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bunt ist besser als grau 014 ausschnitt alexandra gruchmann

UNGEWOLLT – es geht weiter…

4 Kommentare

originalbild der salzburger nachrichten salzburg.com bereitgestellt von alexandra gruchmann24.9.2014: SN/Online informiert über ein  Projekt des Seelsorgeamtes der Erzdiözese Salzburg anlässlich des Rupertikirtages:

„200 Wollknäuel haben – vorwiegend die weiblichen – Besucher des Rupertikirtags in den vergangenen Tagen in der Franziskanergasse beim Infopoint Kirchen „verhäkelt“. „Zwei oder drei Quoten-Männer pro Tag haben aber schon auch mitgearbeitet“, berichtet Gabi Treschnitzer, Projektleiterin.

Aus den bunten Flecken ist ein Mantel für die Marmor-Figur des heiligen Rupert entstanden, der vor dem Eingang zum Dom steht. Ziel der Aktion: „Ein Kirtag entsteht immer wegen eines Kirchweih-Festes. Wir wollen neben all dem Spaß am Platz auf den Ursprung des Rupertikirtags hinweisen“, sagt Treschnitzer. Ein „kunterbunter Heiliger“ vor dem Eingang zum Salzburger Dom weist darauf hin, dass er der Anlass ist, warum um ihn herum Kirtag ist.“

bunt ist besser als grau 014Von: Alexandra Gruchmann
Gesendet: Mittwoch, 24. September 2014 12:04
An: ‚infopoint@kirchen.net‘
Betreff: Einstrickung

Liebe Frau Treschnitzer,

anlässlich des Berichtes über den Pulli für den Hlg. Rupert, und des Hinweises „Betteln erlaubt, geben auch“ auf Ihrer Homepage, möchte ich Ihnen im Anhang ein von mir inszeniertes  Foto zu gleichermaßen beiden Themen schicken. Der Titel lautet „Bunt ist besser als Grau“ und ich verstehe es als Kritik an der (von mir mittels Interviews erhobenen) großen Akzeptanz behübschender Strick-Aktionen in unserer Stadt bei gleichzeitiger massiver Ablehnung unschöner sozialer Wirklichkeiten.

Vielleicht könnte man den Riesenpulli ja nach Ende des Kirtages in mehrere Stücke teilen und an ein paar Obdachlose oder Bettler als Decken verteilen?

Herzliche Grüße,

Mag. Alexandra Gruchmann

(Leider gab es keine Antwort.)

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früherer Artikel zu diesem Thema

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Autorin
Mag. Alexandra Gruchmann
Radiofabrikantin, Salzburg
http://www.radiofabrik.at

4 Kommentare zu “UNGEWOLLT – es geht weiter…

  1. UNGEWOLLT – Das Häkeln und Stricken hat sich von einem traditionellen Handwerk zu einer neuen Kunstform entwickelt. Interessant fand ich dabei die Anmerkung, dass das Handwerk nach wie vor fast ausschließlich von Frauen ausgeübt wird, obwohl es heute in einen so zeitgenössischen Kontext verwendet wird. Die Frage, warum jemand überhaupt auf die Idee kommt, ein Objekt im öffentlichen Raum „einzustricken“, wird in diesem Artikel leider nur unzureichend beantwortet. Bekommt eine Heiligenfigur mehr Aufmerksamkeit, wenn man diese zuvor mit einem bunten Laken eingewickelt hat? Hätte es nicht besser Möglichkeiten gegeben die Statue zum Anlass des Rupertikirtag zu präsentieren? Aus meiner Sicht wirken die grelle Farbwirkung des Strickmantels auf der Statue mehr zur Belustigung, als dass man ihr damit Respekt erweist. Doch vielleicht sind auch meine Ansichten von Häkel- und Strickkunst etwas konservativ.

  2. Auch wenn ich die Idee, erinnernd an die Tat des heiligen Martin, den riesigen Mantel in Stücke zu zerteilen ganz nett finde, wird es den Bettlern mit den Häkel-Teilchen wohl auch nicht wärmer werden. Besser wäre es, die kleinen Fleckerl den Stadtbewohnern auszuhändigen, um ihnen zu signalisieren, wie wichtig Großzügigkeit und Mitgefühl in unserer heutigen Gesellschaft wäre. Obwohl ich dem vorhergehenden Kommentar von Frau Grießner zustimme, und der Umhang an der Statue eher witzig wirkt, erfüllt er voll und ganz seinen Zweck – Aufmerksamkeit erregen. Denn das Problem ist tatsächlich, dass vor lauter Feierlaune der Grund für das Fest, welcher meist ein kirchlicher ist, vergessen wird.

  3. Die Stadt soll aufleben. Traditionen, Bräuche und Feste haben schon immer zum gemeinschaftlichen Wohl positiv beigetragen. Menschen treffen aufeinander, tauschen sich aus und knüpfen neue Beziehungen. Die Kernaussage des Artikels mag neuen Wind, in die doch so konservative Kirchengemeinde bringen, dennoch find ich die Herangehensweise etwas zu konträr der Kirchenfassade. Die Farbgestaltung der Decken erzeugen zwar den Blickfang und weisen direkt auf die Message, doch wirkt es sehr verspielt.
    Mit dem Vorhaben, die Decken an Obdachlose zu verschenken, decken sie zwar einen moralischen und sozialen Aspekt ab, doch geht das an einer Resozialisation dieser Personen vorbei.

  4. geWOLLT = UNGEWOLLT…

    Auch in diesem Fall handelt es sich wieder um ein Thema, an dem ersichtlich und spürbar wird, dass man STADT NIE FÜR ALLE RECHT MACHEN KANN.

    Unter anderem meine eigene Position zu einer solchen Strick- und Häkelkunst im öffentlichen Raum macht dies meiner Meinung nach deutlich:
    Wenn es auch den meisten unverständlich ist, scheine ich in meiner Kindheit eine große Abneigung gegenüber (grellen) Farben entwickelt zu haben, die sich in dem Sinne äußert, dass ich mich in farbenfrohen Umgebungen (ausgeschlossen seine hierbei die Farbwelt, die Natur von selbst erschafft) sehr unwohl und erdrückt fühle. Dies kann sogar dazu führen, dass ich mich in bestimmten Räumen nicht aufhalten kann oder diese frühzeitig verlassen muss. Verständlicher wird somit möglicherweise, dass ich früher auch eine große Abneigung gegenüber jener farbenfrohen Handwerkskunst im öffentlichen Raum hatte.

    Erst nachdem mir durch mein Studium der Bildnerischen Erziehung und Gestaltung:Technik.Textil eine erneute Auseinandersetzung mit jenem Strick-Aktivismus ermöglicht wurde, änderte sich meine Meinung hierzu. Wenn es auch für mich in den meisten Fällen keinen besonders ästhetischen Anblick darstellt, kann ich jene inzwischen als das sehen, das sie sind – weicher Aktivismus im öffentlichen Raum, der wohl kaum jemandem Schaden zufügt. WENN ES DAS DENN AUCH IST – das Ziel also nicht nur „Bunt ist besser als grau“ heißt.

    Im Falle des „kunterbunte(n) Heilige(n)“ vor dem Eingang des Doms, um „neben all dem Spaß am Platzt auf den Ursprung des Rupertikirtag hinzuweisen, finde ich die Wahl der Methode zum erreichen des Ziels als eher unpassend. Meiner Meinung nach wären in diesem Fall sicherlich auch passendere Aktionen möglich gewesen – solche, die auch jeden mit einbeziehen (ja das ist halt nunmal so, dass sich beim Häkeln und Stricken eher weniger Männer vorfinden werden).
    Auch Herrn Gschossmanns Kommentar, was die Verspieltheit der Einstrickung anbelangt, kann ich nur zustimmen. Hätte ich die Statue in seinem Umhang ohne den zugehörigen Kirtag und Informationen gesehen, wäre meine allererste Assoziation womöglich eher die gewesen, es würde sich lustig gemacht oder Kritik an der Kirche geübt.

    Bezüglich der Anfrage das Patchwork im Nachhinein zu teilen und an Obdachlose zu verteilen, kann ich erneut nur Herrn Gschossmann zustimmen. Eine solche Geste hätte ich persönlich als sehr oberflächlich und unpassend empfunden.

    Um zuletzt noch auf den vorhergehenden Artikel (UngeWOLLT) einzugehen: Besonders ihre Aussage „Graffiti-Sprayer müssen vor Gericht, Strick-Aktivistinnen dürfen nach Lust und Laune den öffentlichen Raum verschönern“ sehe ich höchst kritisch und sehr verallgemeinernd. Einerseits handelt es sich immer noch um Akte der Verschönerung, die sich voneinander unterscheiden – besonders durch den den großen Aspekt der Entfernbarkeit. Während Graffitis eine gewisse Permanenz auszeichnet, sind Strickereien von jedermann sehr leicht (mit einer Schere) zu entfernen. Wobei hierbei dennoch über eine Aufbereitung/ Weiterverarbeitung der Wolle nachgedacht werden sollte.
    Aus meiner Sicht SOLLTE UNTERSCHIEDEN WERDEN, WAS SICH UNTERSCHEIDET und dementsprechend INDIVIDUELL BEWERTET WERDEN. In diesem Sinne finde ich es äußerst wichtig – auch im Falle der bunten Strickereien – nicht immer nur die Gesamtheit zu sehen, sondern insbesondere auch das Einzelne und dessen Details.

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