.

The class is set up in a new format of interdisciplinary discussions and exchange. It will be organized in correlation with the course Ecology.

Akademie der bildenden Künste Wien
IKA – platform Ecology-Sustainability-Cultural Heritage – Univ.Prof. Hannes Stiefel

Content following as summary and pdf-download
As well Call of papers and comments

Kickoff 10.03.2014

Kickoff Josef Fröhlich
Kickoff Barbara Imhof
Kickoff Thomas Proksch
Kickoff maxRIEDER

Session1 17.03.2014

Text Ecosust maxRIEDER
Images Ecosust maxRIEDER
Presentation Thomas Proksch

Session2 31.03.2014

Abstracts Ecosust maxRIEDER
Presentation Ecosust maxRIEDER
Presentation Ecosust Josef Fröhlich

Session3 07.04.2014

Presentation Thomas Proksch
Presentation Josef Fröhlich

Session4 12.05.2014
Presentation Barbara Imhof
Presentation Josef Fröhlich

Session5 13.05.2014
Presentation Barbara Imhof Part II
Presentaion Thomas Proksch

Final 26.05.2014
Presentation Barbara Imhof III
Presentation maxRIEDER
Abstracts maxRIEDER

ECOSUST SUMMARIES
SUMMARY Josef Fröhlich
SUMMARY Barbara Imhof
SUMMARY Thomas Proksch
SUMMARY maxRIEDER

129 Kommentare zu “Ecology-Sustainability 2014

  1. #1 – Design für Jedermann

    Eine Problematik, die mir in letzter Zeit immer öfter unterkommt (so auch im Artikel “Wider – Architektur als Geschmackssache – süß/bitter/sauer…) ist der Umgang des Alltagsmenschen mit Gestaltung. Wobei die Problematik für mich darin liegt, wie der Gestalter diesen Umgang und den Ausmaß an Beschäftigung des Alltagsmenschen mit Gestaltung antizipiert.
    Gerade in der Architektur ist dieses Antizipieren besonders wichtig, da ihrer Dimensionen, Kosten, etc kaum zu entgehen ist. Wie schon im oben genannten Artikel erwähnt, rettet sich der Mensch vor der intensiven (und zeit-ökonomisch unmöglichen) Beschäftigung mit einzelnen Objekten, indem er eine schnelle „Gefällt mir“ / „Gefällt mir nicht“ Entscheidung trifft. Dies hätte zur Folge, dass wirkliche künstlerische Innovation kaum zustande käme, würde sie nur davon abhängen. Aus der Psychologie ist uns bekannt, dass das Neue, Ungewohnte beim gesetzten Menschen oft mit Argwohn oder sogar Abneigung betrachtet wird.
    Nun aber zur Erwähnten Antizipation; die Aufgabe des Gestalters liegt darin sich darüber bewusst zu sein, dass für einen Großteil der Personen, welche mit seinem Objekt interagieren, Gestaltung eine ganz andere, oft viel kleinere Rolle im Leben spielt. Nehmen wir als Extrembeispiel die Zentralsparkasse von Günther Domenig in Favoriten. Hier trifft Domenig eine klare Entscheidung durch seine benutzte architektonische Ausdrucksform etwas auf den ersten, zweiten und dritten Blick nicht klar Durchschaubares oder Kategorisierbares zu schaffen. Dies ist was der Zentralsparkasse ihre Stärke und Mystik gibt. Eine solche Entscheidung ist vollkommen legitim, sofern Domenig sich ihrer Auswirkung bewusst ist. Seine Formensprache fordert vom Betrachter sich näher mit dem Objekt zu beschäftigen. Sie provoziert ihn, da sie den Betrachter dazu bringen will, nicht wie sonst eine schnelle Entscheidung zu fällen, sondern davor erst ein schwer erarbeitetes Begreifen der Strukturen erfordert. Das Begreifen wird natürlich belohnt, da tatsächlich ein Reichtum an komplexer Schönheit vorliegt, doch der Betrachter wird dazu gedrängt seine normalen Verhaltensmuster zu verlassen. Dies führt klarerweise unter anderem zu harter Kritik und Aufregung, welcher der Gestalter sich aussetzt.
    Als Fazit sollte es meiner Meinung nach ein Ziel des Gestalters sein, etwas Reichhaltiges zu schaffen. Es sollte nicht alles beim ersten Durchgang oder auf den ersten Blick erfassbar sein. Doch an diesem Punkt spaltet sich meine Meinung von der von Domenig zum Zeitpunkt des Baus der Sparkasse; Architektur sollte durch sich selbst begreifbar sein, ohne jemals einen Schnitt oder eine konzeptuelle Skizze gesehen zu haben. Sie sollte gewissermaßen, wenn man sich bewusst sensibilisiert, durch die Erfahrung und Betrachtung der Räume allein begreifbar werden.

  2. #2 – Bauen für die Zukunft

    „Wenn wir gezwungen wären Gebäude zu bauen, welche mindestens 200 Jahre stehen würden, wie würde sich dies auf das Gebäude auswirken?“
    Ich finde das Kommentar einen interessanten Denkanstoß und doch kommt mir vor er geht ein wenig in die falsche Richtung. Auch ein Bekannter von mir, welcher an der ETH Zürich studiert, erzählte mir letztens, dass es ein Ziel ihrer Entwurfsklasse ist Gebäude zu planen, welche an die 100 Jahre überdauern. Aber ist das nicht ein Konzept, welches schon sehr lange überholt ist? Sollte dem Zeitgeist zu folge nicht vielmehr Flexibilität statt Langlebigkeit großgeschrieben werden?
    Konkret sehe ich zumindest einen Hybrid von Langlebigkeit und Flexibilität. Das soll heißen, Gebäude deren tragende Struktur lange Zeit überdauert, aber dazwischen und drumherum Veränderung je nach Bedarf zulassen. Der Lebenszyklus der Sekundärstruktur muss nicht viel länger als 40-50 Jahre dauern, da bis dahin in den meisten Fällen schon längst wieder Anpassungen an neue Anforderungen notwendig sind.

  3. #3 – Über Forderungen an den Architekten

    Planer, Controller, Kommunikator, Ingenieur, Designer, Soziologe, Philosoph…
    …wenn ich allein schon die verschiedenen Expertisenfelder in den vorhandenen Kommentaren ansehe, kommt eine wahnsinnige Vielfalt an Gebieten zustande, deren Beherrschung vom Architekten eigentlich gefordert werden. Klar ist, dass dies ein schieres Ding der Unmöglichkeit ist. Entweder weiß man ein wenig von allem, dabei läuft man aber Gefahr, dass man bald an die Grenzen seines Wissens in einem Feld gerät und Fehler macht deren voller Verantwortung man selbst trägt. Oder könnte man sagen ist man Spezialist in einem Bereich; dies wiederum ist aber auch nahezu unmöglich, da sehr bald Anforderungen aus einem anderen Bereich kommen. Man ist dazu gezwungen ständig Experten heranzuziehen.
    Doch woher kommt die Anforderung an den Architekten der ultimative Generalist zu sein? Hat er sie in seinem Elan, verschiedenste Aspekte in den Entwurf zu mischen auf sich selbst gezogen? Oder handelt es sich hierbei um eine Problematik des Bauprozesses? Also, dass in der Planung nahezu unendlich viele Aspekte in Betracht gezogen werden könnten, und man damit ringt mit dieser Fülle zurechtzukommen..?

  4. #4 – Biennale ´14

    In der diesjährigen Biennale in Venedig wird unter anderem thematisiert, wie wachsende technische Anforderungen an Gebäude und wirtschaftlicher Druck, der Baukultur gewissermaßen den Garaus machen. Sie zeigt wie keine Decke mehr einfach nur Decke sein darf, sie wird zum Maschinenraum, muss den Menschen mit Luft versorgen, mit Licht, mit zweischneidiger Sicherheit. Und wenn dann geklagt wird, dass diese Styropormonster mit ihrem verhüllten Innereien jeden Raum ersticken, dann klagt man eigentlich über das Anspruchsdenken der Gegenwart. Ist also die derzeitige gemeine Architektur eine realitätsgetreue Abbildung der der gedanklichen Einstellung unserer Gesellschaft? Einer Gesellschaft, welche durch ständiges Funktionsdenken und wirtschaftliche Optimierung keinen Raum mehr für Schönheit zulässt?

    Was auf jeden Fall klar ist ist, dass man sich in der Biennale versucht gegen das erstickende Ausmaß an oft sehr fragwürdigen Vorschriften und Normen zu wehren, eine Problemstellung die wahrscheinlich viel eher durch ein Umdenken auf juristischer als auf architektonischer Ebenen gelöst werden kann…

  5. Josef Fröhlich_MB_BArch4
    Wir müssten in Ökologie und Nachhaltigkeit auch soziale, ökonomische, kulturelle sowie ästhetische Werte mitbedenken. Bis jetzt konzentriert man sich vorwiegend auf die technologischen Herausforderungen zu diesem Thema. Wir bauen aber für die Gesellschaft als Ganzes, nicht nur für die Armen oder für die Reichen. Ich glaube wir können viel von unserer Geschichte lernen; von unserer kulturellen Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit globalen und regionalen Gegebenheiten. Schwach erforscht erscheint mir bis jetzt die Wohlfahrtsgesellschaft der besseren westlichen Länder (Skandinavien, Schweiz, Belgien etc.). Ich meine damit eine politische Art von Architektur, in der wir inspiriert vom sozialen Miteinander architekturähnliche Konzepte entstehen lassen.

    Herr Fröhlich, ich bin ein Bewunderer Ihrer Vorträge und würde morgen Beginen für Sie zu Arbeiten!
    Trotzdem muss ich folgendes festhalten: die Forschung an Ihrem Institut konzentriert sich stark an die technologischen Herausforderungen in der Ökologie/Nachhaltigkeit. Das ist nicht verwunderlich- das von mir oben erwähnte kann man nämlich nicht gut verkaufen.

  6. Wohneinheiten_MB_BArch4
    Zum Thema Wohneinheiten und Gemeinschaft stimme ich dem Kommentar von Marlene A.L. vollkommen zu.

    In meinen Augen braucht jeder Mensch ein gewisses Wohlstandsniveau damit er glücklich sein kann. Wenn die Grundbedürfnisse der Menschen abgedeckt sind, ist fraglich ob, alles zusätzliche wirklich glücklich macht!
    Nachstehend erscheint es sinnvoll über „Luxusbedürfnisse“ wie die Religion zu diskutieren (Luhmann: „es gibt keine Gesellschaft ohne Religion“). Fernerhin können moralische Standards oder Suizidraten sowie die Entstehung von Gettos angesprochen werden. Vielleicht ist es möglich programmatisch am Sozialen zu arbeiten. Da sich mit der Zeit die Bedürfnisse der Menschen ändern, würde ich wissen wollen, ob es zeitlose Gemeinschaftsformen im Wohnbau gibt und ob
    Architektur eine funktionierende Nachbarschaft unterstützen kann? Es gibt so viele interessante Themen im Zusammenhang mit neu entstehenden Wohneinheiten welche erforscht werden sollten.

  7. City as a Spaceship- CAAS Part I_MB_BArch4
    Zunächst möchte ich festhalten, dass das Thema von Frau Dr. Imhof sehr spannend und breitgefächert ist. Dadurch kommen aber zwangsläufig versteckte Inhalte auf, die stets ungeklärt bleiben.

    Der Anfang dieser Vortragsreihe wird durch die Implementierung folgender Gegebenheiten in ein Gebilde „City as a Spaceship“ geformt: Energie, Nahrung, Unterkunft/Schutz, Bewohner, Luft, Müllmanagement, Wasser, Tiere und Technologie. Das erscheint durchaus zweckmäßig, wenn die Rede von einem Raumschiff oder einem geschlossenen Objekt ist. Beim Vortrag wurden unter dem Thema „Bewohner“ drei Dinge adressiert: soziale Interaktion im Raum, das Private gegenüber dem Öffentlichen und das persönliche Wohlbefinden.

    Die Organisation desgleichen im „wahren Leben“ ist jedoch zweifelhaft- vor allem weil als Beispiel die Slums in Mumbai, Indien herangezogen wurden.
    Das größte Problem dieses Konzepts sehe ich in der vorherrschenden sozialen Ungleichheit, die Menschen (nehmen wir das jetzt an) unglücklich macht. Ich befürchte, dass das persönliche Wohlbefinden hier zu kurz kommt da die Armen hier in Mehrheit sind (wo der Staat schwach ist, sind die Ungleichheiten groß).
    Dabei ist das Materielle nicht von vordergründiger Bedeutung sondern der direkte Vergleich einer Bezugsgruppe. Das heißt, der unmittelbare Vergleich deiner Kollegen: „wenn jeder eine Wohnung hat, dann will ich auch eine“. Eine unerwünschte Konsequenz dessen ist das Reiche in ihrem Gettos leben (Privatgrund mit privaten Sicherheitsvorkehrungen). Also komme ich zum Schluss, dass in Mumbai jeder (Slum-)Einwohner ein Raumschiff bekommen müsste. Sonst laufen wir der Gefahr entgegen, dass dieses Konzept für wirtschaftliche zwecke genutzt wird und nicht für die Menschen, die es nötig haben.

    Mir ist bewusst, dass die Gestaltung der sozialen Gegebenheiten das wohl komplizierteste Thema in der Architektur ist. Trotzdem glaube ich, dass wir das Menschenleben mit Architektur unterstützen und regulieren können. Ihr Gedanke ist sehr nobel und wir sollten uns alle fragen, was wir tun können für die Orte auf der Welt die eine Veränderung wirklich dringend nötig haben.

  8. City as a Spaceship- CAAS Part II_ MB_BArch4
    Wenn wir die Bedürfnisse der Menschen in einer Stadt radikal runterbrechen dann können wir auf die Maslow’sche Bedürfnispyramide Bezug nehmen. Hiermit postulieren wir, dass wir glückliche, gesunde und erfolgreiche Menschen haben wollen.
    Zunächst müssen die untersten Bedürfnisse befriedigt werden. Wie Berthold Brecht einmal sagte: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“. Erst danach könne die höher liegenden Bedürfnisse zufrieden gestellt werden.
    Zu den untersten Bedürfnissen gehören Trinken, Essen, Schlafen und Sexualität: also die Körperlichen Bedürfnisse. Als zweites kommt die Sicherheit: materielle, berufliche- und Lebenssicherheit. Soziale Bedürfnisse kommen danach: Kommunikation, Freundschaft und Gruppenzugehörigkeit. Demnach steht die soziale Anerkennung. Und, als letztes Bedürfnis steht die Selbstverwirklichung – das Anliegen nach Gerechtigkeit, Selbstlosigkeit, Individualität oder Güte.

    Die Architektur dockt primär an den untersten Bedürfnissen an, nämlich am Schlafen und der Sicherheit. Die neu entstehenden Stadtraumschiffkapseln könnten auf dieser Ebene die Beziehung zwischen „Mensch-Stadt-Raumschiff “ untersuchen. Ich bestehe so stark auf diese menschliche Komponente, weil ich der Meinung bin, dass Architektur und Stadt ohne den Menschen keinen Sinn haben. Die Zukunft der Architektur liegt in einer Zusammenarbeit von vielen Disziplinen.
    Aicher Otl hatte wohl recht- Architekten wollen keine Küchen mehr designen, die meisten wollen neue Gesellschaften entstehen lassen und ein Teil der Architekturgeschichte werden.

  9. Zusätzlich möchte ich einen Text von mir hinzufügen, den ich für Ökologie I (beim Georg Kolmayr und Hannes Stiefel) am 07.02.2014. im Rahmen eines Vortrages von Michael Klein geschrieben habe.
    Im Zusammenhang mit den Themen Verknappung der Ressourcen (Josef Fröhlich) und Energie/Technologie (CAAS_Barbara Imhof) erscheint dieser Text hier sinnvoll:

    Die Knappheit als Möglichkeit heranziehen um die Beschreibung komplexer Systeme durchzuführen erscheint im Zusammenhang mit Ökologie und Ökonomie sinnvoll. Hier dient der Begriff Knappheit als ein theoretisches Analyseinstrument, welches Gegebenheiten in Abhängigkeiten und Relationen setzt um die Werte dieser beschreiben zu können.
    Thomas Malthus stellte die Grenzen des Wachstums und die resultierende Knappheit in mathematischen Funktionen dar. Seiner Behauptung nach wird das weltweite Nahrungsmittelangebot linear wachsen, die Bevölkerung hingegen exponentiell. Heute ist klar, dass das Wachstum dieser Größen einer Reihe soziologischer Einflüsse unterliegt. So ist heute bekannt, dass das Bevölkerungswachstum eng mit dem Bildungsniveau korreliert und die Nahrungsmittelproduktion eng mit technologischen Innovationen verknüpft ist. Die Unausweichlichkeit des von Malthus prognostizierten Nahrungsmittel-defizites lässt sich in dieser einfachen Form also nicht aufrechterhalten. Die Grundfragen Malthus‘ sind allerdings nachwievor aktuell: Wo liegt die Grenze des Wachstums? Und: Wie sollen wir mit der Knappheitsproblematik umgehen?
    Neben der globalen Betrachtung bietet sich auch eine regional differenzierte Beobachtungsweise an. Vor allem im Bezug auf die Allokationsproblematik wird dann schnell klar, dass innerhalb eines bestehenden Knappheitsregimes Überfluss und absolute Deprivation koexistieren. Den Blick für diese Disparitäten der Moderne schärft eine Untersuchung konkreter, lokaler Knappheitsprobleme. Die Einbeziehung wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Aspekte in conretu ermöglicht Erkenntnisse, welche induktiv wiederum in einen globalen Kontext gesetzt werden können

  10. Komplexe Überwältigung

    Wenn man so durch die Kommentare stöbert, wird immer wieder hervorgehoben, wie die permanente Wiederholung von Begriffen diese in ihrer Auswirkung einschränkt und in der Bedeutung herabstuft – Global Warming, Nachhaltigkeit, Ökologie – Was heißt das überhaupt noch? Für viele Mitstudenten war der erste Schritt, die eigentliche Bedeutung dieser Wörter zu umschreiben.
    Das eigentliche Problem dabei ist, dass diese Begriffe solch einen große Spanne an Inhalten aufgreifen und solch komplexe Systeme beschreiben, dass diese uns schlicht und einfach überfordern. Eine natürliche Reaktion, um den immanenten Problemen dieser Überkomplexität entgegen zu wirken ist, einfache Antworten zu suchen.
    Wir brauchen immer mehr Energie – Energie wird Großteils durch fossile Brennstoffe hergestellt – fossile Brennstoffe verursachen Treibhausgase – wir müssen auf erneuerbare Energiequellen umsteigen um unseren immensen Energiekonsum nachhaltig decken zu können.
    Das ist natürlich ein edler Gedanke und auch ein zu unterstützendes Ziel, jedoch leider nur schleppend realisierbar und eigentlich nur einer Problemverlagerung oder Verminderung.
    Man muss viel tiefgreifender ansetzen und das System an sich manipulieren. Natürlich ist es eine unübersichtlichere und kompliziertere Aufgabe die Lebensweisen einer gesamten Planetenbefölkerung verändern zu versuchen.

    Heute wissen wir, dass die am dichtesten besiedelten Stadtteile am wenigsten Energie verbrauchen. Alles Lebensnotwendige, und was darüber hinaus geht, kann auf kleinstem Raum angeboten und erreicht, und optimaler Weise aus der näheren Umgebung angeschafft werde.
    Unser Lebensstil , das moderne Konsumverhalten und die überschüssigen Kapazitäten die ein jeder Haushalt verbraucht (und auch glaubt zu brauchen), haben die heutige Situation kreiert.
    Hier kommt der Part wo Architektur und deren Fähigkeit multiple Bereiche mit einzubeziehen und zu vernetzen eine große Rolle spielt.. Wenn Architektur und Stadtplanung es schaffen kann hochwertigere, dichtere Lebensumgebungen zu schaffen in der sich die Menschen wohl fühlen, in der ein dichtes Netz von Infrastruktur und Mobilität vorhanden ist, ist die Schwelle dazu zu animieren dieses auch zu benutzen weitaus niedriger.
    Wie Buckminster Fuller schon einst predigte: “You never change things by fighting the existing reality. To change something, build a new model that makes the existing model obsolete.”

    Darum denke ich, dass der Anstoß zu sozialer Umstrukturierung gleich zu stellen ist mit dem Bestreben die Quellen der Energiegewinnung zu reformieren, wenn nicht sogar weitaus bedeutender. Architektur heutzutage hat die wichtige Aufgabe eine Basis für dieses Umdenken zu generieren, umzusetzen und anzubieten.

  11. Die Bedürfnisse des Individuums

    Ein Gedanke: Die viel striktere Regelung unserer Ressourcen und unseres Verbraucherverhaltens.
    In wie weit können im Dienste der Allgemeingesellschaft Kompromisse gemacht werden die spezifische Auswirkungen auf die Lebensqualität des Einzelnen haben? In wie weit ist eine Lenkung von Oben – eine Vorgabe von Lebensumwelt, Verhaltungsanleitung, Machtstruktur, die dem zukünftigen Gemeinwohl dient, für den kleinen Mann zumutbar?

    Viele städteplanerischen Utopien der 60er, haben dies ja bereits in einem architektonischen Kontext versucht. Angedacht und geplant wurden oft, in sich geschlossene, dichte, nachhaltige Selbstversorger – Stadtnetzwerke, wo die Entfaltungsfreiheit des Individuums aufs Minimalste zurückgestuft wurde. Scheinen diese oft nur konzeptuellen Planungen so brutal, einfach weil der Mensch ein „Gewohnheitstier“ ist? Weil die vertraute Lebensart als einzig möglicher Standard wahrgenommen wird? Viele der Utopieplanungen scheiterten bereits am Papier und wenn sie doch umgesetzt wurden wie Paolo Soleri’s Arcosanti, scheiterten sie an der unumgänglichen Realität der Finanzierung.

    Kapitalismus ist aufgebaut auf dem Modell des exponentiellen Wachstums jedoch mit der Grundlage von begrenzten Ressourcen. Eine zeitlich begrenzte Strategie. Das unbeschreiblich komplexe System von Politik, Wirtschaft, Konsum und Globalisierung an dem wir alle – manche zwar weniger als andere – teilhaben, muss also um nicht zu kollabieren, kontinuierlich verändert und angepasst werden. Dieser kontinuierliche Wandel kann meiner Meinung nach nur von Unten hinauf generiert werden.
    Der beste Ansatz dafür ist die Bildung. Vernünftige und mündige Individuen könnten durch Eigeninitiative, Kooperation und Umdenken viel schneller Veränderungen herbeiführen, als etwa unser stagnierendes Politikwesen (passend zum Thema: Beispiel Bildungsreform).

    “Das große Ziel der Bildung ist nicht Wissen, sondern handeln.” Herbert Spencer

    Es ist eben dieses Handeln und Bestreben der Einzelmenschen, welches in meiner eventuell etwas naiven Hoffnung, den entscheidenden Beitrag leisten könnte um im großen Ganzen Wirkung zu zeigen. Nachhaltigkeit in seiner Begrifflichkeit beschreibt eigentlich nur die Regenerationsfähigkeit eines Systems. Um den Erfolg eines Systems zu garantieren, müssen dessen Einzelteile funktionieren und in Symbiose zusammenarbeiten. Synergetik beschreibt das Zusammenwirken von einzelnen Elementen innnerhalb eines komplexen dynamischen Systems, welche miteinander in Wechselwirkung treten. “ Das Ganze ist mehr als die Summer seiner Teile” Dies sollte, durch Bemächtigung zur Eigenbildung, unsere eigentliche Bestrebung sein, um eine nachhaltige Lebensweise zu garantieren wie es einst schon der „Whole Earth Catalog“ zu propagieren versuchte.

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