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Raum und Energie – Ressourceneffizienz aus stadtmorphologischer Sicht

Ein Kommentar

Erich Raith – Diese Textcollage ist ein Versuch, Fragen des Energie- und Ressourcenverbrauchs mit der räumlichen Organisation gesellschaftlicher Lebensprozesse in Verbindung zu setzen. Dabei werden auch Textbausteine aufgegriffen und überarbeitet, die im Rahmen laufender Forschungsprojekte entstanden sind. Er soll für diese Diskussion ein bislang unterbewertetes Themenspektrum erschließen und auf relevante Forschungsfelder verweisen.

1 Vorbemerkungen

Die folgenden Betrachtungen stellen keine systematisch strukturierte wissenschaftliche Arbeit dar, sondern haben vorläufig eher essayistischen Charakter. Sie befassen sich auch nicht direkt mit dem Ziel der Energieautarkie Österreichs oder österreichischer Gemeinden im Jahr 2050. Energieautarkie könnte ja theoretisch auch auf einem sehr hohen Umsatzniveau erreicht werden, solange entsprechend viel Energie bereitgestellt werden kann. Die hier aufgegriffene Herausforderung liegt daher eher in der Frage der generellen Energie- und Ressourceneffizienz des gesellschaftlichen Metabolismus.

Der Verbrauch an energetischen und materiellen Ressourcen wird hier in seinen Abhängigkeiten von der Raumordnung und der Nutzungsintensität baulich-räumlicher Strukturen skizziert. Dies angesichts der Tatsache, dass die aktuell bestehende Organisation gesellschaftlicher Lebensprozesse im Raum einen extremen Aufwand an Energie benötigt und daher auch von der allgemeinen Verfügbarkeit und der ökonomischen Leistbarkeit dieser Energie abhängig ist. Die laufenden Diskurse zu den Generalthemen „Nachhaltige Raumentwicklung“, „Energieraumplanung“, „Energieautarkie“ etc. sind darauf fokussiert, einzelne Komponenten wie z.B. thermische Gebäudequalitäten, Fahrzeugtechnologien, Energiebereitstellungen, technische Infrastrukturen, Gerätetechnik etc. zu verbessern, vernachlässigen darüber aber offensichtlich Grundsatzfragen, die übergeordnete raumrelevante Systemebenen betreffen. Es kann aber kein Zweifel daran bestehen, dass sich Verbesserungen auf diesen übergeordneten Systemebenen effizienter und nachhaltiger auf den gesellschaftlichen Ressourcenhaushalt auswirken, als nur Optimierungen der einzelnen Systemkomponenten.

Eine Post-Oil-Gesellschaft wird sich mit Sicherheit anders im Raum organisieren müssen, als es gegenwärtig der Fall ist. Die Frage ist, ob man den Prozess der Neuorganisation zeitgerecht und verträglich moderieren kann, bevor der Druck der Verhältnisse brutal energetisch bedingte territoriale Transformationen erzwingen wird.

2 Territoriale Transformation – ein Rückblick

2.1 Die Naturlandschaft

Mehrere hunderttausend Jahre und bis vor Kurzem (etwa bis vor 12000 Jahren) lebten die Menschen auf dieser Erde in nomadisierenden Jäger- und Sammlergesellschaften. Trotz temporärer anthropogener Eingriffe (z.B. dem Setzen von Flächenbränden als Jagdmethode) ergriffen diese Gesellschaften keine Maßnahmen, um in die naturgegebenen Stoff- und Energiehaushalte gestaltend einzugreifen. Sie lebten voll integriert in und von den Ressourcen der Naturlandschaften.

„Das Energiesystem paläolithischer Jäger- und Sammlergesellschaften unterscheidet sich nicht grundsätzlich von dem Energiesystem anderer Primatenpopulationen. Es handelt sich um ein Solarenergiesystem auf der Basis unkontrollierter Biokonverter. Man nutzt Pflanzen und Tiere im wesentlichen für Nahrungszwecke, ohne sich in größerem Maße darum zu kümmern, ob und wie weit deren Lebensbedingungen aufrechterhalten werden. Dies bedeutet, dass diese Gesellschaften sich in natürliche Energieflüsse einschalten, diese jedoch nur geringfügig modifizieren können. Auch ist die Nutzung von Biomasse im großen und ganzen mit deren Neubildung synchronisiert, das heißt, die Menschen können kaum auf größere Energievorräte zurückgreifen. Damit ist die Menge der insgesamt verfügbaren Energie aber stark beschränkt, was der Bevölkerungsgröße aber auch der direkten Wirkung auf die natürliche Umwelt und damit auf die Landschaft enge Grenzen setzt.“1

Schon für die steinzeitlichen Jäger und Sammler gilt demnach, dass die Energieversorgung den entscheidenden limitierenden Faktor für gesellschaftliche Entwicklungen darstellte. Diese Lebensweise kann nachweislich nur Bevölkerungsdichten bis maximal 0,1 Personen pro km2 hervorbringen.2 Da Vorratswirtschaft für Nomaden nicht realisierbar ist, muss sich die Bevölkerungsdichte an den Phasen geringster energetischer Angebote stabilisieren. Das bedeutet im Gegenschluss, dass für diese ausgedünnten Populationen die meiste Zeit (Energie-)Überschüsse vorhanden waren. Der Anthropologe Marshal Sahlins („Stoneage economics“) prägte in diesem Zusammenhang den Begriff der „ursprünglichen Überflussgesellschaften“. Das Surplus wurde allerdings nicht in Güter investiert, da die Überlebenschancen von Nomaden umso höher sind, je weniger materiellen Ballast sie transportieren müssen. Überschüsse wurden von solchen Gesellschaften daher kulturell – im Sinne einer „Mußepräferenz“ – verwertet.3

Es ist davon auszugehen, dass Jäger- und Sammlergesellschaften Raum anders wahrgenommen haben, als wir es tun. Raum wurde wohl vor allem durch Bewegungen, Rhythmen und jenen Kraftaufwand konstituiert, den seine Überwindung erforderte. Das heißt, ein und dieselbe Strecke wurde jeweils in Abhängigkeit von den herrschenden Bedingungen und der eigenen Verfassung unterschiedlich erlebt. Der Lebensraum war dynamisch, er wies zeit- und situationsbedingte Elastizitäten auf. Er definierte sich auch nicht als abgrenzbarer Kulturraum, da die nomadisierenden Gruppen großen, vernetzten Sprachfamilien angehörten. Gruppen und Individuen konnten daher Konflikte durch Weggehen lösen. Man war vernetzt, nicht verwurzelt.

Diese paläolithische Lebensweise hätte jedenfalls funktionieren können, solange die Sonne ausreichend Energie auf die Erde einstrahlt.

2.2 Die Agrikulturlandschaft

Die erste territoriale Transformation war eine zwingende Folge der „neolithischen Revolution“ und des Umstands, dass nach und nach nahezu die gesamte Menschheit die Lebensweise als nomadisierende Jäger und Sammler aufgab um sesshaft Landwirtschaft und Viehzucht zu betreiben. Das Solarenergiesystem auf Basis unkontrollierter Biokonverter wurde in ein Solarenergiesystem umgewandelt, das eine aktive, gestaltende Kontrolle der Energie- und Ressourcenflüsse ermöglichte und in der Folge auch erforderte.

Dies bedeutete, dass die Menschen die Naturlandschaft in eine Agrikulturlandschaft umbauen mussten. Und sie taten das mit radikaler Konsequenz von den hintersten Hochgebirgstälern bis zu den Oasen in den Wüsten. Nur mit menschlicher und tierischer Arbeitskraft mussten die vorindustriellen Bauern Wälder roden, Hänge terrassieren, Sümpfe trockenlegen, Bewässerungen anlegen, Bodenerosion bekämpfen, Flächen bewirtschaften u.s.w. Sie mussten sich auf einen permanenten „evolutionären Rüstungswettlauf“ gegen eine in Gestalt von Unkraut, Schädlingen und Nahrungskonkurrenten drohende „Natur“ einlassen.4 Agrarische Gesellschaften sind dazu gezwungen, dieser „Natur“ eine durch permanenten Arbeitseinsatz und durch Innovationsfähigkeit geprägte „Kultur“ gegenüberzustellen – ein Wahrnehmungsmuster, das für Jäger und Sammler undenkbar und auch sinnlos gewesen wäre.

Bauern können auf Probleme und Konflikte auch nicht mehr durch Weggehen reagieren. Sie haben ihr Saatgut in die Scholle eingebracht und sind daher an den Ort gebunden, gleichsam verwurzelt wie die von ihnen domestizierten Nutzpflanzen. Sie müssen den Raum teilen, begrenzen, verwalten und im Bedrohungsfall auch militärisch verteidigen. Dazu braucht es neue gesellschaftliche Strukturen und Organisationen. Die Entwicklung der Stadt und die Herausbildung aristokratischer Oberschichten sind zwingende Folgen der Sesshaftwerdung agrarisch wirtschaftender Populationen. Der Raum erstarrt unter diesen Systembedingungen. Er wird zu exakt ausmessbarem, quantifizierbarem Besitz. Die Strukturierung des Raumes folgt auf allen Maßstabsebenen konsequent dem Ziel, den gesellschaftlichen Energiehaushalt zu optimieren.

„Das agrarische Solarenergiesystem beruht auf der Nutzung qualitativ unterschiedlicher Energieformen, die zwar alle letztlich auf die Einstrahlung von Sonnenenergie zurückgehen, im Rahmen der gegebenen technischen Möglichkeiten aber nur über Umwege ineinander transformiert werden können. Der Agrargesellschaft selbst war der Gedanke fremd, dass Wärme, Nahrung, Arbeit und Licht unter dem gemeinsamen Begriff der ‚Energie’ zusammengefasst werden oder dass Feuer, Wasser, Wind, Bewegung oder Getreide in irgendeiner Hinsicht das gleiche sein könnten. (…)

Dem qualitativen Charakter der einzelnen Energieformen können in der historischen Wirklichkeit unterschiedliche Nutzungsformen des Landes zugerechnet werden. Es lassen sich metabolische, mechanische und kalorische Energie, also Nahrung, Arbeit und Wärme unterscheiden. Jeder dieser Energieformen musste eine spezifische Fläche zugeordnet werden, von welcher der entsprechende Energieträger gewonnen werden konnte: Der metabolischen Energie menschlicher Nahrung entsprach der Acker, der mechanischen Energie der Nutztiere die Weide und der kalorischen Energie von Holz der Wald.“5

Die vorindustrielle Kulturlandschaft war eine bis ins Detail perfektionierte energetische Konstruktion. Ihre räumliche Kleinteiligkeit entstand nicht aus der Absicht, schöne Landschaftsbilder zu erzeugen, sondern aus dem existenziellen Zwang, energetisch positiv bilanzieren zu müssen. Die Anordnung, Dimensionierung und Nutzung der Flächen, die Entwicklung lokaler Siedlungs- und Haustypen, die Größe und Verteilung der Siedlungen, die Wegesysteme, der Materialeinsatz, in jeder Hinsicht standen agrarische Gesellschaften unter existenziellem Druck, solare Energiegewinne maximieren und den Energieverbrauch minimieren zu müssen. Hätten sie so, wie wir es heute praktizieren, mehr Energie in den Acker investiert, als durch die Ernte lukriert werden kann, wären sie innerhalb kürzester Zeit erfroren und verhungert. Das ist wohl auch oft genug geschehen.

Obwohl agrarische Gesellschaften einen viel höheren Energieumsatz realisieren konnten, als steinzeitliche Jäger- und Sammlergesellschaften, wirkte sich das auf die Lebensqualität der großen Mehrheit der Bevölkerung nicht positiv aus. Die Bauern mussten permanent für die Aufrechterhaltung ihrer Lebensgrundlagen sorgen und dafür sehr viel mehr und härter arbeiten. Sie waren einseitiger und schlechter ernährt, ständig von Mangelerscheinungen, Missernten und territorialen Konflikten bedroht und von weltlichen und geistlichen Autoritäten abhängig.

Durch die Möglichkeit der Vorratshaltung stabilisierte sich die Bevölkerungsdichte an den Phasen ausreichender Nahrungsangebote. Dies bedeutete einerseits ein enormes Ansteigen der Bevölkerungsdichte, andererseits eine nachteilige Verschiebung des Verhältnisses zwischen Phasen des Mangels und solchen des Überschusses. Strukturell – zum Beispiel durch verbesserte Produktionsmethoden – bedingte Überschüsse wurden auch sofort durch weiteres Bevölkerungswachstum konsumiert, oder von den privilegierten Gesellschaftsschichten abgeschöpft. Darüber hinaus machte es für sesshafte Bauern Sinn, Überschüsse zu materialisieren, zum Beispiel durch eine Verbesserung der Baulichkeiten, der Gerätschaften, oder durch den Rückhalt materieller Reserven („Güterpräferenz“).

Systembedingt waren die Energiehaushalte agrarischer Gesellschaften stets grenzwertig ausgelastet. Die Energieumsätze sind durch die unmittelbare Abhängigkeit von der Größe und Eignung der bewirtschaftbaren Landflächen charakterisiert.6 „Aus dieser prinzipiellen Flächenabhängigkeit und Flächengebundenheit folgt eine Reihe weiterer Merkmale, die das traditionelle Solarenergiesystem auszeichneten. Zunächst ist sein dezentraler Charakter zu nennen. Die einströmende Sonnenenergie hat eine sehr geringe Energiedichte, was dazu führt, dass Energieträger niemals von Natur aus in konzentrierter Form vorkommen können. Die pflanzliche Biomasse, auf welcher das agrarische Solarenergiesystem zu seinem überwiegenden Teil beruht, fällt grundsätzlich über weite Flächen verstreut an. (…) Grundsätzlich lag (…) kein Vorteil in der Größe und Konzentration von Siedlungen (…), sondern es bestand die Tendenz zu einer dezentralen Verteilung der Bevölkerung (…) über den gesamten landwirtschaftlichen Raum. Die Gesamtstruktur war von einem Nebeneinander von Knappheitsinseln gekennzeichnet (…).“7

Wahrscheinlich hätte auch dieses Gesellschafts- und Wirtschaftssystem, konstruiert als „Archipel von Knappheitsinseln“8, die den Selbstregulationsmechanismen des Ressourcenhaushaltes zwingend ausgesetzt waren, funktionieren können, solange die Sonne die dafür benötigte Energie einstrahlt. Die limitierenden Zwänge des Energiesystems, unter denen agrarische Gesellschaften ihre Kulturen innovativ entwickeln mussten, denen sie aber trotz aller Kreativität nie entkommen wären, konnten erst durch den Zugriff auf zusätzliche energetische Ressourcen gesprengt werden. Erst mit dem systematischen Einsatz fossiler Energie im Zeitalter der Industrialisierung begann eine weitere von wachsender Dynamik gekennzeichnete territoriale Transformation, die bis heute im globalen Maßstab abläuft und durch die alle jene Systemzwänge hinfällig wurden, nach denen agrarische Kulturlandschaften bevölkert, materiell konstruiert, permanent gegen die Rückeroberungstendenzen der Natur verteidigt und unter den Bedingungen von Ressourcenknappheit im Schweiße des Angesichts bewirtschaftet werden mussten.

2.3 Die totale Landschaft

Die seit der systematischen Erschließung neuer, zunächst fossiler, später auch atomarer Energiequellen ausgelösten Prozesse sind gerade einmal vor zwei Jahrhunderten in Gang gekommen und haben der Menschheit Möglichkeiten verschafft, die unter den Bedingungen reiner Solarenergiesysteme undenkbar gewesen wären. „Die physische Dynamik der sich vollziehenden Transformation hat sich spontan entfesselt und sich von Anfang an der Steuerung entzogen; sämtliche Versuche, sie dennoch der Steuerung oder gar Planung zu unterstellen, haben sich immer nur blamiert. Der Prozess, inmitten dessen wir leben, hat den Charakter eines Naturschauspiels zweiter Ordnung: Er ist Resultat ‚menschlicher’, das heißt kultureller Aktivitäten, doch steht er keinem ‚Subjekt’ zur Verfügung, das in der Lage wäre, auf dem Niveau zu agieren, auf welchem dieser Prozeß sich organisiert.“9

In Hinblick auf die Organisation gesellschaftlicher Prozesse im Raum führt die Verfügbarkeit über fossile Energie zu einem Überwinden zuvor zwangsläufig bestehender Beschränkungen. Die Organisation der Flächen wurde zunehmend von den Regulativen energetischer Effizienz entkoppelt und konnte so anderen Zielsetzungen folgen. Dazu kam eine andere Kalkulation der für Transporte erforderlichen Energie. Eine mit Kohle befeuerte Lokomotive war für den Menschen kein Nahrungskonkurrent mehr. Sie fraß – im Unterschied zu einem Pferd – nicht selbst das Getreide, das sie transportierte und sie reduzierte daher auch nicht in Relation zur Entfernung den Nettoertrag des Transports. Außerdem war sie schneller. Der in der Epoche der Landwirtschaft in starre Grenzen gezwungene Raum schrumpfte nun überall dort, wo sich mit fossiler Energie angetriebene Maschinen mit höheren Geschwindigkeiten und höheren Transportkapazitäten durch die Landschaft bewegten. Gleichzeitig reduzierte sich der durch reine Solarenergiesysteme bedingte Zwang zur Dezentralisierung der Energiegewinnung und damit auch zur flächigen Verteilung der Bevölkerung über das fruchtbare Territorium. Die Zentralisierungstendenzen industrieller Produktion, eine dadurch ausgelöste (bzw. ermöglichte) Landflucht, die explosionsartige Entwicklung von Großstädten einschließlich der Herausbildung völlig neuer räumlicher Milieus im Zeichen der Industrialisierung und des damit einhergehenden gesellschaftlichen Wandels führten zu fundamentalen Brüchen in der Wahrnehmung und der Nutzung der Lebensräume.

Es ist hier nicht erforderlich, diesen Wandel von einer Agrar- in eine Industriegesellschaft und gleichzeitig von einer Agrikultur- in eine Industrielandschaft mit allen damit verbundenen Phänomenen der Transformation zu beschreiben, wir haben die Resultate noch ausreichend deutlich vor Augen. Der funktionalistische Geist der Industrialisierung hat auch nachhaltig Eingang in die Leitbilder, Methoden und Instrumente der Raum- und Stadtplanung gefunden. Über mehrere Entwicklungsschritte hinweg wurden sowohl die zeitliche, wie auch die räumliche Organisation der gesellschaftlichen Lebensprozesse radikal umstrukturiert. Die Aspekte Wohnen, Arbeiten, öffentliches Leben und Freizeit wurden systematisch voneinander getrennt. Konsequent wurden ihnen unterschiedliche Zeit- und Nutzräume gewidmet – und zwar auf allen Maßstabsebenen. Regionen, Quartiere, Gebäude, Frei- und Innenräume wurden funktionell und formal spezialisiert („form follows function“). Die Komplexität ursprünglicher Nutzungsszenarien wurde methodisch reduziert, die Intensität der Raumbeanspruchung wurde dadurch immer weiter ausgedünnt, räumliche Konfliktpotenziale wurden prinzipiell durch Entmischung entschärft. Möglich war dies alles durch die allgemeine Verfügbarkeit und auch die Erschwinglichkeit fossiler Energie. Die räumlich auseinandersortierten Komponenten des Alltagslebens wurden durch flächen- und energieaufwendige Verkehrssysteme, vor allem durch den sich rapide entfaltenden motorisierten Individualverkehr über zunehmende Distanzen hinweg in Verbindung gehalten.

Im Zuge der Transformation und einer globalen Urbanisierung sind neue Phänomene räumlicher Entwicklung bestimmend geworden, die sich der Zuordnung zu traditionellen Bezeichnungen wie „Stadt“, „Land“ oder „Wildnis“ entziehen. Aber selbst diese „historischen“ räumlichen Milieus, die wir aus Mangel an Alternativen immer noch mit traditionellen Begriffen bezeichnen, sind auf ganz grundlegenden Systemebenen nicht mehr das, was sie einmal waren. Dies kann pars pro toto durch die Energiebilanz landwirtschaftlicher Produktion belegt werden. Eine vertiefende Auseinandersetzung würde rasch aufzeigen, wie relevant diese Frage für den Umgang unserer Gesellschaft mit Fläche, Raum und Energie ist. Hier soll folgende Charakterisierung durch Sieferle genügen: „Dieser Prozess der Transformation des Energiesystems wurde mit der Mechanisierung und Chemisierung der Landwirtschaft abgeschlossen. Die Landwirtschaft änderte im Zuge dessen ihren Charakter grundlegend. Die moderne Landwirtschaft kann im Unterschied zur traditionellen Landwirtschaft mit einem negativen energetischen Erntefaktor operieren, also mehr Energie in Form von Brennstoffen, Düngemitteln oder Pestiziden verbrauchen, als in der von ihr produzierten Nahrung enthalten ist. Damit hat sie sich von einem Bestandteil des Energiesystems in einen Betrieb zur Stoffumwandlung transformiert, der weitgehend auf die Verfügbarkeit fossiler Energieträger angewiesen ist.“10

Während wir also einerseits selbst den Bedeutungszuweisungen an gewohnte Raumbilder nicht mehr vertrauen können, sind wir andererseits mit völlig neuen Mustern konfrontiert, die sich der Zuordnung zu traditionellen Raumcharakteristiken sowieso entziehen. Dies betrifft die alle Maßstäbe sprengenden Megacities dieser Welt ebenso wie die „Shrinking Cities“, oder jene diffusen Raumstrukturen, die als „urban sprawl“, „Zwischenstadt“, „regionalisierte Stadt“ etc. bezeichnet werden. Die Peripherien und „Speckgürtel“, die sich um alte Siedlungskerne legen, die von freistehenden Einfamilienhäusern zersiedelten oder durch Raubbau verschlissenen Landschaften, aber auch die noch immer ländlich anmutenden Regionen, die aber längst alle immanenten Eigenschaften agrarischer Kulturlandschaften hinter sich gelassen haben und allenfalls touristischen Erwartungshaltungen entsprechend zugerichtet werden, verweisen darauf, dass wir auch bereits die Muster der Industrielandschaft weit hinter uns gelassen haben. Der Umwelthistoriker Rolf Peter Sieferle hat für dieses längst von Horizont zu Horizont reichende Raumphänomen, in das wir wie durch ein „Naturereignis zweiter Ordnung“ hineingezogen werden, und das alle traditionellen Raumtypen in sich auflöst, den Begriff „die totale Landschaft“ vorgeschlagen.11

Diese totale Landschaft steht – ebenso wie alle bisher in der Menschheitsgeschichte auftretenden territorialen Phänomene – in einer untrennbaren Wechselbeziehung zum gesellschaftlichen Energiesystem. Alles, was wir heute als offensichtliche raumplanerische Fehlentwicklungen verurteilen, wird allein durch den massiven Einsatz fossiler Energie ermöglicht. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die für die totale Landschaft charakteristische Organisation der gesellschaftlichen Lebensprozesse völlig von diesem Energieangebot (und dem Preis für Energie) abhängig geworden ist.

Die bisherigen Erfahrungen der Menschheit mit der Umgestaltung von Energiesystemen rechtfertigt die Prognose, dass eine wesentliche Verknappung und Verteuerung dieses Energieangebots und eine Hinwendung zu erneuerbaren Energieträgern auch zu einer wesentlichen Umorganisation gesellschaftlicher Prozesse im Raum und damit zu einer weiteren energetisch bedingten territorialen Transformation führen wird. Es wird allerdings unmöglich sein, die totale Landschaft quasi im Retourgang zu verlassen und wieder ein solarenergetisch basiertes, von den Phänomenen Stadt und Land geprägtes Raumgefüge herzustellen. Der Ausweg kann nur darin bestehen, eine nicht nachhaltig organisierte totale Landschaft in eine andere totale Landschaft mit zukunftsfähigen Energie- und Stoffströmen zu verwandeln. Welche Szenarien können dazu – mit Blick auf österreichische Verhältnisse – skizziert werden?

3 Territoriale Transformation – ein Ausblick

3.1 Was bleibt?

Die historische Erfahrung belegt den unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Etablierung und Entwicklung territorialer Strukturen und dem gesellschaftlichen Metabolismus. Strukturen, die aus energetischer Sicht schlechte Bilanzen bewirkten, waren unter den Bedingungen stets grenzwertig beanspruchter Solarenergiesysteme auf Dauer nicht aufrechtzuerhalten. Der nach evolutionären Prinzipien ablaufende Optimierungsprozess agrarischer Kulturlandschaften einschließlich ihrer Siedlungs-, Bebauungs- und Erschließungsstrukturen funktionierte nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“. Ausgereifte Kulturlandschaften weisen daher oft fast ebenso viele Wüstungen (gescheiterte Siedlungsstandorte) wie erfolgreiche Standortentwicklungen auf.

Ein vom Zwang zu Ressourceneffizienz bedingter Umbau unserer aktuell bestehenden räumlichen „Ordnungen“ wird eine unsentimentale Unterscheidung zwischen solchen Strukturen, die unter zukünftigen Bedingungen lebensfähig sind, und solchen, deren Aufrechterhaltung man sich nicht mehr leisten können wird, notwendig machen. Es ist anzunehmen, dass flächig ausgedünnte Siedlungsstrukturen, die aus zu kleinen Teilkomponenten bestehen und daher unverhältnismäßig viel Mobilität erzwingen, ein besonders hohes Entwicklungsrisiko in sich tragen. Es ist daran zu erinnern, dass territoriale Transformation unter entsprechendem Druck erstaunlich rasch und gründlich ablaufen kann. Freistehende Einfamilienhäuser am Waldrand (mit welcher thermischen Ausrüstung auch immer) – angeblich für 80 % der österreichischen Bevölkerung das Ideal des Wohnens – werden wahrscheinlich nicht über Generationen hinweg vererbbare sichere Immobilienwerte darstellen. Statt diese Wohnform mit öffentlichen Fördergeldern zu unterstützen sollte eher gewarnt werden: Mit neuen „Wüstungen“ größeren – auch regionalen – Ausmaßes ist zu rechnen.

Das Entwicklungsrisiko territorialer Strukturen wird auch durch die seit der Ära der Industrialisierung forcierten und in der Raumplanung immer noch hartnäckig intendierten Strategien der funktionellen Spezialisierung wesentlich erhöht. Gebiete, Quartiere und Baulichkeiten, deren Strukturen ganz den Erfordernissen eng fokussierter Nutzungsspektren unterworfen werden, erweisen sich solange als hocheffizient, solange genau diese Nutzungsspektren Konjunktur haben. Durch einen wie immer gearteten Wandel auf technologischer, ökonomischer, entwicklungsstrategischer oder gesellschaftlicher Ebene können solche Strukturen aber umso schneller und umso gründlicher aus aktualisierten Nutzungsszenarien ausfallen. Funktionell spezialisierte Bebauungsstrukturen erweisen sich erfahrungsgemäß als schlecht adaptierbar. Zum Beispiel müssen die von Bergbau und Schwerindustrie dominierten Regionen Europas, die einige Jahrzehnte hochproduktiv waren, nach ihrem wirtschaftlichen Niedergang mit großem finanziellen Einsatz aufgefangen, auf allen Maßstabsebenen umstrukturiert und auch sozial revitalisiert werden. Diese Leistung kann im Fall des Ruhrgebiets von der vergleichsweise reichen BRD vollbracht werden. Andere altindustriell geprägte Regionen bleiben ruiniert zurück. Man muss in Kenntnis solcher historischer Entwicklungen kein Prophet sein, um aktuell boomenden funktionellen Spezialisierungen von Räumen solche Entwicklungskrisen anzukündigen. Dies wird großflächig angelegte Industrie- und Gewerbegebiete oder die Agglomerationen von Shopping Malls und Großmärkten in Suburbia genauso betreffen, wie großflächig ausgebreitete monofunktionale Einfamilienhaus-Wohngebiete oder jene Regionen, die in allen Aspekten von eng fokussierten Strategien touristischer Vermarktung abhängig gemacht werden. Solche „eindimensionalen“ Strukturen, die auf geänderte Bedingungen nicht mehr ausreichend flexibel und adaptiv reagieren können, werden spätestens dann prekär, wenn jene Mobilität zu teuer werden wird, von der sie existenziell abhängig sind. Der Aspekt eines raumbezogenen Risiko- und Ressourcenmanagements wird zukünftige territoriale Transformationen wohl maßgeblich mitbestimmen müssen.

3.2 Anders bauen

Die Anpassung funktionell und formal spezialisierter Strukturen an veränderte Bedürfnisse erfordert in der Regel nicht nur auf der raumplanerischen, sondern auch auf der architektonischen Maßstabsebene wesentlich mehr Investitionen, als es bei „komplexen“, „mehrdeutigen“, „neutralen“ oder „hybriden“ Strukturen der Fall wäre. Obwohl die Menschheit diese Erfahrung permanent macht, gibt es keine etablierten Planungsstrategien, die langfristige Entwicklungsfähigkeit vor kurzfristige Bedarfsbefriedigung stellen würden. Dabei geht die Schere zwischen der Veränderungsdynamik des sozialen und wirtschaftlichen Wandels und der massebedingten Trägheit des Gebauten immer weiter auf. Die Frage, welche baulich-räumlichen Ressourcen man in Erwartung eines permanenten Wandels schaffen soll, ist unbeantwortet. Da diskutiert man lieber aus immobilienwirtschaftlicher Perspektive über maximale verträgliche Dichten urbaner Bebauungsstrukturen, nimmt aber eine durch die funktionelle Spezialisierung der Gebäude bedingte geringe Nutzungsintensität und eine nutzungsspezifische Unveränderbarkeit der starren Raumgefüge unkritisch in Kauf. Wichtige Erfahrungen, die man im Bereich Umstrukturierung, Umnutzung, Stadterneuerung, Revitalisierung etc. macht, werden bei Neuplanungen konsequent ignoriert. Andernfalls müsste man nicht nur das Territorium anders organisieren, sondern auch in Hinblick auf die Gebäudetypen, die Baukonstruktionen und die Baumaterialien anders bauen.

Es ist kein Zufall, dass sich Bebauungsstrukturen aus vorfunktionalistischer Zeit evolutionär besser bewähren, als monofunktionelle Strukturen der Moderne. Bebauungstypologische Programme, die heute unsere architektonische Massenproduktion charakterisieren, wie die freistehenden Einfamilienhäuser, der monofunktionalistische „soziale“ Wohnbau oder spezialisierte Bürobauten in Business Districts, tragen ein beträchtliches Risiko in sich, dem gesellschaftlichen Wandel langfristig nicht ausreichend folgen zu können. Deshalb ist die Frage, mit welchen Zielvorstellungen ein bebauungstypologischer Fortschritt gesucht werden sollte, im Rahmen einer Nachhaltigkeitsdiskussion überaus relevant. Die in diesem Zusammenhang wesentliche Qualität einer „strukturellen Offenheit“, charakterisiert durch weitgehende Nutzungsoffenheit, durch höhere Nutzungsintensität auf Basis möglicher Nutzungsmischung, durch Anpassungs- und Entwicklungsfähigkeit, durch latent abrufbare Aneignungspotenziale, durch aber auch durch Offenheit in Hinblick auf gestalterische und semantische Um- und Neuinterpretationen, bezieht sich dabei nicht nur auf architektonische Einzelobjekte, sondern auch auf die öffentlichen, halböffentlichen und privaten Freiräume. Auch die Freiräume müssen zwangsläufig eine hohe Nutzungsintensität erlangen, wenn das Leben auf kürzeren Wegen organisiert werden soll. Eine energetisch bedingte territoriale Transformation wird nur durch die gezielte Einbeziehung der typologischen Systemeigenschaften von Gebäuden und Freiräumen überzeugende Resultate erreichen.

3.3 Fläche und Transport

Transport und Mobilität sind Schlüsselthemen, wenn es um grundsätzliche Fragen der Energieeffizienz territorialer Strukturen geht. Auch dazu gibt es signifikante historische Erfahrungen: Agrargesellschaften waren auf die Verwertung von in Biomasse gebundener Solarenergie und damit auf regenerierbare Energieträger angewiesen. Da Sonnenenergie auf die gesamte Fläche des Territoriums einstrahlt, dabei aber nur eine geringe energetische Dichte erreicht, tendieren die Besiedelungsstrukturen von Agrargesellschaften dazu, sich gleichmäßig über das gesamte zu bewirtschaftende Territorium auszudehnen.12 Entscheidend ist dabei, dass die über die Fläche verteilte Bevölkerung alle ihre Lebensprozesse – also das, was wir seit der Industrialisierung als „Wohnen“, „Arbeiten“, „Freizeit“ und „öffentliches Leben“ bezeichnen (Begriffe, die in der vorindustriellen Welt so kaum Sinn gemacht hätten) – vor Ort und auf energieschonend kurzen Wegen erledigen konnte.

Vorindustrielle Agrikulturlandschaften sind als ausgereifte energetische Konstruktionen zu verstehen, die in bestechender Weise mit allen ihren baulich-räumlichen Komponenten darauf ausgerichtet sind, den Energieverbrauch – besonders auch jenen für Transport und Mobilität – zu minimieren. „Wenn ein Transportgut wie Getreide oder Holz als Energieträger verstanden wird, so liegt es auf der Hand, daß der Energieaufwand beim Transport auf Dauer nicht höher sein darf als der Energiegehalt des transportierten Guts. Prinzipiell musste der energetische Erntefaktor beim Transport positiv sein, was bedeutete, daß die Wege nicht zu lang sein durften.“13 Bei allen solarbasierten Agrargesellschaften ist daher zwangsläufig die Fläche extrem hoch in Wert gesetzt und Transport enorm teuer.14

Heute zeigen sich unter dem Regime fossiler Energieträger genau gegenteilige Phänomene: Hochwertigste Territorien werden entwertet, flächig zersiedelt und strukturell verschlissen, auch durch den ausufernden Bau jener Verkehrsinfrastrukturen, die für den relativ billigen Massentransport zur Verfügung gestellt werden müssen. „Täglich wird in Österreich nämlich landwirtschaftliche Produktionsfläche im Umfang von 15 Hektar verbetoniert: weil neue Wohn-, Industrie- oder Gewerbegebiete entstehen, weil neue Straßen gebaut und bestehende verbreitert oder Bahngleise verlegt werden.“15 Dabei gab die Nachhaltigkeitsstrategie der österreichischen Bundesregierung bereits 2002 eine Reduktion des Flächenverbrauchs bis 2010(!) auf etwa 2,5 Hektar täglich vor und Ziele wie „nachhaltige, kompakte Siedlungsentwicklung“, „ressourcenschonende Baulandentwicklung“, „Sicherung von Freiräumen“, „flächensparende Erschließungen“ etc. stehen als offenkundige Lippenbekenntnisse in allen einschlägigen offiziellen Programmen des Bundes und der Länder (z.B. im Österreichischen Raumordnungskonzept 2001).

Die laufende Ausdünnung der Siedlungsstrukturen führt unausweichlich zu individueller Zwangsmobilität, da eine postindustrielle Gesellschaft ihre alltäglichen Lebensprozesse längst nicht mehr vor Ort organisieren kann und daher ständig auf immer längeren Distanzen und immer öfter von Staus behindert mobil sein muss. Diese Tatsache schlägt vor allem auf jene sozialen Schichten zurück (die Alten, die Kinder, die Armen etc.), die nicht im erforderlichen Ausmaß mobil sein können und daher mit Mobilität (z.B. mit Essen auf Rädern oder mobilen Pflegediensten) versorgt werden müssen. Dieses System funktioniert nur durch die Akzeptanz von Ungerechtigkeit, durch massive Querfinanzierungen und die Verweigerung von Kosten- und Haftungswahrheit.

Auch die etablierten Planungsstrategien der Funktionstrennung und der Minimierung nutzungsspezifischer und räumlicher Komplexität – repräsentiert durch den separierenden Charakter des zentralen Planungsinstruments Flächenwidmungsplan – leisten ihren Beitrag zur Erhöhung des Flächenbedarfs, sie führen zu einer Aushöhlung der Nutzungsintensität aller einzelnen funktionellen, räumlichen und baulichen Komponenten und erzwingen in der Folge enorme Aufwände für Transport und Mobilität. Hinter diesen Betrachtungen steht daher die Überzeugung, dass entscheidende Schritte in Richtung höherer Ressourceneffizienz nicht allein durch Verbesserungen einzelner Systemkomponenten (z.B. die Errichtung von Passivhäusern oder die Forcierung von Elektromobilität) zu erreichen sein werden. Wesentlicher wird sein, die gesellschaftlichen Prozesse so im Raum zu organisieren, dass Transport und individuelle Zwangsmobilität entscheidend reduziert werden können. Im Zuge zukünftiger Transformationen werden deshalb wieder komplex funktionierende Lebensräume auf möglichst intensiv und vielfältig genutzten Flächen geschaffen werden müssen. Das wird sich auch überaus positiv auf die Gestaltqualität dieser Lebensräume auswirken. Allein dieser Gewinn an räumlichen und kontextuellen Qualitäten würde die Mühen der Transformation rechtfertigen.

3.4 Die Schwäche der Leitbilder

Trotz der Tragweite des Themas fehlen bislang überzeugende Szenarien von zukunftstauglichen territorialen Organisationen. Im Bereich des Städtebaus haben sich zwar Leitbilder etabliert, die durch Schlagworte wie „die Stadt der kurzen Wege“, „die kompakte Stadt“, „die nutzungsgemischte Stadt“ etc. charakterisiert werden, die aber in der aktuellen Planungs- und Baupraxis kaum überzeugend umgesetzt werden. Selbst in den urbanen Ballungsräumen gelingt es nicht, neue Siedlungsstrukturen zu etablieren, die sich durch feinkörnige Nutzungsmischung und vitale Urbanität auszeichnen. Die kompakten Kerne der Klein- und Mittelstädte werden weiter funktionell ausgehöhlt, ihre Peripherien mit flächenfressenden, konkurrierenden Monostrukturen entstellt und die umliegenden Kulturlandschaften zersiedelt. Solche offensichtlichen Fehlentwicklungen, die exakt gegen eine Erhöhung der Dichte und Komplexität der Lebensräume gerichtet sind, werden von der öffentlichen Hand sogar massiv gefördert (Zuteilung von Wohnbauförderung ohne raumplanerische Lenkwirkung, Pendlerpauschale etc.).

Akademisch korrekte städtebauliche Leitbilder werden aber nicht einmal im Rahmen des fachspezifischen Diskurses konsequent über die längst unscharfen Ränder urbaner Ballungsräume hinaus gedacht. Es macht aber unter den Systembedingungen der totalen Landschaft keinen Sinn, Visionen kompakter Ballungsräume zu entwickeln, ohne eine damit verbundene Vorstellung über die Entwicklung jener Räume zu haben, die dann außerhalb dieser „Städte“ liegen sollen. Die oft medial transportierten Bilder neoruraler Idyllen sind angesichts realer Lebensbedingungen in strukturschwachen Regionen zynisch. Und erst recht herrscht Ratlosigkeit in Hinblick auf alle jene räumlichen Milieus, die sich einer Zuordnung zu den mittlerweile anachronistisch gewordenen Raumkategorien „Stadt“ oder „Land“ entziehen und fallweise als „urban sprawl“, „Zwischenstadt“, „Peripherie“, „Suburbia“, „urbanisierte Region“ etc. bezeichnet werden. Dazu einmal mehr Rolf Peter Sieferle:

„In der neuen Landschaft wird daher nicht nur der zivilisatorische Gegensatz von Stadt und Land, sondern auch der ökologische Gegensatz von Industriegebiet und Naturraum eingeebnet. Es wird ein neuer homogener Landschaftstypus geschaffen, den man auch als suburbanisierte Landschaft bezeichnen könnte, in welcher Reste der Kulturlandschaft nur noch in künstlichen Reservaten überleben. Der Übergang zur totalen Landschaft ist daher mit einer räumlichen Entdifferenzierung, mit einer Verödung und Vereinheitlichung verbunden. Es handelt sich um eine Zunahme nicht nur ästhetischer, sondern auch ökologischer Entropie.“16 Und weiter: „Im Zuge des 20. Jahrhunderts wurde dann jedoch deutlich, daß die eigentliche schöpferische Leistung der Transformationsära nicht in der Erzeugung stabiler Formen, sondern im Abriß liegt, in der Demontage und Verflüssigung sämtlicher Bestände. (…) Die Transformationsperiode konsumiert nicht nur fossile Energieträger, sondern schlechthin alles, worauf sie stößt.“17

Diesem Befund ist mit dem nur auf Teilräume bezugnehmenden Leitbild der „Stadt der kurzen Wege“ keine umfassende Entwicklungsperspektive gegenübergestellt. Es liegt im Wesen der totalen Landschaft, dass sie in jeder Hinsicht umfassend ist und es kein Außen mehr gibt, kein Neuland, aus dem man Ressourcen entnehmen, in das man Rückstände auslagern oder in das man Zukunftsträume projizieren könnte. Die Jäger- und Sammlergesellschaften waren nur für sich verantwortlich, die Agrargesellschaften darüber hinaus für die von ihnen kontrollierten Energie- und Stoffhaushalte, in der totalen Landschaft haben wir die Bürde der Verantwortung für alles. Jeder Teilraum ist daher in allen seinen Aspekten – auch in ökologischer oder sozialer Hinsicht – zwingend im Kontext der gesamträumlichen territorialen Konstruktion und als Teilsystem von Gesamtsystemen zu verstehen. Gibt es umfassende Vorstellungen und Leitbilder dazu?

3.5 Naive Raumplanung

Alle maßgeblichen Gesetze, Programme oder Konzepte, die – gleich ob auf Bundes-, Landes- oder kommunaler Ebene – Raumentwicklung betreffen, sind diesbezüglich naiv. Sie reproduzieren ein traditionelles, politisch opportunes und fachlich scheinbar außer Diskussion gestelltes Dogma der Raumplanung, das allen Teilen des Territoriums eine möglichst gleichmäßige Verteilung von vergleichbaren Entwicklungschancen verspricht. Das klingt nach Gerechtigkeit und Demokratie. Die unübersehbare Kehrseite der Medaille ist jedoch die Tendenz zur „räumlichen Entdifferenzierung“, zur „Vereinheitlichung“ und zur „ästhetischen und ökologischen Entropie“18. Abgesehen davon war dieses raumplanerische Versprechen nicht einmal in Zeiten überquellender Ressourcen einzulösen, wie soll es in Zeiten aufrecht erhalten werden, in denen der Verbrauch von Energie und von Materie viel bewusster, gezielter und effizienter verräumlicht werden muss?

Das aktuelle Österreichische Raumentwicklungskonzept ÖREK 2011 ist ein trefflicher Beleg für diese Naivität der Raumplanung. Mag sein, dass die dafür verantwortlichen höchsten Organe, Instanzen und Institutionen der Republik tatsächlich an die hier aneinandergereihten schönen Worte und Versprechungen glauben, mag aber auch sein, dass hinter dieser glänzenden, auf breiten politischen Konsens abzielenden Oberfläche unangenehme Wahrheiten lauern, die auszusprechen nur der politische Mut fehlt. Die Verdrängung dieser Wahrheiten – eine geradezu identitätsstiftende österreichische Kulturtechnik – hat aber einen entscheidenden Nachteil: sie verhindert eine produktive Diskussion über realistischere Konzepte einer alternativen Raumentwicklung und sie verhindert raumordnungspolitische Maßnahmen, die unvermeidbare schmerzliche Folgen energetisch bedingter territorialer Transformationen zeitgerecht abfedern könnten.

Wie ehrlich und wie realistisch ist es z.B. vor dem Hintergrund einer nüchternen Einschätzung des zukünftigen gesellschaftlichen Energie- und Ressourcenhaushalts, wenn das ÖREK 2011 anstrebt:19

„ … die Entwicklung der nicht-städtischen und weniger dicht besiedelten Räume zu fördern (ländliche Räume). Alle Strategien zur Entwicklung dieser ländlichen Räume sollen die Vielfalt, Eigenständigkeit und Leistungsfähigkeit zum Ziel haben und dabei ihre Chancen im Bereich des Tourismus, der Land- und Forstwirtschaft, der Rohstoffgewinnung, der Industrie und des Gewerbes nützen. Wesentlich ist dabei die gesamthafte und strategische Ausrichtung und die Einbettung kommunaler Strategien in einen regionalen Zusammenhang. Maßnahmen zur Hebung der regionalen Standortqualität schließen die Verbesserung der harten (Erreichbarkeit, Flächenangebot, finanzielle Förderungen, qualifiziertes Arbeitskräfteangebot, …) und weichen (Image, subjektive Attraktivitäten, …) Standortfaktoren mit ein. Proaktive Strategien für Regionen mit rückläufiger Bevölkerungsentwicklung sind zu entwickeln.

… die Entfaltung regionsspezifischer Potenziale und damit die lokale und regionale Vielfalt zu stärken, auch um den Interessensgegensatz zwischen ländlichen und städtischen Räumen ein Stück weit aufzuheben.“20

Welche Transformationen wären im Raum erforderlich, welche Investitionen würde eine ausreichend gleichmäßige Verteilung gesamthaft funktionierender Standorte in allen Regionen erfordern und welche Verlagerungen gesellschaftlicher Dynamiken wären wie zu moderieren, um glaubwürdig „ … den Bevölkerungsrückgang in einzelnen Regionen und das Altern der Gesellschaft solidarisch abfedern, Anpassungsleistungen von Politik und Gesellschaft einfordern, Anpassungsprozesse initiieren (Sicherung der regionalen Daseinsvorsorge) sowie Maßnahmen zur Stabilisierung auf tragfähigem Niveau entwickeln …“21 zu können?

Dazu stellt das ÖREK 2011 an anderer Stelle unter dem Titel „Sicherung der lokalen und regionalen Daseinsvorsorge“ berechtigte Fragen, ohne selbst Antworten geben zu können oder alternative Entwicklungspfade konkret anzusprechen:

„Aufgrund der veränderten demografischen Rahmenbedingungen (Abwanderung und Alterung), der weitgehenden Privatisierung und Liberalisierung und der Mittelknappheit der öffentlichen Haushalte stehen die Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge vor großen Herausforderungen. Die Einrichtungen der Daseinsvorsorge umfassen dabei die Infrastruktur für Bildung, Gesundheit, Kultur und Soziales, Verkehrsinfrastruktur und öffentliche Verkehrsmittel, Infrastruktur für die Wasser-, Abwasser- und Energieversorgung sowie die Schaffung von leistbarem Wohnraum. Die Sicherung der betriebswirtschaftlich nicht mehr kostendeckenden Erschließung und Aufrechterhaltung der Daseinsvorsorge in ausgewählten Teilräumen stehen dabei oft im Widerspruch zur Wettbewerbsausrichtung öffentlicher Unternehmen und den Budgetzielen der öffentlichen Haushalte. Die Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen, werden umso wichtiger, da der Generationenvertrag durch geänderte Lebensformen und demografische Strukturen neu zu betrachten ist. Welche Einrichtungen in Zukunft von der öffentlichen Hand zu betreiben sind oder von dieser unterstützt werden, welche Standorte dafür in Frage kommen und welche Mindeststandards in einem räumlichen Kontext einzuhalten sind, stellen dabei die zentralen Fragen einer zukünftigen Daseinsvorsorge dar.

Das Handlungsfeld ‚Sicherung der lokalen und regionalen Daseinsvorsorge’ beinhaltet die Suche nach Strategien und Instrumenten einer kostenbewussten und nutzerorientierten Anpassung an veränderte Nachfragestrukturen und Mobilitätsmöglichkeiten. Ein sozial verträglicher Umbau wird in manchen Fällen unvermeidbar sein, dennoch soll für alle Bevölkerungsgruppen ein möglichst gleichberechtigter Zugang zu Versorgungsangeboten, zum Bildungswesen, zu kulturellen Angeboten sowie zur sozialen und technischen Infrastruktur in allen Teilräumen Österreichs das Ziel bleiben.“22

Wie viel Sinn macht es, Ziele zu formulieren, an deren Erreichbarkeit man offensichtlich selbst nicht mehr glaubt? Wäre es nicht seriöser, jene „Suche nach Strategien und Instrumenten“ zur Bewältigung einer „in manchen Fällen“ unvermeidbaren „Anpassung“ (welche Verharmlosung in den Formulierungen!) zu konkretisieren? Die zu Recht als Ziel formulierte „soziale Verträglichkeit“ wird wohl eher gelingen, wenn man der Realität rechtzeitig ins Auge blickt.

Die vom ÖREK 2011 an anderer Stelle angesprochenen „Partnerschaften zwischen Land und Stadt“23 beziehen sich auf ein anachronistisches territoriales Modell und werden daher auch konzeptionell nicht produktiv werden können. Was heißt es angesichts unserer bis in die hintersten Täler (sub)urbanisierten und globalisierten Welt konkret, wenn da formuliert wird: „Eine neue Partnerschaft zwischen Land und Stadt ist notwendig, die dem einen Teil nicht die Selbstständigkeit abspricht. Die Wirtschaft soll so entwickelt werden, dass der Bevölkerung eine Chance eingeräumt wird, Erwerbsmöglichkeiten zu finden, die ohne große Pendeldistanz erreicht werden können. Die ländlichen Räume sollen dabei weder verlängerte Werkbänke noch urbanisierte und funktionell angegliederte Bestandteile der Agglomerationen sein.“? Da diese Aussagen offensichtlich davon ausgehen, dass es immer noch eine ortsfest verwurzelte, kulturell und wirtschaftlich eigenständige Landbevölkerung gibt, die von einer anders gearteten Stadtbevölkerung unpartnerschaftlich in die Defensive gedrängt wird, ist zu befürchten, dass diese Sicht der Verhältnisse die „Suche nach Strategien der Anpassung“ noch eine Weile massiv behindern wird.

3.6 Ein Exkurs: Die Schweiz

Im Jahr 2006 veröffentlichte das im Umfeld der ETH Zürich etablierte Studio Basel / Institut Stadt der Gegenwart, eine bewusst abseits offizieller Planungsinstanzen etablierte Gruppierung von international renommierten Planern und Theoretikern, „Ein städtebauliches Portrait“ der Schweiz.24 Ziel dieses Unternehmens war es, außerhalb der ausgetretenen Pfade des raumplanerischen Diskurses zu einer pointierten Zustandsanalyse aus ungewohnten Blickwinkeln und zu einem besseren Verständnis urbaner Transformationsprozesse zu kommen. Als Ergebnis wurde eine neue Sicht der Siedlungstopografie der Schweiz vorgestellt, die sich aus fünf Raumtypen konstituiert: die Metropolitanregionen, die Städtenetze, die Stillen Zonen, die Alpinen Brachen und die Alpinen Resorts.25

Dass dieses Konzept als radikal neu empfunden wurde, mag erstaunen, da es punktgenau auf das im Raum Bestehende und auf eine akribische Analyse laufender Prozesse aufsetzt. Es verweigerte allerdings genau jenes naive Wunschdenken, das offizielle Raumentwicklungsprogramme sonst charakterisiert, und ging statt von einer pessimistischen entwicklungspolitischen Gegenwehr von einer offensiven Verstärkung laufender Trends aus. „Die fünf Typologien unseres Projektes sind eigentlich nichts anderes als die Großformen der von uns beobachteten Trends und Transformationsprozesse. Sie sind nicht aufgesetzt, erfunden oder von einer äußeren Macht erzwungen, sie sind einfach da, schon jetzt, und bieten sich an als Chance für eine neue und dennoch nicht fremde Ordnung und für eine neue Wahrnehmung in einem Land, wo urbane Transformationen tabu und kaum lenkbar sind.“26

Im Gegensatz zu „üblichen“ Raumentwicklungskonzepten, die tendenziell auf einen Ausgleich von raumtypologischen Differenzen abzielen (siehe ÖREK 2011) und so die von Sieferle diagnostizierte „ästhetische und ökologische Entropie“ eher befördern, bekennt sich das Studio Basel klar zur Produktivität und zur Verschärfung von Differenzen. Durch die Identifikation der fünf Raumtypen wird ein wesentlich aktuelleres Bild des Territoriums angeboten als durch eine konservative Gegenüberstellung von Stadt und Land. „Es macht keinen Sinn mehr, Stadt und Land oder Agglomerationen und ländliche Gebiete voneinander zu unterscheiden: Die gesamte Schweiz ist urbanisiert, und entsprechend sind alle ihre Landschaften mit Begriffen der Urbanisierung zu analysieren.“27 Diese Wahrnehmung des Territoriums sollte auch zu wirkungsvolleren konzeptionellen Aussagen befähigen. Jedenfalls stehen die beschriebenen Raumtypen für fünf grundsätzlich unterschiedliche Formen und territoriale Auswirkungen der Urbanisierung:

„Urbane Kulturen unterscheiden sich von Dörfern dadurch, dass sie nicht um eine beherrschende ‚Eigenheit’ herum gebaut sind, sondern um ein Geflecht von inneren Differenzen. Der städtische Raum ist damit genuin heterotopisch und asynchron. Die Schichtung der Stadt in unterschiedliche Zonen, Kulturen und Handlungszusammenhänge allein beschreibt noch keine urbane Qualität. Stadt entsteht gewissermaßen in den Wirkungen des Feldes zwischen den Differenzen. In diesem Zwischenraum ist die Wahrscheinlichkeit angesiedelt, dass das Zusammenspiel von unterschiedlichen Kulturen, Gruppen und Produktionsformen eine unerwartete und vielschichtige urbane Dynamik entfacht. Dabei existiert selbst die Möglichkeit, dass sich mehrere Bewegungen gleichzeitig zu überlagern oder zu widersprechen beginnen – genauso wie die Möglichkeit, dass sich unabhängige Entwicklungen im Schatten und gegenläufig zu vorherrschenden Dynamiken freispielen. Die Dynamik urbaner Differenzen ist nie auf Homogenität und Synchronisierung ausgerichtet, sondern allein auf Produktivität von Verschiedenem und auf die Summe der Möglichkeiten, welche sich in Interferenzen verbergen. Da die Entfaltung dieser Energien weder vollständig geplant noch umfassend beherrscht werden kann, erfindet sich die Stadt in diesem Kräftespiel dauernd neu.“28

Daraus leitet Jacques Herzog ab: „Viel erfolgversprechender (…) ist eine Förderung und spezifische Stärkung der unterschiedlichen Pole (…). Gerade die Stärken müssen jedoch neu diskutiert werden, weil eine Förderung nach dem Gießkannenprinzip nicht effizient ist und lediglich einen veralteten, allzu kleinteiligen Föderalismus am Leben erhält.“29

Das Bekenntnis zur Produktivität von Differenzen bezieht sich nicht nur auf die Raumtypologie, sondern damit zusammenhängend auch auf die Entwicklungsprozesse. In einem Interview charakterisiert Marcel Meili die Schweiz diesbezüglich so: „Gerade durch die intime Betrachtung habe ich etwa das Beharrungsvermögen der Schweiz mit anderen Augen zu sehen begonnen. Es ist ja geradezu atemberaubend, mit welcher Hartnäckigkeit die Schweiz die dramatischen Transformationen der letzten Jahrzehnte auf ihre erprobten Lebensmuster heruntergebrochen hat.

Die Schweiz ist kein Thinktank für innovative Strategien, sondern ein Labor, das unter dem Druck von Umwälzungen andauernd die Elastizität und Anpassungsfähigkeit seiner traditionellen Muster bis an die Reißgrenze testet. Das Modell hat dem Land erlaubt, im 20. Jahrhundert ein hoch konservatives und gleichzeitig eines der modernsten Länder zu sein. Es beruht auf der Idee der asynchronen Tempi: In sozialen, ökonomischen und kulturellen Bereichen werden parallel völlig unterschiedliche Geschwindigkeiten der Transformation zugelassen.“30

Bezeichnend sind die Überschriften, die den theoretischen Hintergrund der vom Studio Basel skizzierten Siedlungstopografie der Schweiz abstecken und auf der Hypothese beruhen, dass längst alle Gebiete der Schweiz als urban zu begreifen sind: „Netzwerke“, „Grenzen“, Differenzen“ werden als die konstituierenden Elemente einer „vollständig urbanisierten Schweiz“ identifiziert. Da tauchen Stichworte wie „Dezentrale Urbanisierung, „Neue urbane Landschaften“, „Dezentralisierte Großstadt“, „Dezentrale Konzentration“, „Vernetztes Städtesystem“ etc. auf.31

Aus der Wahrnehmung einer „vollständig urbanisierten Schweiz“ folgt, dass jene Raumtypen, die traditionellen Vorstellungen von Urbanität eher entsprechen, sich auch enger an etablierten städtebaulichen Leitbildern orientieren können: „Als entscheidende Merkmale metropolitaner Regionen betrachten wir eine offene, kosmopolitische Kultur, die Ausprägung von dynamischen Differenzen und das innovative Potenzial, das sich aus der Verknüpfung unterschiedlicher Netzwerke ergibt. Gesellschaftliche Innovationen sind oft das Ergebnis von unintendierten und ungerichteten Prozessen und basieren stark auf Zufälligkeiten. Je größer die Diversität und Offenheit an einem Ort, desto größer ist auch die Chance für solche Innovationen.“32 Dem letzten Satz des Zitats könnte wohl auch noch der Aspekt der Dichte hinzugefügt werden. Die Vernetzung von Klein- und Mittelstädten ist in der Schweiz ein besonders relevantes Thema der Raumentwicklung: „Ökonomisch abgehängt von den Metropolitanregionen und mit nur noch wenigen wirtschaftlichen Trümpfen ausgestattet, liegen die wichtigsten Potenziale der Städtenetze gerade in ihrer städtebaulichen Struktur, in ihrer Vielfalt und in ihrer landschaftlichen Qualität. Allein haben die meisten mittleren und kleineren Städte der Schweiz wenig Perspektiven. In ihrer alltagsweltlichen Kombination hingegen ließen sich produktive Differenzen generieren.“33

Irritierender sind die Charakterisierungen jener Teile einer „vollständig urbanisierten Schweiz“, die traditionellen Bildern des Urbanen nicht entsprechen: „Die Netzwerke der Stillen Zonen sind vor allem lokal ausgerichtet und von geringer Intensität. Auch nach innen sind die Stillen Zonen nicht stark vernetzt. In ihnen sind die wichtigsten produktiven Reste der Landwirtschaft angesiedelt, und oft finden sich auch kleinere und mittlere Industriebetriebe. Allmählich breiten sich jedoch auch hier urbane Netzwerke aus und betten die Stillen Zonen in unterschiedliche Dispositive ein. (…)

Nicht alle Gebiete außerhalb der Alpen sind von Metropolitanregionen oder Städtenetzen überzogen. An gewissen Stellen fasert das urbane Gewebe aus, spart Lücken aus und lässt eine unklare Physiognomie entstehen: Zwischen intensiven Formen der Urbanisierung bilden sich ‚grüne Löcher’ im urbanen Gewebe.

Stille Zonen lassen sich aus zwei Perspektiven betrachten: Von außen erscheinen sie als Ausaperungsgebiete, in denen der Urbanisierungsprozess langsam abläuft. Anderseits widersetzen sie sich aktiv der Urbanisierung. (…)

Die Landwirtschaft prägt zwar noch das Landschaftsbild, doch sie bildet nicht mehr die ökonomische Basis dieser Gebiete. Stattdessen geraten sie immer mehr in den Einzugsbereich von Metropolitanregionen und Städtenetzen. Wie von Wellenschlägen am Ufer werden sie auf viele Weisen durch die Entwicklungen der Zentren erfasst, seien dies Pendler, die sich in alten Bauernhäusern niederlassen, seien es Freizeiteinrichtungen oder ausgebaute Straßen: Die Stillen Zonen werden zunehmend periurban.“34

„Alpine Resorts sind urbane Gebiete in den Bergen, die nicht Teil von Städtenetzen oder Metropolitanregionen sind und keine andere wichtige ökonomische Funktion aufweisen als den Tourismus. Alpine Resorts sind temporäre und polyzentrische Flächenstädte der Freizeit. Die Intensität und der Charakter ihrer Netzwerke sind zyklisch. In der kurzen Hochsaison sind sie national bis international ausgerichtet, in der Zwischensaison vor allem lokal und regional. Wesentliche Merkmale sind auch gute Erreichbarkeit, stark ausgebaute Binnentransportsysteme mit vergleichsweise großer Ausdehnung und eine Infrastruktur auf sehr hohem, von der Stadt kaum noch zu unterscheidendem Standard. (…) In ihrer stärksten Ausprägung kann ein Resort selbst zur temporären Weltstadt werden (…).“35

„Alpine Brachen sind Zonen des Niedergangs und der langsamen Auszehrung. Ihr gemeinsames Merkmal ist eine anhaltende Abwanderung. (…) Selbst wenn sie über einen Autobahnanschluss verfügen, bleiben sie peripher: Was fehlt, ist weniger der Anschluss an die urbane Welt als die physische Präsenz des Urbanen. (…)

Denn mehr noch als die quantitative Seite der Abwanderung fällt die qualitative Seite ins Gewicht, da meist die gut ausgebildeten und innovativen Teile der Bevölkerung in die Zentren abwandern. Auch beim Verlust von Arbeitsplätzen fällt die Abnahme an beruflicher Diversität stark ins Gewicht. So bleiben die Differenzen klein und das Spektrum der Entfaltungsmöglichkeiten begrenzt. In den mangelnden oder eingeschränkten Perspektiven liegt das größte Problem der Alpinen Brachen.“

Die Auseinandersetzung mit „Alpinen Brachen“, die natürlich als systemimmanentes Phänomen der vollständigen Urbanisierung des Territoriums zu begreifen sind, mündet für das Studio Basel in einer Diskussion über einen grundlegenden raumplanerischen Paradigmenwechsel. Dieses Kapitel hat in Hinblick auf eine energetisch bedingte und ressourcenorientierte Transformation des Territoriums strategische Sprengkraft. Es soll hier daher in voller Länge zitiert werden:

Ein Paradigmenwechsel. Aufgrund ihrer schwachen ökonomischen Grundlagen sind die Alpinen Brachen zu einem großen Teil auf verschiedenartige Transferleistungen und Subventionen angewiesen. In der aktuellen Debatte werden vor allem die Subventionen an die Berglandwirtschaft thematisiert. Diese machen jedoch nur einen kleinen Teil der gesamten Transferleistungen aus. Neben Beiträgen an die Infrastruktur fällt vor allem die Finanzierung der vielfältigen Schutzmaßnahmen zur Sicherung der Siedlungsgebiete und Verkehrswege gegen Naturgefahren ins Gewicht.

Alle diese offenen und versteckten Förderungen waren lange unbestritten. Im Vergleich zu anderen Alpenländern, vor allem zu Frankreich und Italien, war die Berggebietsförderung in der Schweiz seit den siebziger Jahren vergleichsweise großzügig. Trotzdem konnte sie den Niedergang der Alpinen Brachen bloß verlangsamen, aber nicht verhindern. Mit der zunehmenden Deregulierung und dem verstärkten Druck zu Kostenwahrheit und Rentabilisierung kommen die Alpinen Brachen heute zusätzlich unter Druck. Die Preisgabe einer flächendeckenden Landwirtschafts- und Infrastrukturpolitik spiegelt ein neues nationales Raumverständnis wieder: die allmähliche Abkehr von der Doktrin einer relativen ‚räumlichen Gerechtigkeit’. Insofern sind die Alpinen Brachen die einzigen Gebiete der Schweiz, für die das gegenwärtige Urbanisierungsmodell keinerlei Perspektive vorsieht. Sie sind die unbeachteten Hinterhöfe der urbanen Schweiz. Der provokative Begriff „Alpine Brache“ signalisiert in diesem Kontext eine Problemlage und ein Potenzial zugleich. Er will deutlich machen, dass für diese Gebiete das traditionelle Modell der Bestandswahrung keine Perspektiven mehr eröffnet und nur Offenheit gegenüber möglichen alternativen Entwicklungspfaden weiterführt. Dies macht neue, differenzierte Entwicklungsstrategien notwendig. Eine reine Rückzugs- und Laisser-faire-Politik könnte fatale Konsequenzen haben: Wenn die Alpinen Brachen zu urbanen Müllkippen verkommen, in denen andernorts unerwünschte Nutzungen abgelagert werden, verlieren sie unwiederbringlich ihr mögliches Potenzial für zukünftige Generationen.“36

Der Begriff „Brache“ bezeichnet hier also nicht Flächen, die nutz- und wertlos geworden wären, er bezieht sich eher auf jene Strategie der ursprünglichen Dreifelderwirtschaft, die Flächen nach genauen Regeln aus der aktiven Bewirtschaftung ausgespart hat, um ihnen mit dem Ziel langfristiger Nutzbarkeit die Möglichkeit der Regeneration zu verschaffen. Dass selbst unter den Bedingungen massiver Unterstützung und unter Bereitstellung eines unverhältnismäßig großen Energie- und Ressourcenaufwands bestimmte regionale Raumtypen nicht stabilisiert werden konnten, lässt vor dem Horizont eines notgedrungen effizienteren Energie- und Ressourceneinsatzes eine Fortsetzung solcher Strategien erst recht fragwürdig erscheinen. Wie vom Studio Basel befürchtet, würde das nur dazu führen, dass Abwanderungsgebiete weder die eine noch eine andere positive Entwicklung nehmen könnten. Diese Regionen würden weder mit vertretbarem Mitteleinsatz in den aktuell laufenden Standortwettbewerben konkurrenzfähig gemacht werden, noch ihre (z.B. ökologischen und naturräumlichen) Potenziale durch eine gezielte Schonung so stärken können, dass kommende Generationen hier Entwicklungsoptionen vorfinden könnten, die wir heute noch nicht zu erkennen vermögen.

„Daraus lässt sich eine urbane Strategie ableiten, die darauf setzt, die Differenzen zu erkennen, zu stärken und fruchtbar werden zu lassen. Eine solche Strategie würde bedeuten, nicht mehr überall im Land alles gleichermaßen zu fördern, sondern im Gegenteil die Unterschiede zu verstärken, statt sie zu nivellieren, und in den einzelnen Gebieten unterschiedliche Qualitäten, unterschiedliche urbane Situationen zu entwickeln.

Die Umsetzung einer solchen Strategie kann nur in öffentlichen Auseinandersetzungen stattfinden. Deshalb verzichtet das städtebauliche Portrait bewusst auf konkrete Vorschläge und Maßnahmenpakete, die sogleich wieder in der politischen Kleinarbeit zerrieben würden. Es ist ein Portrait, ein mögliches Bild einer differenzierten urbanen Schweiz. Nicht mehr und nicht weniger.“37

3.7 Die totale Landschaft II

Es ist zu akzeptieren, dass im „städtebaulichen Portrait“ der Schweiz der Schritt von der Analyse zur Planung bewusst vermieden wird. Umso vermessener wäre es, im Rahmen dieses knappen Beitrags konzeptionelle Aussagen über die zukünftige Entwicklung Österreichs zu machen, zumal es noch nicht einmal ein „städtebauliches Portrait“, also eine vergleichbare gegenwartsbezogene morphologisch-typologische Bestandsaufnahme des aktuellen Zustands des österreichischen Territoriums gibt. Trotzdem können einige Prinzipien grob skizziert werden, die sich auf Szenarien einer zukünftigen, postfossilen „totalen Landschaft“ beziehen. Wie wird sich eine Gesellschaft im Raum einrichten müssen, um den Umsatz an Primärenergie minimieren und die Ressourceneffizienz – gerade auch in Hinblick auf die baulich-räumlichen Ressourcen – optimieren zu können?

Die zentrale Herausforderung wird wohl darin bestehen, wieder komplexe Lebensräume zu schaffen, die es erlauben, dass ein Großteil der Bevölkerung den Alltag (Wohnen, Arbeiten, Freizeit, öffentliches Leben etc.) auf kurzen Wegen und ohne Zwang zu individueller motorisierter Mobilität bewältigen kann. Dies verweist im Sinne des Studios Basel auf engmaschige „Geflechte von inneren Differenzen“, jedenfalls auf raumbezogene Strategien urbaner Verdichtung und auf feinkörnige, dynamische Nutzungsmischung. Die bereits jetzt dicht bebauten und gemischt genutzten Stadtgebiete werden demnach transformatorische Entwicklungsvorsprünge haben. Die Erfahrungen der („sanften“) Stadterneuerung (vor allem in Wien) sind in Hinblick auf anstehende Prozesse des Stadtumbaus richtungsweisend, wären aber noch mit dem Ziel einer höheren Umsetzungsdynamik zu schärfen.

Wie aber sieht es außerhalb bestehender urbaner Zentren aus? Welche Dimensionen und Komplexitäten müssen Siedlungsstrukturen mindestens aufweisen, um den Anforderungen an umfassend funktionierende Lebensräume ausreichend gerecht werden zu können? Welche morphologisch-typologischen Systemeigenschaften müssen aktiviert werden, um ressourceneffiziente Entwicklungschancen, Nutzungsreserven und Aneignungspotenziale gewährleisten zu können? Was geschieht mit Siedlungsstrukturen, die unter der dafür erforderlichen Maßstabsschwelle liegen? Können sie ausreichend Autarkie gewinnen um bestehen zu bleiben? Kann der „urban sprawl“ zu einem wirklich urbanen Lebensraum transformiert werden? Oder müssen wir die von Sieferle diagnostizierte „Demontage und Verflüssigung sämtlicher Bestände“ demnächst auch bei den ureigensten Schöpfungen der laufenden Transformation, den monofunktionalen Einfamilienhausgegenden, den suburbanen „Speckgürteln“, den Industrie- und Gewerbeeinöden, den spezialisierten Sommer- und Winterferienregionen und auch den hypertrophierten Transportinfrastrukturen erwarten? Werden solche Strukturen demnächst zu den Wüstungen der Nachmoderne werden und den mittelalterlichen Stadtmauern und den rostigen Hochöfen auf die Müllhalde europäischer Raumentwicklung folgen?

Für viele – aber nicht für alle – österreichische Klein- und Mittelstädte gilt sicher auch, was für die „Städtenetze“ in der Schweiz dargestellt wurde. Durch Vernetzung sollten sie ein Stück weit Komplexitätsdefizite kompensieren und produktive Differenzen kultivieren können. Dazu braucht es ein bewusst differenzierendes Management zwischen der Stärkung und der Überwindung lokaler Besonderheiten. Das Prinzip der Vernetzung sollte in Überwindung des traditionellen „Kirchturmdenkens“ von den Aspekten des Stadtmarketings bis zur Investitionspolitik und der Konfiguration der Infrastrukturen konsequent verfolgt werden. Der Begriff des Städtenetzes erscheint hier jedenfalls passender, als der der Kleinregionen, da er mehr raumbezogene Offenheit, Elastizität und Kommunikationskompetenz signalisiert.

Weitere zentrale Themen sind die Landwirtschaft, die sicher auf Dauer nicht mit einem negativen energetischen Erntefaktor arbeiten können wird, und die industrielle und gewerbliche Produktion, die aktuell so im Raum organisiert sind, dass sie enorme Transportleistungen erfordern. Die in der Schweiz identifizierten „Stillen Zonen“ gibt es in ähnlichen Ausprägungen in Österreich natürlich auch, zum Teil sogar in größeren Zusammenhängen. Ihre Tendenz zur Periurbanisierung wäre im Zusammenspiel mit einer qualifizierten Nachverdichtung der Stadtregionen und Städtenetze umzukehren. Stille Zonen sollten noch stiller werden können. Alle diese Themen sind für die territorialen Transformationen, die unter dem Regime eines postfossilen gesellschaftlichen Metabolismus unausweichlich sein werden, morphogenetisch hochgradig relevant.

Die suburbanen Milieus der Stadtperipherien, der „Zwischenstädte“, bis hin zu den urbanisierten Regionen des Rhein- und Inntals, bieten besonders schwierige, aber durchaus auch günstige Voraussetzungen für Transformationen, weil sie nicht so tabuisiert sind, wie historisch wertvolle Bau- oder touristisch vermarktbare Landschaftsbestände. Dort, wo es im „urban sprawl“ ausreichend entwicklungsfähige Kondensationskerne gibt, werden eventuell Dichte und Komplexität so zunehmen können, dass sich funktionierende, komplex vernetzte und über auszubildende Differenzen ausreichend qualifizierte urbane Lebensräume bilden können. Solche Transformationen können durch eine Identifikation und Verstärkung des Charakters jener „Grünen Löcher im urbanen Gewebe“ positiv unterstützt werden, die ja wichtige Komponenten suburbaner Milieus sind (alte Kulturlandschaftsreste etc.). Viele der suburbanen Strukturen, besonders wenn sie im großen Maßstab monofunktionell charakterisiert sind, weisen in Hinblick auf zu erwartende Transformationen ein hohes Entwicklungsrisiko auf. Wenn die Ensembles von Einkaufszentren und Großmärkten in den Speckgürteln der Städte nicht an Komplexität zulegen, also durch die Forcierung von Dichte und Nutzungsmischung verstädtern können („Cities statt Shopping Cities“), haben sie ein Ablaufdatum. Großflächige Industrie- und Gewerbegebiete bieten noch schlechtere Voraussetzungen für langfristig erfolgreiche Karrieren. Hier zeichnen sich die nächsten Generationen von Brachen ab.

Für disperse monofunktionale Einfamilienhausgebiete, die stark von individualisierter motorisierter Mobilität abhängig sind, gibt es diese Perspektive der Verstädterung nicht. Statt solche Gebiete auf Basis einer raumbezogen unsensiblen Wohnbauförderung weiter expandieren zu lassen, sollten Förderungsmaßnahmen eher einem mittel-bis langfristigen Rückbau gewidmet werden. Eine Post-Oil-Gesellschaft wird sich diese heute immer noch populärste Wohnform nicht mehr im bestehenden (und immer noch wachsenden) Umfang leisten können. In einer aktuellen Studie wurden die Mehrkosten ermittelt, die bei einer (absehbaren) Erhöhung des Ölpreises von 70 auf 200 Dollar pro Barrel unterschiedlichen österreichischen Haushalten erwachsen würden: Ein urbaner Single mit gasbeheizter Wohnung müsste pro Jahr für Heizung, Warmwasser, Mobilität und Strom etwa 500 Euro Mehrkosten aufbringen. Eine Kleinfamilie, die in einer suburbanen Peripherie in einem teilsanierten Einfamilienhaus mit Ölheizung lebt, müsste für ihren Energiebedarf bereits über 3000 Euro mehr bezahlen, eine größere Familie, die im ländlichen Raum in einem unsanierten ölbeheizten Einfamilienhaus lebt, gar mit Mehrkosten zwischen 5000 und 6000 Euro rechnen.38 Der Energiehaushalt, repräsentiert durch den Energiepreis, wird sich wohl wieder einmal als mächtiger Antrieb der Transformation und bei der Konstruktion und Strukturierung des Territoriums, bzw. der totalen Landschaft, als morphogenetisch besonders relevanter Faktor erweisen.

Den Ausführungen des Studios Basel über „Alpine Resorts“ und „Alpine Brachen“ ist mit Blick auf Österreich hinzuzufügen, dass sich hier die mit diesen Raumtypen zusammenhängenden Problemlagen und die daraus ableitbaren Entwicklungsperspektiven urbaner Transformation nicht nur auf alpine Räume beschränken. Wie überhaupt eine Siedlungstopografie und Raumtypologie Österreichs noch weitere Raumphänomene aufzeigen könnte, die in Hinblick auf eine zu transformierende, effizientere und nachhaltigere Organisation gesellschaftlicher Prozesse im Raum zu charakterisieren wären.

3.8 Methoden und Instrumente

Die vom Studio Basel vorgezeigte Strukturierung des Territoriums in unterschiedliche Raumtypen unterscheidet sich durch ihren phänomenologischen Charakter von bisher üblichen Strukturierungen, die an politischen Grenzen oder an funktionellen bzw. wirtschaftlichen Kriterien festgemacht sind. Diese phänomenologische Sicht erleichtert die Überwindung einer vorrangig funktionalistischen Interpretation des Raumes und der räumlichen Entwicklungsprozesse. Das Bekenntnis zur Stärkung der Produktivität von Differenzen sollte auch erleichtern, den funktionalistischen und nivellierenden Charakter etablierter raumplanerischer Methoden und Instrumentarien zu überwinden. Die höchste zu überspringende Schwelle ist dabei wohl die Doktrin einer vordergründig interpretierten „räumlichen Gerechtigkeit“.

Wenn man die spezifischen Stärken, Schwächen, Entwicklungsoptionen oder Entwicklungshemmnisse von Raumtypen in ihrer Unterschiedlichkeit analysiert und die ihnen immanente Regelkraft in Hinblick auf Transformation erkannt hat, kann man nicht mehr mit Instrumenten operieren, die diese Unterschiedlichkeit ignorieren und sich daher als ineffizient oder sogar zerstörerisch erweisen müssen. (Darüber gibt das degenerierte Bild unserer Kulturlandschaften ein deutliches Zeugnis ab. Dieses Bild entstand in jenen knapp hinter uns liegenden Zeiträumen, in denen es mehr Pläne und Planungsinstanzen gab, als jemals zuvor. Es wäre lohnend, die den etablierten Planungsinstrumentarien innewohnenden Selbstzerstörungsmechanismen einmal präzise zu analysieren!)

Das Bekenntnis zur Unterschiedlichkeit von Raumtypen und zur Entfaltung von Differenzen verlangt in nächster Konsequenz die Entwicklung differenzierter Methoden, Instrumente und Regelwerke, die präzise auf die typologischen Eigenschaften der Räume eingehen und ihre spezifischen Potenziale gezielt aktivieren können. Dies bezieht sich sowohl auf die Quantität (Dichte, Hierarchien etc.), wie auch auf die Qualität (Härte, Offenheit, Elastizität etc.) raumspezifischer Regulative. So gibt es zum Beispiel Raumtypen, bei denen die gezielte und auch großzügige Förderung der Raumschaffung Sinn macht, und es gibt andere Typen, wo durch eine solche Förderung zukunftsfähige Transformationen unterlaufen werden. Gerade das Instrument Wohnbauförderung müsste nicht nur nutzungsoffener formuliert, sondern vor allem konsequent räumlich differenziert und als effizientes Lenkungswerkzeug der Transformation angewendet werden, statt unter den Vorzeichen einer falsch verstandenen „räumlichen Gerechtigkeit“ bloß die suburbane Entropie und kaum zukunftstaugliche Siedlungsentwicklungen anzutreiben.

Bei der Konzeption von Methoden und Instrumenten der Raumentwicklung geht es darum, sowohl auf der Ebene der Analyse, wie auf konzeptioneller und entwerferischer Ebene ein Denken in starren räumlichen Zuständen zu überwinden. (Ein solches Denken charakterisiert und pervertiert z.B. gerade jenes Planungsinstrument, das auf ökologische Nachhaltigkeit abzielen soll: die Umweltverträglichkeitsprüfung.) Raumplanung ist immer auch Prozessplanung und wird sich vor allem als begleitende Moderation von Transformation definieren müssen. Sie hat die Faktoren Zeit und Dynamik jedenfalls grundsätzlicher einzubeziehen, als es das aktuelle Handwerkszeug der Planung und auch die etablierten Berufsbilder tun. Es geht um die Transformierbarkeit, Entwicklungs- und Lernfähigkeit der Planung selbst, sowie um ein effizientes Management zwischen einer unverzichtbaren hoheitlichen „top-down“-Entwicklungssteuerung und jeweils vor Ort zu aktivierenden „bottom-up“-Prozessen, ohne die keine vitale Bau- und Planungskultur entstehen kann. Die raumspezifische Differenzierung von Prozessen und die Kultivierung von produktiven Differenzen im Raum werden sich konsequent auf der Ebene der Methoden und Instrumente, natürlich auch auf institutioneller Ebene, abbilden müssen.

Ergänzend dazu noch einige Annäherungen an die Maßstabsebene der Architektur und an grundsätzliche Fragen des bebauungstypologischen Fortschritts:

4 Funktionalismus versus Nachhaltigkeit39

Nachhaltiges Bauen“ ist ein überstrapaziertes Schlagwort geworden. Die Diskussionen darüber beziehen sich meistens auf den engen Fokus des Energiehaushalts von Gebäuden, auf Wärmedämmung, Solarenergie, Haustechnik, Baustoffwahl etc. Wie ökologisch sinnvoll baulich-räumliche Strukturen sind, entscheidet sich aber vor allem auf anderen Maßstabs- und Systemebenen – in der Raumplanung, der Stadt- und Siedlungsplanung und bei der Festlegung von bebauungstypologischen Programmen.

Fehlentwicklungen, die auf diesen Ebenen den gesellschaftlichen Energiehaushalt belasten, können weder durch höhere Wärmedämmwerte der Fassaden noch durch mehr Sonnenkollektoren auf den Dächern ausreichend kompensiert werden. Was bringt ein energetisch optimiertes Passivhaus am Waldrand wirklich, wenn seine Bewohner mehrmals täglich mit einem oder zwei Autos zu ihren Arbeitsplätzen, zu Kindergärten, Schulen, Geschäften oder auch zu ihren Freunden und Verwandten fahren müssen? Wie wirken sich der Flächenverschleiß in zersiedelten Landschaften, die Länge der Verkehrswege, ihr Bau und ihre Erhaltung auf regionale Energiebilanzen aus? Wie schlägt die verlorene Zeit zu Buche, die man in Autos und im Stau verbringt? Wie sozial nachhaltig sind territoriale Strukturen, die Menschen von Mobilität abhängig machen? Wie werden Kinder und immobile alte Menschen damit fertig?

Im Diskurs über nachhaltiges Bauen müssen daher die funktionalistischen Planungstraditionen des vergangenen Jahrhunderts grundsätzlich in Frage gestellt werden. In der Praxis müssen sie so rasch wie möglich überwunden werden. Die räumliche Trennung von funktionell spezialisierten Wohnmilieus, Arbeitsmilieus und Freizeitmilieus mit aufwendigen Verkehrssystemen dazwischen hat vielleicht im hinter uns liegenden Industriezeitalter Sinn gemacht. Heute zeigen sich vor allem die gravierenden Nachteile dieser territorialen Organisationsform. In Ballungsräumen ist der motorisierte Individualverkehr längst an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen. Der daraus resultierende Energieaufwand für Mobilität ist auch durch die innovativste Haustechnik nicht zu kompensieren, abgesehen davon, dass der motorisierte Verkehr gravierende Umweltbelastungen und Beeinträchtigungen der Lebensqualität bewirkt.

Auf akademischer Ebene haben sich daher wieder andere Leitbilder als das der funktionalistisch gegliederten und flächig aufgelockerten Stadt etabliert. Aber wie schauen diesbezüglich die aktuelle Raumplanung und die architektonische Massenproduktion aus? Sind Leitbilder wie „Die Stadt der kurzen Wege“ schon bis zu den Entscheidungsträgern, den Produzenten und den meist in geduldiger Passivität befindlichen Architekturkonsumenten durchgedrungen? Es stellt sich heraus, dass die Bauproduktion in komplizierten und geschlossenen Systemen gefangen ist, in der politische, rechtliche, finanzierungstechnische, institutionelle, organisatorische und produktionsbezogene Faktoren einen so dichten Filz wechselseitiger Abhängigkeiten erzeugen, dass diese Systeme weitgehend reformresistent geworden sind. Auch auf dieser operationellen Ebene hat der funktionalistische Zugang zum Planen und Bauen zu Erstarrungen und damit zu Verhältnissen geführt, die Neuorientierungen behindern.

5 Die Unsicherheit von Prognosen und die Unplanbarkeit von Urbanität40

Die typische aktuelle Bauproduktion ist nicht nur wegen ihrer fragwürdigen funktionellen Spezialisierung in Hinblick auf ihre Zukunftstauglichkeit problematisch, sie ist vor allem deshalb nicht nachhaltig, weil sie den prozessualen Charakter baulich-räumlicher Strukturen ignoriert. Dabei könnte schon ein kurzer analytischer Blick auf unsere Lebensräume sehr aufschlussreich sein. Wir schätzen unsere historischen Altstädte und unsere traditionellen ländlichen Siedlungsstrukturen, entwickeln zur Bewahrung ihrer Qualitäten zahlreiche defensive Instrumentarien, vergessen aber, dass diese historischen Strukturen von Menschen und für Menschen geschaffen wurden, die nicht die geringste Vorstellung von unserer Zeit, unseren Bedürfnissen, unseren Lebensstilen und unseren Wertvorstellungen haben konnten. Wir sollten uns daher fragen, wieso dieses kulturelle Erbe für uns immer noch so gut nutzbar und offensichtlich auch von hohem Wert sein kann und welche Systemeigenschaften Bebauungs- und Raumstrukturen haben müssen, um in diesem Sinn langfristig erfolgreiche „Karrieren“ machen zu können?

Die Analyse typischer „Hausbiographien“ und „Ortsmonographien“ liefert eine zunächst einfache Erklärung: Solche Strukturen konnten permanent weiterentwickelt, verändert, korrigiert, umgenutzt, nachverdichtet, ausgedünnt, gestalterisch modernisiert, technisch nachgerüstet, in ihren Bedeutungen neu interpretiert, jedenfalls mit angemessenem Aufwand immer wieder neu angeeignet und auf Basis neuer Aspekte zeitspezifisch verbessert werden, ohne dabei jemals komplett eliminiert zu werden. Im Wissen um die unvermeidbare Unsicherheit jeder mittel- oder langfristigen Zukunftsprognose müssen wir uns daher fragen, ob die von uns aktuell errichteten„zeittypischen“ Einfamilienhäuser, Geschoßwohnbauten, Bürohäuser etc. auch über vergleichbare Potenziale verfügen.

Offensichtlich sind unsere Neubauten, die beharrlich der Logik des Funktionalismus und ökonomischen Kalkülen folgen, die auf kurze Fristen angelegt sind, in dieser Hinsicht problematisch. Sie sind weder in ihren grundlegenden Raumstrukturen, noch in den primären Konstruktionen, den konstruktiven Details oder in der Materialisierung auf prozessuale Weiterentwicklungen vorbereitet. Sie sind als „Endprodukte“ determiniert und tragen daher ein wesentlich größeres Risiko in sich, nur sehr eingeschränkt an veränderte Bedürfnisse angepasst werden zu können. Dies bedeutet auch, dass solche Baulichkeiten entwertet oder sogar so weit unbrauchbar werden können, dass sie schließlich als Sondermüll entsorgt werden müssen – wie ein Blick in die Banlieus französischer Städte zur Zeit drastisch belegt, wo relativ junge Wohnbauten in großer Zahl eliminiert werden, weil sich die von den Planern optimistisch prognostizierten Lebensverhältnisse nicht eingestellt haben und die Gebäude auf diesen Umstand nicht ausreichend reagieren können.

Es sollte uns aus dieser Erfahrung heraus bewusst sein, dass sich selbst die heute mit besten Absichten und unter allgemeinem Applaus errichteten baulichen Spitzenleistungen mit hoher Wahrscheinlichkeit für kommende Generationen als unpassend erweisen werden. Dieses grundsätzlich bestehende Risiko, für zukünftige Anforderungen „falsch“ zu bauen, kann auch durch die aufwendigste Trendforschung nicht eliminiert werden. Die konzeptionelle Antwort auf diesen Umstand kann daher nur lauten, dass den Bebauungsstrukturen Nutzungs- und Entwicklungsreserven mit auf ihren Weg gegeben werden müssen, die nicht konkret vordefiniert sondern latent vorhanden, nach Bedarf abrufbar und mit geringen baulichen Investitionen – das heißt in der Regel: ohne massive Eingriffe in konstruktive und infrastrukturelle Primärstrukturen – aktivierbar sein sollen. Es geht um eine grundlegende Qualität, die aus verschiedenen relevanten Perspektiven mit Bezeichnungen wie „Polyvalenz“, Multioptionalität“, „Flexibilität“, „Aneignungsfähigkeit“, „Offenheit“, Nutzungsneutralität“, „Lernfähigkeit“, „Zukunftstauglichkeit“, „Anpassbarkeit“, „Prozessualität“, „Varianz“ etc. charakterisiert wird.

Ohne die Bedeutung energetischer Optimierungen von Gebäuden aus den Augen zu verlieren, sollte man sich doch vorrangig die Frage stellen, ob die heute massenhaft produzierten Bautypen solchen Anforderungen entsprechen und ob man im Interesse nachhaltiger Entwicklungen nicht auf einer viel grundsätzlicheren Ebene umdenken sollte – ob man im angesprochenen Sinn nicht z.B. den funktionell spezialisiertem Wohnbau weitgehend durch die Herstellung möglichst nutzungsneutraler baulich-räumlicher Strukturen ersetzen sollte. Eine offene Gesellschaft braucht offene Räume und wird sich auf Dauer nicht in unflexible und entwicklungshemmende Raumverhältnisse zwängen lassen. Neubauten sollten daher konsequent als die Sanierungsfälle und Erneuerungsaufgaben der kommenden Generationen gesehen und auf allen dafür wesentlichen Maßstabsebenen entsprechend konzipiert und konstruiert werden.

Die gebäudetypologischen Bestseller unserer Zeit, das freistehende Einfamilienwohnhaus und der funktionell spezialisierte Geschoßwohnbau, weisen nicht nur große Defizite in Hinblick auf ihre latenten Entwicklungspotenziale auf, sie sind auch prinzipiell antiurban. Wo und in welchen Größenordnungen auch immer auf dieser Welt diese Programme zur Anwendung gekommen sind, es sind allenfalls (Groß-)Siedlungen entstanden, aber keine Städte mit urbanem Charakter. Urbanität entsteht offenbar nur unter baulich-räumlichen Bedingungen, die eine Vielfalt an Lebensprozessen zulassen, die Spielräume für eine ausreichende Selbstorganisation und Selbstregulation funktioneller Gefüge anbieten, in denen sich ein sinnvolles Verhältnis von top-down- und bottom-up-Prozessen einspielen kann.

Funktionsmischung stellt sich in urbanen Milieus nicht als das baulich und organisatorisch fixierte Nebeneinander einmal ausgehandelter Nutzungen dar, sondern als permanente Option des Mischens und Entmischens, der Verdichtung und Ausdünnung, des Entwickelns von Synergien und des Vermeidens von hemmenden Konflikten. Auf lange Sicht gesehen sind fast alle Nutzungen als Zwischennutzungen zu bezeichnen. Es geht darum, Mischung (funktionell, sozial, kulturell etc.) als permanenten Prozess zu verstehen, dafür Entfaltungsoptionen anzubieten, langfristig auf Unvorhersehbares konstruktiv reagieren zu können und dafür im Raum robuste, qualitätssichernde strukturelle Rahmenbedingungen zu schaffen.

Wenn man Urbanität als jene Qualität begreift, die es vielen unterschiedlichen Menschen mit unterschiedlichen Interessen und Alltagskulturen ermöglicht, auf knapp begrenztem Raum möglichst gut, in tragfähigem Frieden, in Würde und zur wechselseitigen Inspiration zusammen zu leben, dann wird der direkte Zusammenhang zwischen Urbanität und sozialer Nachhaltigkeit klar. Antiurbane, entwicklungshemmende und prozessunfähige Raumstrukturen können daher – wie immer sie auch energetisch bilanzieren – nie in einem ganzheitlichen Sinn nachhaltig sein.

6 Wohnen und/oder arbeiten

In vorindustrieller Zeit repräsentierten Häuser – sowohl in der Stadt, wie auf dem Land – Lebensräume, in denen nahezu alle Lebensvorgänge einschließlich Geburt und Tod stattfinden konnten. Da sie in diesem Sinn dem „ganzen Leben“ Raum geben mussten, nennt sie der Stadtsoziologe Walter Siebel auch „ganze Häuser“.41 Solche Gebäude und die dazugehörigen Freiräume waren in der Regel an sieben Tagen der Woche rund um die Uhr von mehreren Generationen belebt. In der vorindustriellen Gesellschaft hat es auch kaum Sinn gemacht, zwischen den Kategorien Wohnen, Arbeit und Freizeit zu unterscheiden. Diese Unterscheidungen werden erst in der Industriegesellschaft sowohl für die zeitliche wie für die räumliche Organisation der Lebensprozesse bestimmend. Es war wohl unumgänglich, Fabriken zu bauen, die zwingend ortsgebundene Arbeitsplätze angeboten haben, und davon getrennt Wohnhausanlagen, in denen außer der Erledigung der „Hausarbeit“ keine Erwerbstätigkeit mehr stattfand. Diese Lebensrealität verliert jedoch in einer postindustriellen Welt zunehmend an Verbindlichkeit. In vielen Bereichen zeichnet sich die Berufswelt heute durch eine steigende Veränderungsdynamik, durch Individualisierung und Fragmentierung aus. Lebenslang durchgängige Karrieren werden zum Ausnahmefall. Das gleiche gilt allerdings auch für das Privatleben („Patchworkfamilien“ etc.).

Diese Phänomene treffen besonders auf neue Arbeitssphären zu, die für urbane Ökonomien immer wichtiger werden. Die boomende Kreativwirtschaft und ihre als „Creative Class“ charakterisierten Akteure lassen sich nicht mehr in überkommene zeitliche und räumliche Organisationsmuster zwängen. Daher findet man diese „Klasse“ auch weder in den engen räumlichen Korsetten des monofunktionalen Wohnbaus, noch greift sie auf das banale Flächenangebot in den Investorenarchitekturen der „Business Districts“ zu. Sie tendiert vielmehr zurück in die Stadt, stärkt Standorte mit einem hohen Potenzial an Urbanität und sucht Raumsituationen, die nicht nur passiv konsumiert, sondern „kreativ“ angeeignet werden können, also solche, die wie alte Industrielofts oder gründerzeitliche Bauformen über „strukturelle Offenheit“ und auch über ein ortsspezifisches inspirierendes Flair verfügen.

Zukunfts- und Trendforscher, aber auch Planer, die sich innovativ mit aktuellen Arbeitswelten befassen, stellen neue Konzepte zur Diskussion, die durchwegs in folgende Richtung weisen: „Im Moment sind wir Zeugen eines Wandels hin zum ‚Creative Office’. Hierbei wird das Büro in unterschiedliche Zonen unterteilt: Business-Lounge, Bar, Lehrraum, Sinnraum, Präsentationsraum, Denkraum, Leseraum, … . Es ergeben sich Raumzonen, die sich deutlich voneinander unterscheiden, in denen neues, kreatives Arbeiten möglich ist. In denen Austausch und Übung stattfinden kann. Die Ökonomie der Zukunft wird für uns, aus der Gegenwart gesehen, ungewohnt bunt sein. Das Büro der Zukunft demnach kein monotoner, gleichförmiger Ort, sondern eine bunte Stadtlandschaft.“42

So, wie Aspekte des Arbeitens und der Freizeit unaufhaltsam in den Bereich des Wohnens drängen, werden die Arbeitsmilieus ebenso unaufhaltsam mit Aspekten der Wohnlichkeit und auch der Freizeit anzureichern sein, um den längst bestehenden und immer weiter um sich greifenden Lebenswirklichkeiten einer postindustriellen Gesellschaft ausreichend entsprechen zu können. Der bebauungstypologische Fortschritt sollte demnach eindeutig in die Richtung weisen, wieder „ganze Häuser“ zu ermöglichen, also Gebäude, die für unterschiedlichste Nutzungen in unterschiedlichsten Mischungen geeignete Räumlichkeiten, differenzierte Zonierungen, attraktive Erschließungsstrukturen und hochwertige Beziehungen zu Freiräumen anbieten können. Da man davon ausgehen muss, dass sich zukünftige Nutzungs- und Mischungsszenarien in einem „Wandel in Permanenz“ befinden werden, wäre es falsch, solche Gebäude auf den Ebenen ihrer konstruktiven und infrastrukturellen Primärstrukturen für eine bestimmte Situation zu optimieren. Nutzungen und auch Mischungen sind einmal mehr als Prozesse zu deuten, denen die Gebäudestrukturen gelassen und emanzipiert gegenüberstehen müssen. Auch die „ganzen Häuser“ der Zukunft sollten für keine spezielle Nutzung hundertprozentig perfekt, aber für möglichst viele verschiedene Nutzungsszenarien ausreichend gut geeignet und darüber hinaus auch adaptierbar sein.

Für den Bereich des Arbeitens trifft daher ohne Abstriche zu, was Walter Siebel mit Blick auf den Bereich des Wohnens so formuliert hat: „Es gibt eine objektiv notwendige Distanz zwischen dem sozialen Leben und den Räumen, in denen sich dieses Leben abspielt. Wohnräume müssen eine gewisse Distanz, eine Art Neutralität gegenüber dem Alltag ihrer Bewohner bewahren. Ich glaube, dass die Attraktivität umgebauter Industrieanlagen oder Wohnungen aus dem 19. Jahrhundert darin liegt, dass diese umgebauten Gehäuse diese Distanz selber zum Ausdruck bringen. Man muss sich mit seinem Wohnraum nicht vollständig identifizieren, sondern kann sich auch ironisch dazu verhalten, was auch die Spiel- und Phantasieräume eröffnet. Wenn aber die Räume des Alltags zu den alltäglichen Lebensweisen notwendige Distanz halten müssen, eben weil sie hochdifferenziert, wandelbar und widersprüchlich sind, dann könnten die Spielräume der Architekten größer werden, jenseits der Anpassung an ganz bestimmte Wohnbedürfnisse und exakter Erfüllung ganz bestimmter Funktionen.“43

Auch aus immobilienwirtschaftlicher Sicht eröffnet sich eine neue Perspektive, da solche Gebäude nicht mehr eindeutig einem Wohnungs- oder einem Büroflächenmarkt zugeordnet werden können und sich auch in den Spannungsfeldern von Angebot und Nachfrage entsprechend flexibel verhalten werden. In Hinblick auf langfristig erfolgreiche Ökonomien und ein den Prinzipien der Nachhaltigkeit verpflichtetes Ressourcenmanagement eröffnen sich aber noch ganz andere Betrachtungsebenen. So ist festzustellen, dass die meisten jener Räume, Gebäude und sogar Quartiere, die funktionell auf das Wohnen oder das Arbeiten spezialisiert sind, erschreckend niedere Ausnützungsgrade aufweisen. Für den Bereich der Arbeit gilt:

„Die Rechnung (Quelle DEGW/Teknibank, The Intelligent Building in Europe. März 1992) geht von hundertprozentiger Inanspruchnahme innerhalb von vierundzwanzig Stunden aus. Durch die Fünf-Tage-Woche sinkt sie auf 71, nach Abzug von Urlaub und Feiertagen auf 63 Prozent. Da durchschnittlich im Büro acht Stunden gearbeitet wird, reduziert sich der Nutzungsgrad radikal auf 21 Prozent. Durch Pausen und Krankheiten fällt der Pegel auf 16, durch soziale und organisationsbedingte Aktivitäten schließlich auf fünf Prozent.

Dem gegenüber – im wahrsten Sinn des Wortes, gelegentlich in Sichtweite, meistens aber einige Kilometer entfernt – stehen die Schlafstädte der arbeitenden Bevölkerung, die tagsüber weitgehend menschenleer erscheinen und erst abends und an den Wochenenden zum Leben erwachen.

Eine Analyse würde auch hier den Prozentsatz der Inanspruchnahme vermutlich nicht allzu hoch ansetzen. Zwischen diesen beiden Polen, Arbeiten und Wohnen genannt, spielt sich zweimal am Tag der ökologische Irrsinn des Hin- und Herfahrens ab, mit Staus und Stress und Abgasen, die buchstäblich zum Himmel stinken.“44

Dem wäre noch hinzuzufügen, dass bei öffentlichen Gebäuden, wie Schulen, die Nutzungsquote in der Regel bei 10 % liegt.45 Hermann Knoflacher belegt in seinem Buch „Stehzeuge“, dass der Auslastungsgrad eines Automobils im Durchschnitt unter einem Prozent liegt.46 Was bedeutet es jedoch in Hinblick auf die intelligente Nutzung räumlicher und energetischer Ressourcen, wenn aufwendig gebaute und bauphysikalisch optimierte Bürogebäude etwa 90% der Zeit leer stehen, aber trotzdem so ausgestattet, beheizt, gekühlt und gewartet werden müssen, als wären sie ständig intensiv genutzt? Auch bei annähernd monofunktionell konzipierten Wohnsiedlungen ist zu beobachten, dass sie tagsüber fast leer stehen. Die Erwachsenen sind in der Arbeit, die Kinder in Kindergärten und Schulen. Die Wochenenden werden auch bei hoher Qualität von Außenanlagen selten im Wohnumfeld verbracht, Urlaube noch seltener. Die oft sehr aufwendig und pflegeintensiv gestalteten Freiräume sind im Zeitablauf extrem untergenutzt. So werden heute Gebäude konzipiert und auch massiv finanziell gefördert, die meistens leer stehen.

Würde man entsprechende Berechnungen anstellen, müsste sich wohl herausstellen, dass „ganze Gebäude“, die den weitaus größten Teil ihrer Bestandsdauer intensiv genutzt werden – eben für unterschiedliche Komponenten des Wohnens, Arbeitens, der Freizeit und des öffentlichen Lebens – bei einer ganzheitlichen Bewertung ihrer ökonomischen Effizienz und ihres ökologischen „footprints“ zwangsläufig viel besser bilanzieren, als Bebauungen, die zwar „Passivhäuser“ auf technologischem Letztstand sein mögen, aber einen viel geringeren Ausnutzungsgrad aufweisen. Solche Berechnungen müssten natürlich auch die Nutzungsdichte von Freiräumen, technischen Infrastrukturen und den ökonomischen und energetischen Aufwand für jene Mobilität einbeziehen, der erforderlich ist, um von meist leerstehenden Gebäuden für das Arbeiten zu den meist leerstehenden Gebäuden für das Wohnen (oder das Zweitwohnen im Grünen!) und wieder retour zu gelangen.

Es ist offensichtlich, dass das Gesamtsystem, nach dem unsere Gesellschaft ihre Lebensprozesse im Raum organisiert, nicht nachhaltig sein kann, weil baulich-räumliche Ressourcen auf allen Maßstabsebenen nur sehr schwach genutzt werden. Unter dem rapid ansteigenden Effizienzdruck durch die immer knapper und teurer werdenden energetischen und rohstoffbasierten Ressourcen wird es hier auf allen Maßstabsebenen zu einschneidenden Reorganisationen gesellschaftlicher Lebensprozesse kommen müssen. Naheliegende Konsequenzen und daraus resultierende Fortschrittsperspektiven auf der gebäudetypologischen Maßstabsebene sind hier dringend aufzuzeigen.

7 Forschungsfelder

Die hier grob umrissenen Darstellungen gehen inhaltlich deutlich über jene Themenschwerpunkte hinaus, die sonst etwa unter der Überschrift „Energieraumplanung“ zu finden sind. Natürlich sind die Aspekte der Regionalisierung und Dezentralisierung der Energiebereitstellung, die Netztechnologien der Energieübertragung und konsequente Standortoptimierungen aller Systemkomponenten maßgebliche Elemente der Organisation des gesellschaftlichen Energiehaushalts. Ihre Effizienz hängt aber in jedem Fall ganz entscheidend von der maßstäblich übergeordneten Raumordnung ab. Dabei spielen territoriale Systeme, Besiedlungsstrukturen, Bebauungs- und Nutzungsdichten, funktionelle Gefüge, Transport und Mobilität, die Erschließbarkeit lokaler Ressourcen etc. entscheidende Rollen. Ein kritischer Befund der aktuellen Situation belegt die wechselseitige Abhängigkeit der bestehenden territorialen Strukturen und ihrer Nutzungen von den Einrichtungen und Unternehmen, die fossile Energie flächendeckend und leistbar bereitstellen können. Alle in Gang befindlichen und folgenschweren Fehlentwicklungen im Raum werden zur Zeit durch einen höheren Einsatz an fossiler Energie kompensiert. Das Ende dieser Entwicklung ist absehbar und wird zwangsläufig auf die räumliche und territoriale Organisation der Lebensprozesse einer Post-Oil-Gesellschaft zurückschlagen müssen.

In Hinblick auf die politische Zielsetzung einer Energieautarkie für Österreich 2050 gilt generell, dass Energieautarkie auf Basis regenerierbarer Energieträger – auf welcher territorialen Maßstabsebene auch immer – umso leichter erreichbar sein wird, je geringer der Primärenergiebedarf ist. Und der ist direkt davon abhängig, wie ressourcenschonend die Gesellschaft ihre alltäglichen Lebensprozesse im Raum organisieren kann.

Die zentrale Forschungsfrage lautet daher:

Wie soll sich eine postindustrielle Gesellschaft, die ihren Metabolismus weitgehend ohne Zugriff auf fossile Energieträger (und Atomstrom) bewerkstelligen will, im Raum organisieren, um ihren Energieumsatz und die Ressourceneffizienz optimieren zu können?

Daraus leiten sich zahlreiche weitere Fragen ab:

Wo liegen die entscheidenden Unterschiede zwischen dem Status quo und den Modellen energetisch optimierter territorialer Organisation?

Wie kann eine Transformation des Status quo in Richtung dieser Modelle in Gang gesetzt und verträglich gestaltet werden? Welche Methoden und Instrumente stehen dafür zur Verfügung bzw. sind dafür zu entwickeln? Wie könnte eine effiziente räumliche Differenzierung des Planungsinstrumentariums bei gleichzeitiger Überwindung seiner bislang funktionalistischen Grundhaltung konzipiert werden?

Wie sieht eine gegenwartsbezogene siedlungstopografische und raumtypologische Bestandsbeschreibung Österreichs aus? Welche realistischen Entwicklungsoptionen sind unterschiedlichen Raumtypen zuzutrauen bzw. zuzumuten?

Welche Konsequenzen ergeben sich in bebauungs- und gebäudetypologischer Hinsicht aus der Herausforderung, möglichst kompakte, komplexe, nutzungsoffene und langfristig entwicklungsfähige Lebensräume herstellen zu müssen? Wie können sich in diesem Zusammenhang Transport und Mobilität weiterentwickeln?

Wie wäre der aktuelle baulich-räumliche Bestand von territorialen Transformationen betroffen (hochurbane Ballungsräume, suburbane Peripherien, „urban sprawl“, traditionelle Kleinstädte, ländliche Siedlungsformen, Sonderstandorte etc., durchwegs in ihren kulturlandschaftlichen Zusammenhängen)?

Was bedeutet ein auf Energie- und Ressourceneffizienz abzielender Transformationsprozess für die Entwicklung der Landwirtschaft, der Güterproduktion und des Handels?

Welche Auswirkungen haben Umstrukturierungen im Raum auf die Strukturierungen der Zeit (Wohnen, Arbeit, Freizeit, Lebensrhythmen, Alltagskulturen etc.) und das soziale Gefüge (Verräumlichung unterschiedlicher Milieus, soziale Mischung, Gentrification etc.)?

Welchen Einfluss können technische und infrastrukturelle Innovationen auf eine energetisch basierte Raumordnung haben? Wie weit können sie Effizienzkriterien der räumlichen Organisation außer Kraft setzen?

Da eine energetische und ressourcenspezifische Organisation gesellschaftlicher Prozesse im Raum zu einer radikalen Wieder-in-Wert-Setzung des Faktors „Fläche“ führen muss – was bedeutet dies langfristig für den Boden- und Immobilienmarkt? Wie geht man mit Territorien um, die durch Transformationsprozesse (temporär) disqualifiziert werden (Schrumpfung, Ausfall, Rückbau, Destruktion etc.)?

Etc.

____________
Autor:
Erich Raith

Foto: ActivSolar CC Licence BY SA

ein beitrag zum forum
zukunft mittelstadt

Literatur

CERVENY Michael, Wie „Peak Oil“ unsere Siedlungsstrukturen treffen wird,

in: RAUM, Heft 84, Dezember 2011, S. 35 ff.

DIENER Roger, HERZOG Jacques, MEILI Marcel, DE MEURON Pierre, SCHMID Christian,

ETH Studio Basel, Institut Stadt der Gegenwart, Die Schweiz. Ein städtebauliches Portrait,

4 Bände, Basel 2006.

GATTERER Harry, Das Büro der Zukunft: Eine kreative Stadt,

in: TROCKENBAU Journal, Heft 4, 2010, S. 7 ff.

KNOFLACHER Hermann, Stehzeuge. Der Stau ist kein Verkehrsproblem, Wien 2001.

Österreichisches Raumentwicklungskonzept ÖREK 2011,

hg. von der Geschäftsstelle der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK), Wien, nach Beschluss der ÖROK vom 04. 08. 2011.

OTTOMANN Hans, Es ist Zeit! Wussten Sie, dass Büroflächen nur zu fünf Prozent genutzt werden? in: MENSCH & BÜRO, Heft 2, 1994, S. 28 ff.

RAITH Erich, Wohnen und Arbeiten, in: wettbewerbe Architekturjournal, Heft 279/280,

Wien Aug./Sept. 2009, S. 10 ff.

RUZICKA Johanna, Ungebremster Flächenfraß, in: DER STANDARD, 24. Mai 2012, S. 23.

SIEBEL Walter, Zukunft des Wohnens, in: ARCH+ Heft 176/177, Mai 2006, S. 44 ff.

SIEFERLE Rolf Peter, Rückblick auf die Natur, München 1997.

SIEFERLE Rolf Peter, KRAUSMANN Fridolin, SCHANDL Heinz, WINIWARTER Verena,

Das Ende der Fläche. Zum gesellschaftlichen Stoffwechsel der Industrialisierung, Köln 2006.

WIEGAND Dietmar, More Space – Organisation der Raumnutzung über die Zeit,

in: Fakultät für Architektur und Raumplanung (Hg.) TU Wien, Stadt:Gestalten. Festschrift für Klaus Semsroth, Wien/New York 2012, S. 199 ff.

1 SIEFERLE 1997, S. 32 f.

2 Ebd. S. 35.

3 Zitiert ebd. S. 43.

4 Ebd. S. 65.

Ebenso: SIEFERLE et al. 2006, S. 17.

5 SIEFERLE 1997, S. 81 f.

6 Ebd. S. 95.

7 Ebd. S. 95 f.

8 Ebd. S. 113.

9 Ebd. S.161.

10 SIEFERLE 1997, S. 145 f.

11 Ebd. S. 205 ff.

12 SIEFERLE et al. 2006, S. 32 ff.

13 Ebd. S. 33.

14 Ebd. S. 34.

15 RUZICKA S. 23.

16 Ebd. S. 208.

17 Ebd. S. 214.

18 Siehe Punkt 3.4

19 Österreichisches Raumentwicklungskonzept ÖREK 2011

20 Ebd. S. 19 f.

21 Ebd. S.46.

22 Ebd. S. 50 f.

23 Ebd. S. 87 ff.

24 DIENER et al. 2006.

25 Ebd. Bd.1, S. 18.

26 Ebd.

27 Ebd. S. 193.

28 Ebd. S. 116

29 Ebd. S. 153.

30 Ebd. S. 137.

31 Ebd. S. 164 ff.

32 Ebd. S. 204.

33 Ebd. S. 210.

34 Ebd. S. 210 ff.

35 Ebd. S. 213 f.

36 Ebd. S. 220.

37 Ebd. S. 221.

38 Quelle: Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik,

zitiert bei CERVENY 2011, S. 35.

39 RAITH 2009, S. 10, überarbeitet und ergänzt.

40 Ebd. S. 10 f, überarbeitet und ergänzt.

41 SIEBEL 2006, S. 47.

42 GATTERER 2010, S. 9.

43 SIEBEL 2006, S. 47.

44 OTTOMANN 1994, S. 29 f.

45 Dazu: WIEGAND 2012, S. 199 ff.

46 KNOFLACHER 2001, S. 29.

Ein Kommentar zu “Raum und Energie – Ressourceneffizienz aus stadtmorphologischer Sicht

  1. sehr Interressante fragen. Die zentrale Frage wird wirklich sein wie man mit den Auswirkungen umgeht wenn man in diese Systeme eingreift und dabei versucht die Energieautarkie zu erreichen. Dadurch das dieses komplexe System (welche sich einer jeglichen Vereinfachung verwehren und vielschichtig bleiben – siehe Komplexitätstheorie) ohne äußere Einflüsse arbeiten kann man jetzt noch nicht sagen was bei der Umsetzung passieren wird. Und in wieweit die Architektur noch eine rolle spielt oder eben nicht?

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