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Sehen lernen, sprechen können, mitentscheiden

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Barbara Feller – BMW oder VW? Diesel oder Benzin? Stoff- oder Ledersitze? 90 oder 180 PS? Silbermetallic oder schwarz? Sportwagen oder Familienkutsche?
Zu all diesen Aspekten haben die meisten Menschen eine Meinung, sich Gedanken gemacht und ihre Bedürfnisse und Geldbörse im Blick.

Straße oder Hof? Eingeschoßig oder Split-Level? Ost- oder westorientiert? Kauf oder Miete? 90 oder 180 m²? Niedrigenergiestandard oder Passivhaus? Stadt oder Land?

Auch dazu haben viele Menschen eine Meinung, jedoch in der Regel viel weniger Kenntnis – sowohl über die eigenen Bedürfnisse als auch die entsprechenden Angebote und Konsequenzen. Dabei fließt der Großteil des Lebenseinkommens in Dinge, die mit dem Bauen und Wohnen und den damit verbundenen Kosten zu tun haben: neben Miete, Kaufpreis oder Errichtungskosten sind dies Ausgaben für Energie und speziell für Mobilität. Dabei kann das Einfamilienhaus im Grünen, mit kleinem Garten – laut aktueller Studien für die Hälfte bis zu zwei Dritteln der Bevölkerung der „Wohntraum“ schlechthin – schnell viel teurer werden als gedacht: für erforderliche Fahrten zur Arbeit, zum Einkauf oder in die Freizeit.

Schon diese ökonomischen Fakten machen deutlich, wie wichtig es ist, über „Baukultur“ Bescheid zu wissen. Doch nicht nur wirtschaftliche Aspekte sind damit verbunden. Raum beeinflusst das persönliche Wohlbefinden und das soziale Zusammenleben. Ein kompetenter Umgang mit Raum gehört zu den wesentlichen Merkmalen jeder Gesellschaft – denn fast das ganze Leben verbringen wir in gestalteter Umwelt. Dabei geht es für jeden Menschen darum, eine Lösung zu finden, die individuellen Ansprüchen genügt, die aber darüber hinaus auch gesamtgesellschaftliche Verantwortung in sich trägt. Denn jenseits der eigenen Bedürfnisse ist es auch notwendig jene der anderen zu kennen, um sich bei Planungsprozessen mündig, verantwortungsbewusst und zielorientiert einbringen zu können.

Baukulturvermittlung leistet dazu einen wesentlichen Beitrag. Und die Erfahrung zeigt, dass es sich lohnt, früh mit diesen Vermittlungsaktivitäten zu beginnen, um ein nachhaltiges Verständnis zu fördern. Kinder und Jugendliche sind sehr interessiert an ihrer Umwelt, nehmen diese mit viel Aufmerksamkeit wahr und wollen (und sollen) sich einmischen. Denn sie sind die NutzerInnen und vielleicht auch die BauherrInnen, BürgermeisterInnen, ProjektentwicklerInnen, PolitikerInnen, LehrerInnen oder PlanerInnen von morgen!

Um nicht missverstanden zu werden: Mit Baukulturvermittlung ist nicht das Ausbilden von „kleinen ArchitektInnen“ gemeint, sondern ein Wecken von Raumverständnis und das Aufzeigen der Gestaltbarkeit und damit Beeinflussbarkeit von gebauter Umwelt. Der Begriff Baukultur umfasst dabei ein breites Verständnis von gebauter und gestalteter Umwelt: Es geht nicht nur um „schöne“ Gebäude (und damit nicht primär um Ästhetik bzw. „Baukunst“), sondern um die Gesamtheit von „Raum“ in seinen Dimensionen, Wirkungen, Beziehungen und Bedingungen. Es geht auch nicht ausschließlich um Gebäude, sondern gleichermaßen um den Raum dazwischen – den Freiraum. Baukulturvermittlung hilft sehfähig, sprachfähig und damit entscheidungsfähig zu werden.

Autorin:
Barbara Feller, Historikerin, Wien
Geschäftsführerin der Architekturstiftung Österreich

Bild:
Auto-Haus_© Wolfgang Holland

15 Kommentare zu “Sehen lernen, sprechen können, mitentscheiden

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  2. Wir befinden uns permanent in Räumen ob öffentlich oder privat. Ich denke dass es definitiv zur Bildung dazugehört sich in den Räumen in denen wir uns bewegen zurechtfinden. Es ist oft so, dass es nicht bewusst wahrgenommen wird, wie die Umwelt um uns herum gestaltet ist. Sehr interessanter Artikel, der anregt sich wieder bewusster mit der Umwelt auseinanderzusetzen.

  3. „Baukulturvermittlung hilft sehfähig, sprachfähig und damit entscheidungsfähig zu werden“, schreibt Barbara Fellner. Die Frage, die sich stellt, in wessen Aufgabenbereich diese fallen sollte: Das Elternhaus ist damit in den meisten Fällen überfordert. Woher sollte das nötige Wissen auch kommen. Auch die Lehrpläne der Pflichtschulen und allgemein bildenden höheren Schulen sind nicht tauglich, bei SchülerInnen ein Raumverständnis zu wecken. Dafür sind Erfahrungswerte erforderlich, die in der Unterrichtszeit nicht gesammelt werden können. Es fehlen die erforderlichen Stunden und die nötige Flexibilität in der Erfüllung der Lehrpläne, in denen Baukulturvermittlung in einer effektiven Form passieren könnte. Es sieht so aus, als würden wir uns noch längere Zeit damit bescheiden müssen, aufzuzeigen, dass Umwelt gestaltbar und beeinflussbar ist. Damit ist dem Wunsch, Baukultur zu vermitteln, aber bei Weitem nicht genüge geleistet. Starre Lehrpläne verhindern Kreativität auch über die Schulzeit hinaus und wie es scheint, sind die Handlungsspielräume auch in Zukunft gering. Unter dieser Voraussetzung werden die BauherrInnen, BürgermeisterInnen, ProjektentwicklerInnen, PolitikerInnen, LehrerInnen oder PlanerInnen von morgen in ihrem Verständnis für Baukultur dieselben sein wie heute. Leider.

  4. Ein wirklich interessanter Text, aber auch wie A. Steurer frage ich mich wie diese Baukulturvermittlung stattfinden soll. Andererseits sehe ich diese Angelegenheit etwas weniger skeptisch, und denke dass durchaus ein Teil davon oder zumindest ein Anfang in der Schule gemacht werden könnten. Natürlich hängt vieles vom Lehrplan ab, doch es ist auch Schulabhängig wie viele Freiheiten eine Lehrperson hat. Auch das Interesse der SchülerInnen und der Einsatz der Lehrkräfte wären gefragt, so wäre durchaus vorstellbar beispielsweise einen fächerübergreifenden Workshop zu diesem Thema zu organisieren. Das jeder mit seinem Tun eine gewisse Verantwortung trägt wird, denke ich, vielen erst spät oder im Nachhinein bewusst, wenn sich zum Beispiel Nachbarn negativ äußern. Das sich ein Gebäude auf seine Umgebung und auch auf das Leben vieler auswirkt könnte ein wichtiger Aspekt der Vermittlung sein. Ideal wäre es natürlich, wenn sich ArchitektInnen dazu bereit erklären würden an Schulen, oder gar ganz allgemein im öffentlichen Raum, anhand von Vorträgen oder dergleichen dazu beizusteuern den Menschen für die Architektur einen offeneren Blick und auch eine Sprache zu geben. Denn nicht nur Kinder könnten von einer solchen Wissensvermittlung etwas mitnehmen.

  5. Sehr gelungener Artikel! Wo soll Baukulturvermittlung stattfinden? Die meisten Menschen denken da natürlich sofort an die Schule – wieso auch nicht… Die Schule ist meiner Meinung nach der perfekte Ort um ein Grundverständnis in diesen Bereich zu vermitteln. Grundverständnis! Kein Expertenwissen! Der Lehrplan sollte natürlich erfüllt werde, jedoch nicht einschränken! Als Lehrperson hat man für gewöhnlich einen kreativen Kopf, wenn also ein Bedürfnis nach Baukulturvermittlung besteht, findet man einen Weg dies zu meistern und gut zu vermitteln. Schülerinnen und Schüler sind meistens sogar sehr dankbar darüber, wenn sie mit Themen konfrontiert werden, die im „späteren Leben“ sehr wohl nützlich sein können und alle betrifft. Zu Beginn finde ich persönlich es wichtig, dass besonders auf Interessensweckung der Fokus liegt. Schülerinnen und Schüler, die bisher noch kein Interesse an Architektur und Bauwesen hatten, Baukulturvermittlung nahe bringen zu wollen, ist wahrscheinlich wenig sinnvoll. Offen für Neues sein – das gilt nicht nur für Schüler und Schülerinnen, sondern ganz besonders für die Lehrpersonen.

  6. Ich stimme diesen Artikel vollkommen zu! Wir verbringen 2/3 unseres Lebens mit Wohnen, sowie der Großteil unseres Geldes fließt ins Wohnen und Bauen. Es ist ein sehr privater Raum an dem wir uns wohlfühlen, entspannen und auch viel erleben. Darum finde ich die Idee der Baukulturvermittlung sehr gut.
    Salzburg bietet bereits ein Angebot an, welches Architekturbegeisterte fördert und auch Unwissende erreichen will. Das at+s (salzburger modell prozesshafter architekturvermittlung) fördert und begleitet bereits seit 20 Jahren die Architektur- und Technikvermittlung an Salzburger Schulen. Sowie in der Architekten Kammer Salzburg finden Ausstellungen von Schülern und Schülerinnen statt die sich mit dem Thema Architektur und Stadtraum auseinandersetzen.

  7. Aufgewachsen in einer ländlichen, grünen Umgebung, wo man bis an den unverbauten Horizont sehen konnte, ist für mich das Themenfeld der städtebaulichen Entwicklung und Bewusstwerdung umso spannender. Mittlerweile wohnhaft in der Stadt, kann ich nur mehr an wenigen Plätzen bis zur Horizontlinie blicken. Dazwischen bieten Firmengebäude, Wohnhäuser und Wohnungstürme den BewohnerInnen Platz zum Leben und Arbeiten.
    Gerade im Sommer frage ich mich, wie viel Zeit ich innerhalb von bebauten und zugedeckten Räumen einnehme, wie oft ich draußen bin, wie oft im Halb-draußen (Balkon, Terrasse etc). In der Stadt zu wohnen, bedeutet auch ein anderes Gefühl für Natur zu erlernen, für Tiere wie Spinnen, auch für Erde, Schmutz und Dreck. In der Stadt bedeckt ein anderer Schmutz die Böden und Ritzen.
    Vermittlungsarbeit über Städtebau wird also umso erfolgreicher sein, wenn etwa nach einer Veränderung des Wohnortes selbst befragt wird. Im kleineren Sinne, und ohne die Stadt zu wechseln, wäre ganz klar die Schule oder auch das Zuhause einer Familie ein guter Ort für Vermittlungsarbeit, um sich mit der eigenen Wohnungssituation, der von unseren NachbarInnen im kleinen wie im globalen Sinn auseinanderzusetzen. Wie haben unsere Vorfahren und unsere Elternteile gewohnt? Wo verbrachten sie ihre Nachmittage? Welche Aktivitäten machen wir heute an bestimmten Orten bevorzugt? An welchen Gehwegen hasten wir dahin? Wo neigen wir zum Entlangschlendern?
    Auch eine Art Landkarte des Wohnorts kann einen analytischen, kritischen Blick auf sein Umfeld eröffnen, um so auch Veränderungen, Wertschätzung und Verbesserungen für vorhandene Orte zu schaffen.

  8. Die Baukulturvermittlung sollte sich umgehend mit den gesellschaftlichen Auswirkungen rund um die Folgen der zunehmenden Automatisierung und Digitalisierung unserer Lebens- und Arbeitswelt und den sich daraus ergebenden Fragen intensiv auseinandersetzen. Denn der Einfluss von gebauter und gestalteter Umwelt auf den Einzelnen wird um so größer, je mehr die Veränderungen dazu führen werden, dass nicht mehr alle ständig „arbeiten dürfen“ und auch immer mehr nicht-selbstbestimmte Freizeit „konsumieren müssen“. Auch wenn ich persönlich nicht daran glaube, dass die künftige Arbeitswelt eine rein automatisierte und digitale ist, wird sich die Mehrheit der Bevölkerung in Zukunft die Arbeit nicht frei von wirtschaftlichen Zwängen selbst frei einteilen können. Trotzdem wird es aber wesentlich sein, wie wir darauf reagieren, und über die Nutzung der großteils unfreiwillig gewonnenen „Freiräume“ emanzipiert entscheiden. In diesem Zusammenhang habe ich vom sogenannten „Amara-Gesetz“ gelesen, welches im Wesentlichen aussagt, dass in Bezug auf neue technologische Möglichkeiten Euphorie – und auch Angst – häufig dazu führt, die kurzfristigen Auswirkungen des Wandels zu überschätzen und jedoch die langfristigen Folgen zu unterschätzen.

  9. Der Begriff der Baukulturvermittlung war mir bisher nicht bekannt. Als angehende BE-Lehrerin finde ich das Konzept aber sehr spannend, vor allem da ich gegründet auf meinen eigenen Erfahrungen in der Schulzeit den Eindruck hatte, dass Architektur, wenn es sich nicht gerade um griechische Tempel und Säulenordnungen handelt, eine eher geringe bis gar keine Rolle im Unterricht spielt. Und das obwohl wie Sie schreiben, das Bauen, die gebaute Umwelt uns alle betrifft. Während wir, wie Sie anmerken, alle unsere Wohnträume hegen, wissen wir erschreckend wenig über Bauen, Architektur und Umweltgestaltung. Ich selber wohne in einem Vorort von Linz, der sich in den letzten Jahren sehr stark durch das Bauen und den Zuzug von vor allem jungen Familien verändert hat. Immer mehr Menschen wollen ins Grüne und neue Wohnanlagen werden kontinuierlich errichtet. Ich muss diesbezüglich immer an einen Beitrag denken, den ich vor einiger Zeit gelesen hat, der drauf aufmerksam machte, dass in Österreich so viel Fläche verbaut wird wie in kaum einem anderen europäischen Land. Das hat mich doch etwas erschreckt. Es wird so viel gebaut und verbaut, aber sich so wenig damit auseinandergesetzt. Ich denke, das von Ihnen beschriebene Konzept der Baukulturvermittlung ist deshalb wichtiger denn je. Denn Bauen und Gebäude repräsentieren nicht nur eine Gesellschaft, sondern beeinflussen sie auch. Diesen Einfluss zu erkennen und zu reflektieren scheint für mich eine wichtige Fähigkeit, die wir ebenso wie den Umgang mit Bildern, mit Kunst, mit Text lernen und lehren sollten.

  10. Den Artikel von Barbara Felder finde ich sehr interessant.
    Beleuchtet man das Thema der Baukulturvermittlung näher so wird einem bewusst, wie wichtig das Verständnis dafür ist.

    Denn es geht hierbei nicht nur darum ein kulturelles Verständnis für Architektur zu entwickeln, sondern es ist meiner Meinung nach ebenfalls sehr wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung, da man sich mit den eigenen Bedürfnissen auseinandersetzten muss.
    Man lernt Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und muss sich mit positiven und negativen Aspekten beschäftigen und diese abwiegen um zu einem Ergebnis zu kommen.

    Aus diesem Grund würde ich es auch sehr sinnvoll finden mit dieser Vermittlung in der Schule zu beginnen.

  11. Sehr interessanter Artikel!
    Die Wichtigkeit des Themas der Baukulturvermittlung und dem damit verbundenen Fördern von Verständnis und Interesse für unsere Umgebungsgestaltung wird klar deutlich gemacht. Es gibt nach wie vor neue Ideen für ein aktives Miteinander von Natur und Architektur z. B. im Bereich der Bauwerksbegrünungen (Fassaden oder Dachbegrünung), die nicht nur soziale, sondern auch ökologische Vorteile mit sich bringen. Rankpflanzen haben im Winter einen Isolationseffekt, während im Sommer die Kühllasten gemindert werden und begrünte Wände vorm starken Aufheizen bewahrt werden. Außerdem kann es einem nur helfen wenn man sich mit seinem eigenen Lebensstil und seiner Wunschumgebung auseinanderzusetzen. Wohnen macht einen Großteil unseres Lebens aus. Das ist Grund genug Interesse für die Mitbestimmung bei Architektur/Umweltgestaltung zu entwickeln, denn z. B. auch Siedlungensfreiräume werden gestaltet und das Thema betrifft nicht nur die Häuser.

  12. Der Beitrag ist wirklich sehr inspirierend. Sie spricht an, wie wichtig es ist, sich über die Umwelt- und Baukultur bewusst zu werden. Ihr geht es nicht um die Ästhetik von Gebäuden und Gebäudekomplexen, sondern vielmehr um das „große Ganze“. Sie spricht an, dass Kinder und Jugendliche besonders damit in Verbindung gebracht werden sollten, denn sie sind unsere Zukunft und können in kommenden Jahren vieles verändern. Was das angeht, werden einige Bewegungen bezüglich Klimaschutz schon auffällig. In Deutschland gibt es zur Zeit große Schülerprotest-Bewegungen gegen die derzeitige Energienutzungen. Sie fordern mehr umweltbewusste Entscheidungen in der Politik. Diese Jugendlichen haben das „große Ganze“ im Blick, denn sie wollen etwas in unserer Gesellschaft verändern, sie wollen eine bessere Erde schaffen und ihren Nachfolgern einmal ein besseres Leben ermöglichen. Dieses Bewusstsein erfahren die Jugendlichen vor allem in der Schule und es greift automatisch in Umweltgestaltung mit ein, weshalb in naher Zukunft vielleicht sogar große Umbrüche in Stadt- und Raumverständnis und dessen Umsetzung bald zu sehen sein könnten. Die Gesellschaft tendiert mehr und mehr dazu, weg von der Massenproduktion und hin zur naturfreundlichen Umgang hinzugehen. Vor allem die Bedürfnisse des Nächsten, der Gesellschaft und die anderer Kulturen werden beachtet, man möchte nicht mehr nur egoistisch „sein schönes Haus“ haben und weiterhin nur „für sich“ leben, sondern ist auf die gesamte Raumgestaltung fokussiert. Denn nur wer eine „zufriedene, gesunde“ Welt hat, kann die Umwelt auch nach derartigen Vorstellungen gestalten.

  13. In diesem Artikel werden viele wichtige Aspekte aufgezeigt und deutlich gemacht. Ich stimme Frau Feller völlig zu, dass Kinder und Jugendliche sehr an ihrer Umwelt interessiert sind. Doch es gibt kaum Möglichkeiten, diese Interessen zu verfolgen. Aber wer soll es den Kindern denn zeigen? Viele der Eltern verstehen selbst nur Bahnhof, weil es ihnen auch nicht beigebracht wurde. Als zukünftiger Werklehrer sehe ich es als meine Pflicht, den Kindern und Jugendlichen, die gebaute Umwelt näher zu bringen. Heißt nicht nur in der Theorie, sondern auch wirklich durch die Stadt spazieren und die Räume wahrzunehmen, um ein Raumverständnis zu entwickeln. Dieses Verständnis muss nicht nur im Werkunterricht aufgebaut werden, sondern auch fächerübergreifend wie in Geographie, Geschichte oder auch Biologie. Schülerinnen und Schüler freuen sich, wenn sie „lebensnahe“ Dinge kennenlernen können und diese mit ihrem zukünftigen Leben verbinden können.

  14. Abgesehen davon, dass jeder Mensch andere Vorstellungen und Bedürfnisse von seinem Wohnraum hat, setzt es natürlich eine dementsprechende Kompetenz im Umgang mit dem Raum voraus. Raum sollte genutzt werden als wertvolles Potential, als Möglichkeit zur Verwirklichung. Dazu gehört eben Bewusstheit. Mit Schülern schon spielerisch an das Thema heranzugehen, bringt sicher eine Bewusstheit. Vor allem kann ich bestätigen, dass es den Mädchen und Buben Spaß macht, selbst einen Raum nach ihren eigenen Vorstellungen zu bauen. Hier kann man schon erproben, welche Räume sie wann und wozu nützen und welche Räume eher nicht so wichtig sind und weggelassen werden oder anders integriert werden können. So kann man das Thema Wohnraumknappheit und Nachhaltigkeit auch besprechen. Hier muss abgewogen werden zwischen dem vermeintlichen Bedürfnis und den genannten problematischen Aspekten. Der vorher erdachten Wohntraum kann neu überdacht und ganz anders verwirklicht werden, viel praktischer und zweckmäßiger, aber dennoch gutaussehend und harmonisch. Wenn dieser dann noch in die Harmonie der Umwelt, in der er dann stehen soll, passt, dann ist es perfekt. Denn das Bild von der Architekturvielfalt, das sich oft in den Landschaften zeigt, ist das Ergebnis von individuellen Wohnträumen, aber leider insgesamt verheerend im Großen.
    „Irgendwo muss ich ja leben“, sagte kürzlich meine Oma, der eine Übersiedelung in ein Altenheim bevorsteht. Dieser Satz beinhaltet sehr viel Wahrheit. Irgendwo muss man ja leben.

  15. Auch wenn viele nicht genau darüber nachdenken, was für Zusatzkosten anfallen, wenn man weiter außerhalb wohnt, glaub ich doch, dass es den meisten unbewusst klar ist. Liegt es nicht auf der Hand, dass ich tiefer in die Taschen greifen muss, wenn ich mehr hin- und herpendeln muss, sowohl zur Arbeit, als auch um einzukaufen oder Freunde zu treffen.
    Ich denke, dass es hierbei um viel mehr als nur um materielles Geld und Finanzen geht. Es geht um den allgemeinen Begriff „Wert“.
    Mir persönlich wäre es viel wert, ein schönes Haus umgeben von Wald und Wiese zu haben, ohne Asphalt und Lärm. Wir denken mittlerweile traurigerweise hauptsächlich an Materielles, aber das hat eigentlich weniger Bedeutung, als die Dinge, die man nicht bezahlen kann.
    Wenn man mit dem Gedanken spielt, abgelegen von der Stadt zu wohnen, dann ist das schon ein Zeichen dafür, dass es auch etwas Schönes hat. Für mich gibt es hier einen Kampf zwischen Ruhe und Bequemlichkeit. Zwischen Schönheit und vielen Möglichkeiten.

    Mittlerweile ist es aber auch so, dass wir fast gezwungen sind, das Stadtleben in unseres zu inkludieren, auch wenn wir in einem schönen Holzhäuschen am Land leben. Durch soziales Umfeld, Arbeit, lebensnotwendige Dinge und benötigte Nachfrage haben wir keine Wahl. Es ist als würde man in die Stadt hineingezogen werden, in ein schwarzes Loch, welches immer größer wird.

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