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"Neuer Siedlungsbau"

Zukunft Stadt-Planung – die Kollision der Konflikte schlechthin.

25 Kommentare

maxRIEDER – Stadtplanung ist mehr als durch Farblegenden legitimierte 2D-Raumplanung.
Stadtplanung ist mehr als friktionsfreie flüssige Organisation der Verkehrsteilnehmer (mit unglaublich hohen öffentlichen Aufwendungen).
Stadtplanung ist auch mehr als die Suche nach Investoren, Begründung von Standorten und Adressen, Infrastrukturen und belebenden Nutzungen (des Terrains).
Stadtplanung ist auch mehr als die Ästhetisierung (oder Musealisierung) des öffentlichen Raumes und/oder Bauwerken.
Das wissen wir seit geraumer Zeit – zumindest sollten wir es mit der Aufarbeitung der Nachkriegsmoderne verstanden haben.
Was aber Stadtplanung mindestens heute und in Zunkunft leisten muss, ist nicht unbeträchtlich, ein Schlüsselressort mit Querschnittsbedeutung. Es sind die komplexen wechselseitigen Wirkungen zu koordinieren und diese zu mannigfaltigeren sozialen Milieus  mit körpererfahrbaren (Fuss und Rad) attraktiven Stadtgestalt zusammenzufassen.
Erfolgt dies nicht – wie vorherrschend – müssen wir von Siedlungsplanung anstatt von Stadtplanung sprechen.

Alter Siedlungsbau

Alter Siedlungsbau (Foto: maxRIEDER)

Hier gehen die Interessen weit (und auch schizophren) auseinander, die Nachhaltigkeitsmode und Gesellschaftsfrage offenbaren sich dabei:  Siedlung oder Stadt.
Wohnen in der Siedlung, leben in der Stadt? Urlauben in der Stadt, shoppen in der Siedlung?

Die Entwicklung sozialer Milieus und adäquater Stadtgestalt ist prozesshaft zu ermöglichen und sicherzustellen, unterschiedlichste AkteurInnen, stakeholder und shareholder sind miteinzubeziehen.

Architekturprojekte größeren Ausmaßes scheitern am Fehlen solcher Vorbereitungs- und Entwicklungsphasen, erzeugen Unmut, Bürgerproteste und Unverständnis. Nachgeschaltene Öffentlichkeitsinformationen eröffnen Tatsachen, begründen diese nicht einsichtig, vorgezogene Architekturverfahren erzeugen „Bauwerke mit Umraum bis zur Liegenschaftsgrenze“ und nicht mehr und kommen so unter nachträglichen Legitimationszwang.  Wo liegen die Gründe, dass eine umfassenden Erörterung der architektonischen Planungsgrundlagen – meist nur Fortschreibungen eines antiquierten Ist-Zustandes – im Vorfeld von Bauwillen nicht zustande kommen. Hat Stadtplanung keine fachlichen, zeitlichen und budgetären Ressourcen mehr, ist Stadtplanung heute als Servicebetrieb und Marketinginstrument für Investments degradiert worden?

Sind PlanungsstadträtInnen pervertierte RomatikerInnen, MasochistInnen, wenn sie das unmögliche Gemeinsame wollen oder scheitern sie an Verwaltung und am Egotrip der politischen Mitstreiter. Wenn dem so, ist dann frage ich mich, warum die Instrumente der Stadtplanung nicht an die Zeit der Kooperation (spätestens seit Richard Senneth, 2012) anpassen um mehr Gestaltungsmöglichkeiten durch Involvierung verschiedender Interessenslagen  und deren Ausverhandeln zu erreichen (Zivilgesellschaft).  Selbst in den Massenuniversitäten lautet mittlerweile die Entwicklungsreihe für Architektur: Wahrnehmen-Analysieren-Research-Vergleich-Bewerten-Szenarien-Masterplan-Architekturentwurf als „state of the art“. Warum haben wir heute den Eindruck und das Unbehagen, dass Planungshoheit überholte Doktrinen umsetzt. Bloßes Planungsservice erzeugt die vertiefende Aufsplittung der gemeinsamen Stadt zu Einzelparallelentitäten und autonomen Einzeldisziplinen (Infrastruktur, Verkehr, Nutzungen, Umwelt, Eigentum usw.). Dadurch wird die Querschnittsmaterie RAUM zerlegt in Busspuren, Radwege, Fussgängerbereiche, Kfz-Spuren, Kunstzonen, Stadtbegleitgründ, Beleuchtung und Beschilderung, Müllentsorgung usw. . Die Fragmentierung nimmt so ihren expertisenhaften, deligierten Lauf und hinterläßt Praterdesign, Vorstadttranisitidylle und Outdoorjunkspace.

Stadtleben (Foto: maxRIEDER)

Stadtleben (Foto: maxRIEDER)

Wir sind ohnedies immer einen Paradigmenwandel unterworfen, manchmal augenscheinlich, manchmal hintergründig, aber eines ist gewiss, der Paradigmenwandel in der Stadtplanung ist längst leidvoll evident: zukunftsfähige Stadt(planung) ist kooperativ, prozesshaft und mündet erst danach in Verwaltungsakte, gemeinderätliche Beschlüsse und architektonische Ausformulierungen des Bauwerkes, der Landschaft dgl.. Die Überlagerung und Gleichzeitigkeit von antiquiertem Städtebau  und Architekturfindung in einem Aufwasch/Verfahren erzeugt kaum Nachvollziehbarkeit, Transparenz und Einsicht für Außenstehende und unmittelbar Betroffene, verärgert mögliche stakeholder und überfordert ArchitektInnen.

Wir sollten zuversichtlich sein, dass eine emanizipierte und offene  Stadtplanung zum Diskurs und Austausch „Stadt ansta(d)t  Wohnsiedlung“ beiträgt und neue Instrumente, Methoden der Verständigung und des Austausches  als verantwortungsvoller Partner der PlanerInnen vermehrt erprobt, etabliert und vorbereitenden Konsens und Qualititäten sichert, aber  vorallem fordert („reclaim the life“).

Die gegenwärtige Wiederentdeckung des Wohnbaus und damit maßgeblichen Quantität des Stadtkörpers bedarf ebenso einer Neuausrichtung und radikalen Reflexion.
Ist Wohnbau nachhaltig, definitiv nein.

Monofunktionaler Siedlungswohnbau sind die wertlosen Ruinen der Zukunft, unzumutbare Vorgabe für unsere Kinder, Kindeskinder und NeffInnen. Können wir in Zukunft diese Stadtleben zerstörende und auflösende Entwicklung durch öffentliche Gelder weiter verantworten? Seit Jahrzehnten wird durch geförderten gemeinnützigen Wohnbau aufgrund politischer Vorgaben und Selbstreglement keine Stadt sondern nur eindimensionale Siedlungen und Wohnghettos produziert, die das Leben und die Geschichte der europäischen Stadt in beängstigter Weise negieren. Trotz aller Wohnungsbedürfnisse und Slogans der Immobilienwirtschaft und Gewerkschaften „baut mehr (und billiger)“, welche periodisch aufflackern wenn politische Einfaltslosigkeit und Überforderung manifest werden, stellt sich die Frage: „Bauen wir um zu leben oder  bloß um untergebracht zu werden?“

stadtleben2

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Autor:
maxRIEDER by sepp dreissinger2009maxRIEDER
maxRIEDER.at
ArchitekturWasserStadtLandschaft&Gestaltungsprozesse
plant&baut&lehrt&mediert&reflektiert

25 Kommentare zu “Zukunft Stadt-Planung – die Kollision der Konflikte schlechthin.

  1. Stadt-Planung, die Planung eines zentralen Ortes. Ein zentraler Ort, eine Kulturraumverdichtung die in der Regel dicht besiedelt ist. Das Gegenteil davon wäre, wenn ich es richtig verstanden habe ein Dorf oder eine Kaserne bzw. Wohnquartier.
    Raumordnung, eine nachhaltige Raumentwicklung, welche soziale, wirtschaftliche und ökologische Ansprüche im Sinne der Öffentlichkeit in Einklang bringt. Bücher wurden darüber verfasst, Statistiken erhoben. Es verwundert mich immer wieder, dass man für die Planung eines Hauses etliche Jahre studiert haben muss, jedoch für die Planung einer ganzen Stadt mitsamt Verkehrskonzept reicht es vielerorts aus, ein Amt zu besetzen. Politik beinhaltet anscheinend eine all umfassende Architekturausbildung.

  2. Gelesen in den Salzburger Nachrichten, 4. Mai, Thema: Arbeit für Ältere, ein Salzburger Unternehmer (auch im Wohnbau tätig) sagt „er brauche keine staatlichen Förderungen für ältere Mitarbeiter, sondern einen fairen Wettbewerb. Damit meint er, dass vor allem die öffentliche Hand Aufträge nicht nur nach dem billigsten Preis vergeben dürfte, sondern auch andere Kriterien heranziehen müsste: etwa wie viele ältere Mitarbeiter ein Unternehmen beschäftigt oder wie viele Junge er ausbildet…“ Weitergedacht hieße dass: eine Politik, die endlich menschliche Realitäten in Entscheidungen mit einbezieht, Planungen auswählt die Probleme lösen und nicht auf irgendwann verschieben (Verkehrsplanung/ demografischer Wandel, e.c.) und endlich aus Fehlern lernt!
    „Bauen wir um zu leben oder bloß um untergebracht zu werden“…damit wir dann in unserer so genannten Freizeit weiß der Teufel wohin müssen um zu finden was wir brauchen? Ein bisschen Raum, Begegnungen, Abwechslung (von was?), überraschende Lösungen?

  3. Reza Ghanei (Architekt im Iran – studierte in Teheran und Paris, lehrt an der Uni in Isfahan und Qazvin)kleidet traditionelle Elemente persischen Bauens in ein modernes Gewand. Sein Büro Polsheer Architects residiert in einem 300 Jahre alten Hofhaus, für dessen Restaurierung er den Unesco Heritage Award erhielt.
    Im Inerview mit dem Standard spricht er über „ die Poesie des Raums“:
    „ Ich versuche immer mit meiner Architektur eine Identität zu transportieren. Ich suche Lösungen, die gleichzeitig zeitgemäß und iranisch sind und eben kein Abbild globaler Trends.
    Wenn wir über Architektur als Kunst reden, meinen wir die Poesie des Raums. Leider gibt es in Isfahan nur noch 10 Prozent alter Bauten, alle anderen wurden abgerissen und durch sehr hässliche Architektur ersetzt.
    Mein Büro gehört zu den 10 Prozent, die noch nicht abgerissen wurden. Ich liebe dieses Haus sehr – wenn man dort arbeitet, erfährt man direkt, was orientalische Räume sind.
    Sinngemäß wiedergegebenes Interview mit dem Standard vom 11.5.2013
    Umgelegt auf die Bauart in den Alpen – ich denke da im Speziellen an alte Bauernhäuser – glaube ich zu ahnen, wovon Ghanei redet, wenn er von der „ Poesie des Raumes“ spricht.
    Ich meine diese spezielle Atmosphäre, die man spürt, wenn man ein altes, unverfälschtes, in seinem Ursprünglichen belassenes (bestenfalls behutsam und original restauriertes) Haus betritt.
    Die Raumplanung betreffend passiert leider auch in unseren Dörfern(Städten) dasselbe, wovon Ghanei in Bezug auf Isfahan erzählt.
    Es werden gewachsene Dorfstrukturen zugunsten neuer Architektur und kostengünstigem – oft großem und hohem – Bauen zerstört.
    Auffallend bei dieser „Neugestaltung“ ist, dass es sich meistens um öffentliche Bauten handelt, die auch in Bezug auf Kubatur und Standort wahrlich „überragend“ sind.

  4. Dürfen/Sollen/Können wir noch in den Städten leben? Massive Verkehr, wenig Grünraum, dichte Wohnbauten, alte Häuser, die teilweise restauriert sind, hohe Mietkosten,…
    Auf die Frage: „Bauen wir um zu leben oder bloß um untergebracht zu werden?“ – Denke, dass derzeit nur ums untergebracht werden gebaut wird, und der Versuch „Bauen um zu leben“ muss noch aufgearbeitet werden und bessere politische Lösungen geben.

  5. Was die Bevölkerung betrifft, für die diese Wohnsiedlungen (anstelle von der Stadt angepasster Architektur) gebaut werden, so denke ich, dass die Nachfrage nach eben diesen stätischen Siedlungsräumen weiterhin bestehen bleibt. Denn was wünscht sich beispielsweise eine junge Familie? Sie möchte in der Stadt leben, ja, um nicht zu weit weg vom großen Geschehen zu sein – Wir sind doch keine Landeier! – aber außerdem möchte sie ihre Ruhe haben, die sie in eben solchen Siedlungen findet, oder zu finden scheint. Eine Siedlung mit möglichst wenig Autos, damit die Kinder auf der Straße Federball spielen können, wenn sie es schon auf der schön angelegten Grünfläche mit dem „Betreten verboten“ Schild (wenn auch nur in den Köpfen der Anwohner) nicht machen können – das wiederum schließt aus, dass die Siedlung allzu viele Zwecke außer dem Wohnzweck hat, denn wo Geschäfte sind, sind auch Kunden mit ihren Autos, und das wollen wir ja nicht, wir wollen unsere Ruhe.

  6. Statt dem Slogan „Baut viel, aber billig!“ sollte man auf das ursprüngliche „Baut weniger, aber qualitativer“ zurückgreifen.
    Welchen Sinn hat es billige Wohnbausiedlungen zu bauen, die innerhalb kürzester Zeit erste Baufälligkeiten aufweisen?
    Doch…
    Ein Anderer hat wieder eine Arbeit oder die Geschäfte verdienen wieder damit!
    Ja, denkt man aber an den Besitzer/ die Besitzerin, so ist es nichts anderes außer Ärger und schlussendlich kann es sogar sein, dass es letztendlich mehr kostet. Stellt man einen Vergleich her zu alten Bauernhäusern, so sind die Immobilien viel nachhaltiger und origineller. Durch die naturbezogene Bauweise und Einrichtung, abwechselnde Harmonie des Wohnmilieus der grünen Außengestaltung entsteht in mir ein angenehmes Wohlgefühl. Dort entsteht für mich Heimat, weil der Raum zu leben anfängt und nicht alles so geradlinig wie bei Neubauten ist. Ferner ist Holz für mich ein lebendiger Rohstoff und auch das Umfeld, in dem man lebt, nimmt einen großen Einfluss auf mein Wohlbefinden ein.

  7. Der/Die Eine fühlz sich im Zelt ,unter freien Himmel wohl, der/die eine füht sich in einem Haus wohl, der/die fühlt sich am Land wohl, der/die in der Stadt, der/die fühlt sich unter verschiedenen Menschen/Kulturen/ Bräuchen wohl, der/die eine fühlt sich wohl wenn er/sie allein zurückgezogen ist. Sollte jemand aber, mir gegenüber, behaupten er fühle sich in einer Gemeindebauwohnung, in einem Wohnblock (Lehen, Liefering, usw.) wohl, bezichtige ich der Lüge. Da dem nicht so sein kann, sollte man sich in der Stadtplanung mehr über Psychischen/Mentalen Auswirkungen der Stadt, auf die Menschen/ Bewohner machen und sich vielleich an „Historischen Gebäuden/Proportionen“ richten, als wie die sogennante „MODERENE“ Architektur, versuchen das Rad neu zu erfinden.

  8. Mir wären dynamische Wohnbauten auch durchaus lieber. Zum beispiel Wohnungen, wo Gemeinschaftliches Wohnen möglich ist. Vielleicht findet es nicht jeder schön in einem Wohnhaus zu wohnen, in den die Aufgaben der Hausverwaltung aufgeteilt werden, Generationenübergreifend geplant wird, weil man ja, gerade wenn man nach Hause kommt, seine Ruhe haben möchte. Schlussendlich wird aber oft das Gemeinschaftswesen in den neuen Wohnräumen und Stadtplanungen vermisst. Man trifft sich nicht mehr auf den Vorhof um dort gemeinsam ein Bierchen zu trinken und wenn ja, ist es nicht so gern gesehen, man könnte ja auffallen. Gemeinschaftliches Wohnen klingt für mich interessant, weil es Gemeinschaftsräume gibt, eine Gemeinschaftsküche, Aufenthaltsräume, wo sich die Bewohner der einzelnen Wohnungen treffen, sich austauschen oder auch ihre Ruhe in der Wohnung finden können. Eine Art semiöffentlicher Raum, der das Auffeinandertreffen zulässt, jedoch nicht erzwingt. Diese Art der Wohnungsplanung ermöglicht selbstständiges Wohnen für ältere Generationen, Freiraum für junge Familien, einen Blick über den Tellerrand für Alle.
    Diese Idee des miteinander Wohnens fand ich sehr interessant und wollte sie aus diesem Grund an dieser Stelle ansprechen.

    • Liebe Mareike! Ich weiß, dass es ein unkonventioneller Weg ist dich zu erreichen, aber beim Fallenden Schleier Larp hab ich vergessen dich nach deiner Nummer zu fragen. Ich bin da Fabi (Oxi) und wollte dich gerne noch mal sehen. Ich weiß nciht mal, ob du das hier je lesen wirst, aber falls du dies tust, so schreib mir bitte eine SMS an meine Nummer: 0676/5851944
      Danke, falls du dies hier liest und antwortest.

  9. @Mareike:
    die idee des miteinander Wohnens wie du es beschreibst oist total interessant und eigentlich in der Schlussfolgerung total logisch!! nur eines es ist leider nicht möglich, dass es die Gesellschaft oder zumindest ein Großteil dieser Gesellschaft, schaft einen zusammenhalt zu entwickeln geschweige denn, das Alt und Jung zusammenleben, die Alten sind ein klotz am bein und die Jungen sind zu laut, wircklich Schade man würde sich sehr viel Infrastruktur sparen, Kindertagesstätte, Altenheim…

  10. Ich denke, dass diesbezüglich in den nächsten Jahren ohnehin ein Umdenken stattfinden wird. Die meisten Städte entstanden mehr oder weniger aus Zufall, ihrer infrastrukturellen Positionierung und dem Phänomen der Urbanisierung seit der Industrialisierung. Durch die politischen und historischen Kontexte wurde sich auf den einen, den einfachsten, den billigsten und im Gedankengang natürlich vordergründigsten Aspekt konzentrieren: Wohnmöglichkeiten zum Wohnungszweck.

    Dies dürfte sich in den nächsten Jahren verändern, denn es wird aktuell – zumindest in meiner bescheidenen Empfindung – verstärkt darauf geachtet, sich einen langfristigen Platz zum Leben, wie es im Schlusssatz schön angeschnitten wird, zu finden, der angenehm ist; so angenehm, dass er langfristig nutzbar ist. Dies kann nur durch eine Prioritätenverschiebung geschehen, der Wohnplatz muss mehr sein als nur ein Platz zum Wohnen. Im besten Falle kann man sich mit ihm identifizieren und findet alle Möglichkeiten vor, die man möchte: Ein Zuhause; durch die Lage in der Stadt Zugang und Nähe zu kulturellen, aber auch fundamentalen Institutionen (von Museen über Krankenhäuser zu Lebensmittelversorgung etc.); einen Ort zum Entspannen; einen Ort zum Genießen von Natur, u.v.m.

    Durch eine verbesserte Struktur, ein Umdenken in der Wohnplatzauswahl, das ganzheitliche Prinzip der Architektur (wie im Artikel „Innovation aus Erfahrungswissen“ auf dieser Seite bereits angesprochen) und einen kollektiven Effort der Gemeinschaft dürfte dieses fast utopische Zahl durchaus umzusetzen sein (sh. Kommentare von Mareike Klein und emmirehmann).

    Interessant wird aber zu sehen, ob die aktuellen Problematiken der Politik und Wirtschaft diesen Effekt einschränken, ob sich eine etwaige Veränderung wirklich durch alle Bevölkerungsschichten zieht bzw. überhaupt ziehen kann und wann die kollektive und praktische Umsetzung dieses Denkens vonstatten gehen wird.

  11. Wohnst du noch oder lebst du schon?
    Es zieht sich wohl durch alle Lebensbereiche, dass nicht mehr Qualität sondern Quantität zählt!
    Dabei ist gerade unser Lebensraum, doch das woran Jede und Jeder das Recht haben sollte,
    mitzugestalten!
    Also wohnen wir noch oder leben wir schon? Und damit meine ich nicht den nächsten
    Ikea Besuch!!!

  12. Wohnraumqualität schaffen, heißt auch Zeit zum Zuhören haben : Aktiv die Bevölkerung miteinbeziehen und gemeinsam Bedürfnisse erarbeiten ist ein wichtiger Prozess, der für die Fachplaner völlig neue Grundlagen bieten kann. Der Aufwand für Zeit und Engagement rechnen sich: positives Beispiel – so kann es gehen: Wettbewerb mit Bürgerbeteiligung Gemeindezentrum Fließ:
    Teil 1: http://tinyurl.com/o26nzym
    Teil 2: http://tinyurl.com/przu6g6

  13. „Stadt ansta(d)t Wohnsiedlung“

    Eine Stadt als ein unendlich wandelbares „Wesen“ zu begreifen, dass sich über kooperative Planungsprozesse unaufhörlich weiterentwickelt, an die Gesellschaft anpasst, und die Gesellschaft formt stellt hohe Anforderungen an seine Bestandteile.
    Diese müssen multifunktional geplant und bedarfsabhängig rasch umzuwidmen sein. Denn je ausschließlicher ein Gebäude oder Bauwerk einer Funktion zugeordnet ist desto wirksamer wird die prozesshafte Anpassung und Erweiterung des städtischen Lebensraums verhindert, und desto träger ist das Wesen.
    Von den Gebäuden abgesehen, die diesen Anforderungen wohl kaum gerecht werden, stosse ich mich besonders am motorisierten Individualverkehr und dem wahnsinnigen Bedarf an Verkehrs- und Parkflächen. Der hohe Stellenwert des Automobils in unserer Gesellschaft ist für mein dafürhalten eine der erbärmlichsten Erscheinungen unserer Zeit und zu unser aller Nachteil ein dominanter Bestandteil unserer Umwelt.
    Eine Stadt ist für mich ein vornehmlich zu Fuß wahrnehmbares Gebilde mit einem weitreichenden öffentlichen Verkehrsnetz, und guten Verbindungen in das Umland.

  14. Es muss auch beachtet werden, welche Probleme und Kosten eigentlich erst durch den vermeintlich billigen, monofunktionalen Siedlungsbau entstehen.
    In den Wohnghettos werden tausende Menschen untergebracht. An den Wochentagen müssen sie zur Arbeit fahren, am Wochenende wahrscheinlich zum Einkaufen, ins Grüne oder zu sonstigen Aktivitäten. Immer entstehen Fahrwege. Auch wenn wir den Menschen an sich außen vor lassen, welcher eine solche Wohngegend nur schwer sein zu Hause nennen kann, so sollte es heutzutage zumindest ein Anliegen der Regierung sein, Fahrwege zu reduzieren, Alternativen zum Autoverkehr zu bieten. Was wäre da umweltschonender als der Weg zu Fuß oder mit dem Rad?
    Was fehlt sind die kurzen Wege, welche mit monofunktionalem Siedlungsbau nicht zu realisieren sind.

  15. Zur Stadtplanung stellt sich die Frage, welche Institutionen oder Instanzen am Entscheidungsprozess beteiligt sein sollen. Welches Verständnis von “Stadt” nimmt man zur Grundlage, als Basis auf der man Entscheidungen treffen kann? Eine Stadt funktioniert wie ein komplexer Organismus, in dem die einzelnen Aspekte gar nicht mehr getrennt voneinander betrachtet werden können. Alles ist miteinander vernetzt.
    Wenn wir aber im Falle einer Stadt von einem Problem organisierter Komplexität (Jane Jacobs) ausgehen, lässt sich diese viel differenzierter betrachten. Sie wird zu einem Organismus, etwas lebendigem, Ganzen! Plötzlich gibt es nicht mehr nur den Durchschnittsbürger mit seinem Durchschnittseinkommen, sondern eine Menge anderer Faktoren kommen ins Spiel. Kulturelles Angebot, Stadtverkehr, Industrieanlagen und vieles mehr. Dieses Bild hilft uns, besser zu verstehen, was um uns herum passiert und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen. Vielleicht führt die Betrachtung der Stadt, in derselben Weise wie wir einen Organismus betrachten, zu einer größeren Sensibilität im Umgang und ihrer Planung. 
    Gleichzeitig erhält aber auch ihr Bewohner eine neue Bedeutung, er wird vom Objekt zum Subjekt. Er spielt eine aktive Rolle, wird mündig. Der Bewohner darf Ideen haben, statt diese nur zu konsumieren. Diese Überlegungen führen uns weg von der Idee des Stadtplaner als Autokrat.

  16. Ja! Sie haben es auf den Punkt gebracht.

    „Hat Stadtplanung keine fachlichen, zeitlichen und budgetären Ressourcen mehr, ist Stadtplanung heute als Servicebetrieb und Marketinginstrument für Investments degradiert worden?“

    Das Hauptproblem ist und bleibt seit jeher die Entscheidungsinstanz. Verschimmelt und isoliert in ihren Ämtern. Während Architekt/innen, Stadtplaner, Raumplaner geschult und sensibilisiert werden, erfährt die Stadt seit Jahrzenten kein Aufatmen. Schon so lange versumpfen intelligente Ansätze an nur einzelnen, entscheidenden Individuen. Die Stadt soll nicht neu definiert werden; und was hier für die Stadt gilt soll auch für deren Bauplätze gelten. Doch wenn gar Entwicklung bzw. deren Möglichkeit schon im Keim erstickt wird bleibt nicht viel übrig als immer und immer wieder einzeln und isoliert zu denken und zu handeln.

    Das Kredo „Wer einmal gut mitgespielt hat – der darf gerne wieder“ baut heutige Stadt – leblos und langweilig.

  17. Alle Prozesse der Umsetzung des Städtebaus werden von der Politik geregelt. Die Städteplaner mutieren zu Flächenverwaltern, die nach Ästhetik, definiert von der Gewohnheit, und zur Kostensenkung handeln. Wie kann sich eine Stadt so weiterentwickeln und eine Basis für die Zukunft werden? Wie kann Nachhaltigkeit in ihrer Komplexität im Bereich des Städtebaus und der Stadtplanung verwirklicht werden?

    Der größte Teil der Städte in Europa ist bereits gebaut. Hohe Priorität muss daher auf den Bestand gelegt werden. Große Areale werden durch die fortschreitende Deindustrialisierung wieder freigegeben. Diese bieten großes Potenzial zu Mischbauten transformiert zu werden. Im Gegensatz zu kühnen Neubauten, die meist nur eine monofunktionale Funktion aufweisen wie z.B. Wohn-, Industrie- und Bürobauten, integrieren diese vorhandene Individuen und werden durchgehend frequentiert, wodurch ein Sicherheitsgefühl geboten wird. Die Distanzen werden minimiert und Ressourcen werden gespart und gleichmäßig sowie effektiv genutzt.

  18. Urban planning is very important factor of society`s development. City is a unit of all kinds of different people and urbanists can limit them with wrong decisions. As written in the article, nowadays city is fragmented. Working district, shopping center, residential district, university campus; just points of interest and function which are working together as city. In the past buildings where multifunctional. In the ground levels were shops, bar, hairdressers, shoemakers and one didn`t have to go far to get all services that one needed and in upper levels were apartments. What is the future of urban planning and its trends? Should we bring this multifunctionality back? Do we need more green areas or more skyscrapers? Should we close city centers for cars and use more often the public transport? I think that most important fact is that citizens want to be able to move freely and not be restricted by pedestrian crossings, cycling paths. In the future we can stop to limit people`s movement, slow down the traffic and still keep the flow of the city.

  19. „Bauen wir um zu leben oder bloß um untergebracht zu werden?“

    Mit besagter Aussage schneiden Sie meiner Meinung nach ein wirklich essentielles Thema an. Stadtplanung und Wohnbau sind zwei Bereiche, die in der Architektur und vor allem ihrer Bedeutung wegen Hand in Hand gehen sollten, dies aber nicht immer tun.
    Für den Architekten/die Architektin, der/die im weitesten Sinn als „Gestalter/in“ agiert , sollte stets die zukünftige Nutzung bzw. im Wohnbau die zukünftigen Nutzer/innen das Maß aller Dinge sein.
    Wie kann man das Leben der Bewohner, seiner „Konsumenten“ beeinflussen oder „optimieren“ – wie kann man als Architekt „emanzipierten“ Wohnbau schaffen? Besagte Aufgabenstellung ist eine durchaus schwierige – der Wohnbau ist meiner Meinung nach die große Aufgabe der nächsten Generation Architekten.
    Dennoch fehlen wirklich großen Projekten im Wohnbau oft inhaltlich dichte Entwicklungsprozesse ( u.a. aufgrund von Zeit und Geldmangel ) und eine „offene Stadtplanung“ bleibt eine Wunschvorstellung. In diesem Kontext fallen mir einige Beispiele ein, doch Tatsache ist: stellt sich einem als Architekt die Politik entgegen, ist es mehr als schwierig seiner Intuition zu folgen, seine Ideen zu verwirklichen, geschweige denn, den „besten“ Entwurf zu liefern.

    Das Problem liegt daher meiner Meinung nach in der Entscheidungsfindung – wer sagt,plakativ formuliert, ja oder nein? Die angehende Bürokratisierung jeglicher Verwaltungsangelegenheiten in Politik, Recht und Bau verkomplizieren Entscheidungen und machen es sinnloser Weise noch schwieriger gute Konzepte und Entwürfe in die Realität um zu setzten.

  20. „-Sind PlanungsstadträtInnen pervertierte RomatikerInnen, MasochistInnen, wenn sie das unmögliche Gemeinsame wollen oder scheitern sie an Verwaltung und am Egotrip der politischen Mitstreiter. Wenn dem so, ist dann frage ich mich, warum die Instrumente der Stadtplanung nicht an die Zeit der Kooperation (spätestens seit Richard Senneth, 2012) anpassen um mehr Gestaltungsmöglichkeiten durch Involvierung verschiedender Interessenslagen und deren Ausverhandeln zu erreichen (Zivilgesellschaft)“

    I believe that we are still on the age of experimenting and the city-planning techniques applied in the history were experiments, but the definition of good urban planning for the future is still ambiguous. Experiments were needed to see if a theory can work, but as mentioned in the quote, the theory is not the only thing. Politics and economics, popular visions play their role as well. I would stay on Senneth’s side on his view about “The Open City”, but one should keep in mind that his theory cannot be possible in every city. For instance, his examples about Naples and Frankfurt: Naples is seen as an open city that works similar to an organism. But Naples will stay as Naples and is not on the edge of getting over-populated or newly infrastructure. An “open-city-like” approach was made in the seventh district in Vienna, followed by the regulation and legislation by the authorities, due to economic booms, better urban planning, and preservations. Main changes were during the Athens charter (CIAM) about the division of industry, leisure and residential areas*, and the seventh district was chosen to be a residential one, therefore most of the industry was relocated. Other came in 1980’s with tertiarization and municipal support for remixing the units again: the spreading of service industries (later called “creative industries”), enterprises and apartments. The famous “Hinterhof Industrie” district, Vienna’s heart of small enterprises and crafts (most of them are recently dying out because of the high expenses due to the district’s popularity and high interest of real estate agencies on restoring all the buildings as residential areas), became an area of fancy design clothes/offices with high-rent loft apartments, enjoying the high window setting. Do we achieve preservation by keeping the building the same and letting the tacit knowledge of crafts die out?
    *This view was thought to be the best for the common good, after 30-40 years, it was declined, but this experiment was needed for denial.

  21. Mit der Eichstraßenbrücke und ihrer Fertigstellung im Herbst 2018 stand in den Salzburger Zeitungen eine Frage zur Debatte: Warum wurde kein Radweg eingeplant? Jetzt im Dezember kann man noch immer eine Schimpftirade von XY in der Unizeitung der ÖH nachlesen.
    Das Ignorieren der Bedürfnisse von Radfahrern beim Bau einer Brücke mit 100 Jahren Lebensdauer lässt einen Pessimisten nicht nur auf Einzelparallelitäten schließen, sondern auch auf einen nicht vorhandenen Willen zur Kooperation. Im obigen Artikel wird dies ja ganz klar gefordert, weil die Stadt der Zukunft bestimmt nicht so aussieht, wie die Stadt von gestern oder heute und ihre Bewohner auch andere Bedürfnisse haben werden. Optimisten sagen, man könnte die Brücke zur Radfahrerbrücke umfunktionieren. Natürlich könnte man das.

  22. Eine Stadt zu planen, ist vielleicht einfacher, als an einer vorhandenen Stadt, etwas zu verändern. Nur wenige Städte wachsen von heute auf morgen, bzw. in etwa zehn Jahren aus dem Nichts. Doch sie gibt es, ein erschreckendes Beispiel dafür ist Hurghada in Ägypten, das zeigt, wie Städte herauswuchsen und inmitten dieses Prozesses wieder abstarben. Nun steht alles in einem Zustand einer künstlichen Erweckung aus der Wüste hauptsächlich aus Hotelgebäuden und verlassenen halb erbauten Gebäuden. In Erwartung des großen Reichtums, bzw. der Chance für die verarmte Bevölkerung für Arbeitsplätze kam 2017 der Anschlag und die Touristen blieben aus, die Angst für erneuten Attacken hielt sie fern von dieser Stadt/von diesem Land. Dramatisch.
    Die Ruinen, der Zustand. Selbst die Architektur, die anscheinend erst wenige Jahre auf den Buckel haben soll, ist für unsere westlichen Verhältnisse in einem sehr schlechten Zustand. Es ist eine andere Welt. Für unsere Verhältnisse wären diese Zustände der Gebäude als baufällig zu bezeichnen, doch für ihre Verhältnisse sind sie Luxus.

  23. Ein Schulgebäude der Zukunft hat für mich eine Architektur, die lichtdurchflutet ist und wenig bis gar keine Ecken und Kanten hat. Darf ruhig einen Touch Rudolf Steiners Idee nachkommen. Jedenfalls soll sie auch Kunst sein dürfen. Es geht hier weniger um das Schulgebäude selbst, sondern auch um eine neue Idee von Schule. Sie soll nicht nur schwarz-weiß sein, sondern viel mehr Farben dazwischen, gedanklich und optisch gesehen. Es sollen sich sowohl Begegnungsräume darin befinden, in denen sich Jung und Alt trifft, die voneinander lernen, d.h. es sind nicht nur Lehrer_innen als Erwachsene anwesend, sondern auch andere Expert_innen einer Profession, die sich mit Kindern und Jugendlichen austauschen und ihr Wissen generieren. Aber es gibt auch konventionelle Räume, die Hörsälen gleichen, um Grundwissen zu erarbeiten. Es gibt viel Glas in diesen Räumen und sie sehen etwas futuristisch aus. Die Begegnungsräume sind ebenerdig und in Holz gehalten mit bequemen Sitz- und Rückzugsmöglichkeiten. Es soll eine Mischung aus Sachlichkeit und Bequemlichkeit an Ausstrahlung haben, in der sowohl Konzentration als auch Kommunikation gefördert wird.

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