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Sorgen zur städtebaulichen Entwicklung und architektonischen Ausformung Wiens

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Robert J. Wolfgring – Für mich stellt sich zunehmend die Frage, warum sich Wien so sehr bemüht, die Stadt mit den unansehnlichsten Hochhäusern zu werden. Beginnen wir doch am Donaukanal, unmittelbar an der Einfallspforte in die Innenstadt, wo Hans Hollein den „Media Tower“ – ein Bauwerk von unverständlicher, unbegreifbarer Formensprache – errichtete.

Gleich gegenüber fand diese Entwicklung mit einem Bauwerk von Jean Nouvel ihre Fortsetzung: mit einem Bauwerk, das in seiner Anmut und Sensibilität, ja in seiner Grazilität seinesgleichen nur mehr im Geschützturm im nahegelegenen Arenbergpark findet. Und nun soll mit einem grobschlächtigen, stark an die Architektur des Dritten Reiches erinnernden Hochhaus auf den Gründen des Wiener Eislaufvereins ein Bauwerk errichtet werden, das in seiner Plumpheit und Einfallslosigkeit einer nur mittelmäßigen Entwurfsarbeit aus dem 4. HTL-Semester gleicht, wobei doch gerade diesem Stadtraum schon mit der Errichtung des Hotels InterContinental, nach Friedrich Achleitner „eine Masse ohne Maß“, ganz übel mitgespielt wurde. Selbst dann, wenn nach dem Abbruch dieser formlosen Baumasse ein Neubau errichtet werden sollte, wie er nunmehr angedacht ist, dann haben wir ein Ensemble vor uns, das nicht einmal den auch nur geringsten Ansprüchen an Proportionalität und Ästhetik gerecht wird und das letztlich nur das hässliche Ergebnis einer eiskalten Rentabilitätsberechnung darstellt. Um es gleich vorwegzunehmen: eine Abzonung, d.h. eine Reduzierung der Gebäudehöhe wird hier überhaupt nichts mehr bewirken, sondern nur noch die Unausgewogenheit der Baukörper, die Disproportionalität der Gesamtanlage ins Unerträgliche steigern. Halte ich mir dann noch vor Augen, was Henke-Schreieck – nachdem sie mit dem Projekt “ Wien Mitte“ und mit dem „Erste-Campus“ dem Wiener Stadtbild, und das noch dazu in besonders sensiblen Bereichen unserer Stadt, nicht wieder gut zu machenden Schaden zugefügt haben – nunmehr am Donaukanal das Projekt „Triple“ zur Realisierung bringen werden, dann sehe ich unsere Stadt endgültig auf dem Weg, zum Kuriositätenkabinett des europäischen Städtebaus zu werden. Wenn der Bauträger des zuletzt genannten Projekts dazu noch vollmundig ausführt: „keine künstlerische Disziplin greift unmittelbarer in das Leben ein als die Architektur“, dann ist das durchaus als gefährliche Drohung zu verstehen.

Schon aus diesen nur wenigen Beispielen offenbart sich die Architektur unserer Tage schlichtweg als die Materialisierung der Orientierungslosigkeit, ja der Sinnverlorenheit unserer Gesellschaft. Die hier nur beispielhaft genannten Bauwerke aus den inneren Stadtbereichen sind meiner Überzeugung nach deutliche Zeichen dafür, dass sich die Architektur unserer Tage schon längst aus dem Kreis der Kunstdisziplinen verabschiedet hat und unter dem Druck des Ökonomismus zum Entertainment, zum Materie gewordenen Aktionismus, gewandelt hat. Und dieser Aktionismus äußert sich oftmals schon in den Namen der Akteure, denn in der Architektur und im Städtebau begegnen wir heute “ 3pass“ oder „querkraft“, man nennt sich “ JSWD“, „NMPB“ oder „BEHF“ – Architektur hat heute kein Gesicht mehr und wird also gar nicht mehr von Leuten geschaffen, deren Namen, und vor allem deren Werke, noch nach vielen Jahrzehnten Bedeutung haben – so wie die eines Ludwig Mies van der Rohe oder eines Walter Gropius, die eines Josef Hoffmann, eines Josef Frank oder eines Clemens Holzmeister.  Diese bedauerliche Entwicklung geht dazu noch mit einer überaus regen Betriebsamkeit einher, die sich kein geringeres Ziel gesetzt hat, als die Architektur und die Stadtentwicklung, ja das Bauen überhaupt, durch Leitlinien und Deklarationen in geordnete Bahnen zu lenken – sei dies nun durch die „Wiener Architekturdeklaration 2005“ oder neuerdings sogar durch die Abfassung von „Baukulturleitlinien“. All diesen Bestrebungen halte ich aber entgegen: Qualität erwächst nicht aus einem Regelwerk, sie kann nicht dekretiert werden, denn Kreativität ist weder planbar, noch organisierbar, Kultur lebt man! Und im übrigen: das Schlimmste, was der  Architektur überhaupt widerfahren kann, ist Architekturpolitik, denn Architektur darf niemals zum Tummelplatz minderbegabter  Lokalpolitiker werden. Doch wenn sich gerade solche Kreise ereifern, unablässig eine Neugestaltung des Schwedenplatzes zu reklamieren, so halte ich das für längst überflüssig und verzichtbar, denn mit den schon eingangs kritisierten Bauwerken von Hollein und Nouvel am gegenüberliegenden Ufer des Donaukanals wurde die Kulisse dieses Stadtraumes bereits so nachhaltig zerstört, dass es sich ganz und gar erübrigt, hier überhaupt noch gestalterisch einzugreifen. Die Anpflanzung von 160, dazu noch standortfremden, Ginkgobäumen, wie es von Münchner Landschaftsarchitekten vorgeschlagen wurde, kann hier nichts mehr bewirken. Dass uns aber gerade der Ginkgobaum Grundstoffe zur Erzeugung  pharmazeutischer Präparate für die Behandlung seniler Demenz liefert, entbehrt nicht einer gewissen Ironie, verleitet mich aber dennoch zu keinen weiteren Schlüssen.

Natürlich wird mir allenthalben, zuletzt von Planungsdirektor Madreiter, auch vorgehalten, dass die von mir kritisierten Bauwerke am Donaukanal von Architekten geschaffen wurden, die mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet wurden, was für mich aber kein stichhaltiges Argument darstellt, wenn ich nur auf Frank O. Gehry, den Preisträger1989, verweise, dessen ausgeprägten Aktionismus wir im „Tanzenden Haus“ in Prag erleben, noch deutlicher aber im Stata Center in Cambridge, sogar im Guggenheim-Museum in Bilbao, am deutlichsten aber im Biodiversidad-Museum in Panama City, das jeden, aber wirklich jeden Anspruch an schöpferischen Gestaltungswillen verleugnet. Doch, wenn sogar in der exakten Naturwissenschaft, wie wir bei Werner Heisenberg lesen, die Bedeutung der Schönheit als „die richtige Übereinstimmung der Teile miteinander und mit dem Ganzen“ herausgestellt wird, wieviel eher müssen wir dann die Schönheit, die Harmonie, schlichtweg die Ästhetik, für jedes architektonische Gestalten einfordern? Und von Ästhetik ist beim Projekt am Heumarkt niemals die Rede gewesen, das wurde schon von Carl Appel mit der Errichtung des unansehnlichen Hotelbaues im wahrsten Sinn des Wortes verbaut. Ich persönlich sehe den Kernpunkt des Problems aber gar nicht in der Auseinandersetzung mit der UNESCO, weil Wien weltweit anerkannte Kulturstadt ist und schon Jahrhunderte lang war, bevor ihr der Status eines Welterbes zuerkannt war. In höchsten Maße schädlich für die Reputation unserer Stadt wäre es hingegen, wenn ihr der nun einmal zuerkannte Status aberkannt wird. Die Problemlösung kann daher meiner Meinung nach nur in einer gänzlich neuen städtebaulichen Bearbeitung liegen, die, unabhängig von bisherigen wirtschaftlichen Erwartungen, auf Parametern aufbaut, die allen maßgeblichen Anforderungen, auch jenen der UNESCO, entsprechen; solche aus der Sicht des Wiener Tourismusdirektors, wie ich sie einigen Pressemeldungen entnehmen konnte,, zähle ich nicht dazu. Um es noch einmal hervorzuheben: in einer Überarbeitung der vorliegenden Planung kann ich keine Lösung dieses städtebaulichen Problems sehen, weil sie, wie Dietmar Steiner wohl richtig ausführt, nur zu einer Verschlechterung des Bisherigen führen würde. Allerdings ziehe ich daraus einen anderen Schluss, denn wenn Steiner damit für eine Beibehaltung des nunmehr erreichten Planungsinhaltes plädiert, sehe ich den Weg zu einer nicht nur guten, sondern zu einer auch richtigen städtebaulichen Lösung nur in einer gänzlichen Neubearbeitung. Steiners Eloge auf Isay Weinfeld, wonach dessen Entwurf „die Typologie und Modernität dieses Ortes ästhetisch und stadträumlich perfekt weiterentwickelt“, bleibt für mich mit dem Grundsatz einer objektiven,  unvoreingenommenen Beurteilung unvereinbar.

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Robert J. Wolfgring
(ehem. Geschäftsführer des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds, ua. maßgeblich involviert bei den Wiener Projekten „Stadterneuerungsgebietes in Ottakring, Revitalisierung des Spittelberges, Vienna Biocenter, Städtebaulichen Leitprojekt Flugfeld Aspern wie Simmeringer Gasometer)

Foto: maxRIEDER

24 Kommentare zu “Sorgen zur städtebaulichen Entwicklung und architektonischen Ausformung Wiens

  1. Ich persönlich habe noch nie in Wien gewohnt und werde es vermutlich auch nicht in naher Zukunft tun, und gerade deshalb ist mir dieses Thema wahrscheinlich neu.
    Ich wusste nicht, dass zurzeit so viele Hochhäuser in Österreichs Bundeshauptstadt errichtet werden, und ich wusste schon gar nichts vom Aufruhr und der Empörung, die eben diese neuen Bauten bei den Einwohnern Wiens auslösen.
    Nach Lesen dieses Beitrags verstehe ich die Lage allerdings ein Stück weit besser, und ich bin der Meinung, dass man eine weltweit anerkannte Kulturstadt, wie es Wien eine ist, nicht einfach so dem Zufall überlassen darf. Längst schon sind namhafte Architekten, wie es beispielsweise Walter Gropius oder Clemens Holzmeister in früheren Zeiten waren, nicht mehr beteiligt an der Gestaltung neuer Bauten in Wien. Das hat anscheinend zur Folge, dass das Stadtbild eine Veränderung erfährt, und laut Kritikern könnte der einmal zuerkannte Status einer Kulturstadt durchaus wieder aberkannt werden.
    Diese Entwicklung wäre eine unglaublich traurige, nicht nur für Wien und dessen Bewohner, sondern eigentlich für ganz Österreich, und wir alle sollten zumindest versuchen, ihr entgegen zu treten.
    Anstatt also beispielsweise auf Münchner Landschaftsarchitekten und deren Ginkgobäume zu vertrauen, sollten die Österreicher viel eher heimischen, aber eventuell doch namhafteren Architekten den Vortritt lassen.

  2. Als Wienliebhaberin möchte ich dem Autor des Artikels zustimmen.
    Die Kulisse der Hochhäuser am Donaukanal wirkt einfallslos und grob, geradezu unpassend für eine Stadt die ihre Kultur schon seit langem auch in der Architektur widerspiegelt sei es am Beispiel der Ringstraße oder den neueren Bauten von Hundertwasser oder dem „Haas-Haus“.
    Dass Gebäude das Stadtbild prägen wenn, ja sogar erschaffen muss hier nicht erneut hervorgehoben werden. Wenn dieses Stadtbild jedoch wie mit dem Bau des Continental Hotels, quasi im Anschluss an den Wiener Stadtpark, ins negative verzerrt wird wohl jedem bewusst, dass der Häuserbau in Wien unter keinen Umständen der Willkür der Politik überlassen werden sollte. Selbst Namhafte Architekten erlauben sich manches Mal einen Fehlgriff, und wie der Autor bereits äußerst richtig erwähnt, ist der Name eines bekannten Archtiekten nicht immer ein Zeichen von Angemessenheit oder Qualität.
    Ein weiteres Blockkonstrukt ohne Eleganz oder künstlerischen Anspruch, sei es am Donaukanal oder nebst dem Continental, wäre ein Schritt in die falsche Richtung für Wien.
    Ich möchte dem Autor des Artikels jedoch auch widersprechen da Architektur auch von den Bedürfnissen der Gebäudebewohner definiert wird. Wien als stetig wachsende Stadt hat großen Bedarf an neuen Büroflächen und Wohnungen. Dies sollte man im Hinterkopf bewahren, aber nicht als Ausrede für unpassende oder schlichtweg einfallslose Architektur verwenden.

  3. Auch mir war es neu, dass Wien vor so einem großen städtebaulichen Problem steht. Soweit ich mich erinnern kann, war bisher das vertikale Wohnen in Wien nur eine Randerscheinung. In den nächsten Jahren wird sich das jedoch drastisch ändern. Ich stelle mir hier nur die Frage ob es ein Limit geben wird? In Asien gibt es Hochhäuser, die einen Kilometer in den Himmel reichen. Aus bautechnischer Sicht gibt es also fast keine Grenzen – aus ästhetischer Sicht jedoch schon.
    Wenn ich so darüber nachdenke, dann haben wir dieses Problem nicht nur in unserer größten Kulturstadt Österreichs. Unansehnliche und einfallslose Architektur kommt sogar in meinem idyllischen Heimatort im Süden Salzburgs vor. Ich hoffe nur, dass dieser „Trend“ auch wieder schnell ein Ende hat oder eben in Zukunft wieder mehr Wert auf die Harmonie in Bezug auf architektonischen Gestalten gelegt wird.

  4. Nur ab und zu bekomme ich Wien zu Gesicht, und vieles entgeht dabei meinem ungeschulten Blick. Doch das ist ganz natürlich, denn vieles ist wenn man sich durch eine Stadt bewegt nicht unmittelbar sichtbar. Gerade das Spiel mit dem was für die sich durch die Stadt gehenden sichtbar oder unsichtbar ist finde ich hierzu spannend. Einiges scheint mehr ein Gefühl zu sein, als etwas das man bewusst sieht. So fühlt es sich ganz anders an durch eine Stadt mit vielen hochhinausragenden den Horizont versperrenden Gebäuden zu gehen, als durch eine Stadt mit Gebäudelücken oder niedrigen Gebäuden. Persönlich ist hierbei für mich die Balance durch Abwechslung wichtig.

    Wenn alles nach oben hin verbaut ist, so empfinde ich dies als beengend und bedrückend. Doch nicht alle hohen Bauten sollte man verteufeln. Das Hotel Sofitel Vienna Stephansdom ist, wie Sie es bereits geschrieben haben, ein gelungenes Beispiel neuerer Architektur. Durch das spiegelnde, abstehende, oder scheinbar eingeschnittene erhält es eine gewisse Offenheit und Leichtigkeit. Die Lichtdecke von Pipilotti Rist stellt hierbei ein besonderes Highlight dar, vor allem für die sich durch die Stadt bewegenden. Ein ähnlich positives Beispiel befindet sich für mich im Stadtwerk Lehen, wo teilweise die Unterseiten von Gebäuden auf eine spiegelnde und amorph geformte Art und Weise gestaltet wurden. Dies ist für mich ein gelungenes Beispiel neuerer Architektur in Salzburg.

    Hingegen gibt es natürlich auch Bauten welche ich als weniger gelungen empfinde wie das Lichthaus in Salzburg, oder das Kiesel-Gebäude, welches seinen Stil wahrscheinlich seiner Zeit zuzuschulden hat, oder der Leiner in Salzburg Süd, oder der Unipark, welcher vielleicht in seiner Außenwirkung positiv zu vermerken ist, jedoch von der Nutzung her sich als schwierig herausstellt. Für Wien haben Sie den „Media Tower“ angesprochen, der wahrlich keine Augenweide ist. Als weitere Bauunglücke könnte man zudem noch das Vienna International Centre, sowie das bmvit Gebäude nennen. Somit zeigt sich, dass vieles schief gehen kann in der Architekturentwicklung von Städten, aber diese ist auch keine geringe Herausforderung, und nicht alles was sich heutzutage aufbaut und manchmal auch frech in die Höhe ragt ist schlecht. Das Gesamtbild und die Zusammenwirkung mit der Umgebung sind hierbei zentral und müssen stimmen, und letzten Endes liegt dies alles im Auge des Betrachters.

  5. Ich möchte dem Autor dieses Artikels größtenteils zustimmen, besonders im Hinblick der Bebauung des Donaukanals. Das Bild das die Stadt von sich selbst in den letzten Jahrzehnten kreiert hat, mag nicht ein besonders tolles sein jedoch finde ich, ist ein rein ästhetischer Blickpunkt ein falscher dazu. Integration von neuen Gebäuden und Programmen sollte vor allem in Wien ein wichtiges Augenmerk sein. Und ich stimme zu, dabei ist auch die reine Reduzierung der Gebäudehöhe vermutlich nicht besonders hilfreich. Während Gebäude die dem Ensemble der Stadt Wien den Rang einer Kulturstadt verliehen haben, eine vielfach kleinteilige Auflösung, Anordnung und Programmatik besitzen, die sich über Jahre hinweg eingerichtet hat, wirken die genannten Gebäude lediglich als einfältige Riesen. Es mag sein, dass sich eine gewisse Anzahl an Nutzungsflächen anbieten müssen, doch lässt sich dessen Rasterung vermutlich stark in frage stellen. Im städtebaulichen Kontext unterstütze ich daher die Aussage, dass Kreativität “weder planbar, noch organisierter” ist. Ich stimme zu, dass es in dieser Hinsicht vermutlich nicht an der Planungskompetenz der Architekten scheitert, sondern die lenkende politische Interessen und Ansichten der Stadt ihr neues Gesicht bescheren. Vor allem nimmt man aber der Stadtentwicklung jegliche Haptik, Lücke und Möglichkeit sich in einem weiteren Schritt zu prägen, zu erweitern und zu etablieren.

  6. Als absolute Wienliebhaberin fällt mir genau dies auch immer öfters auf. Sofern ich mich erinnern kann, war bisher das vertikale Wohnen in Wien eher nur eine Randerscheinung.
    Jedoch so wie in vielen anderen Großstädten bleibt auch Wien nicht von den riesigen Blockhäusern verschont.
    So wie im Bericht schon gut erwähnt worden ist, sind auch von meiner Seite her die Blockhäuser „eine Masse ohne Maß“. Es wird nicht mehr auf Ästhetik oder Proportionalität geachtet, sondern letztendlich sind es nur hässliche Ergebnisse einer eiskalten Rentabilitätsrechnung. Für viele Architekten geht es nur mehr darum immer höher zu bauen und möglichst viel Platz zu schaffen, sodass das Gebäude immer rentabler für die Auftraggeber sind.
    Diese bedauerliche Entwicklung geht dazu noch mit einer überaus regen Betriebsamkeiten einher, die sich kein geringeres Ziel gesetzt hat, als die Architektur und die Stadtentwicklung durch Leitlinien und Deklarationen in geordnete Bahnen zu lenken.
    Jedoch bin ich der Meinung man kann nicht von vornherein Grenzen bzw. Leitlinien schaffen, da wir die Kreativität freien Lauf geben sollten und auch müssen. Kreativität ist weder planbar noch organissierbar. Wenn man von vornherein Grenzen schafft, kann man, in meinen Augen, nur ein Regelwerk erschaffen.
    Für die Zukunft finde ich, dass genau diese Kreativität mehr gefördert werden sollte, sodass wieder neue und innovative Architekturen erbaut werden können. Wenn wir diese Krativität nicht fördern und individuelle Gebäude zulassen, wird schlussendlich jede Stadt ähnlich bzw. gleich aussehen.

  7. Auf meiner letzten Reise nach Wien und diesen zuvor gelesenen Artikel, konnte ich die Stadt mit einem gezielteren Blick auf die Architektur beobachten. Und es war für mich interessant die Stadt dadurch anders zu sehen.
    Wien war ja neben London und Paris eine der Metropolen Europas. Wien hat auch heute noch viele sehenswerte Bauten und Plätze wie den Stephansdom, die Wiener Hofburg, Kunsthistorisches Museum, sowie zeitgenössische Architektur von Hans Hollein, Hundertwasser usw.. – Aber jede Stadt hat auch diese einen Orte, die nicht so sehenswert sind und aus der Reihe tanzen, wie im Artikel bereits erwähnt der Donaukanal oder das Continental Hotel.
    „eine Masse ohne Maß“ fand ich als eine sehr interessante Aussage, den dies konnte ich in Wien beobachten, aber auch in vielen anderen Städten. Ich finde es wichtig, dass Architektur sich in einer gewissen Weise der Stadt, den Bedürfnissen, dem Lifestyle der Gesellschaft anpasst, mit der Umwelt eine Verbindung eingeht und Raum bildet und nicht ohne Maß und Ziel aus dem Boden schießt.
    Wien ist allein so schon eine schöne Stadt und muss nicht mit den großen Hochhäuser Städten New York, Tokio,… mithalten können.

  8. Meiner Meinung nach gehören zu jeder Stadt bauliche Veränderungen. Wie stark und drastisch diese vorgenommen wurden liegt im Auge des Betrachters. Es ist sicherlich nicht einfach eine modernen Bau zu designen, der allen gleich gut gefällt. Dennoch sieh ich ein, dass sich besonders am Schwedenplatz und somit entlang des Donaukanals viele neue Bauten eingeschlichen haben. Leider fügen sich nicht alle gleich gut in das Stadtbild Wiens ein. Die Gegend entlang des Donaukanals weißt nur wenige Grünstellen auf und die Sicht wird durch die neuen hohen Bauten eingeengt.
    Mir erscheint es so, als ob nicht nur Wien von den neuen hohen Bauten „befallen“ ist. Viele andere Städte kämpfen auch mit unschönen Hochhäusern, die das Stadtbild stören. Das Problem scheint darin zu liegen, dass möglichst viel Wohn- oder Büroraum (räume) auf engstem Raum ausgelegt werden soll. Dabei müssen die Kosten gering bleiben. Dies hat die Folge, dass wenig Spielraum für Besonderheiten im Erscheinungsbild der Bauten bleibt.

  9. Schönheit liegt nun einmal im Auge des Betrachters und ein architektonischer Stillstand wäre wohl kaum von Vorteil für eine Stadt wie Wien? Wie können Gebäude in dieser Zeit der Möglichkeiten noch allen gleich gerecht werden? Sie sollen am besten multifunktional, wandelbar, nachhaltig, modern und anders als das Bisherige sein, sich aber gleichzeitig perfekt an das vorhandene Stadtbild anpassen und keineswegs zu sehr herausstechen und auffallen oder?

  10. Als Wienerin kann ich zustimmen, dass an kaum einem anderen Ort sich das vom Autor beschriebene Problem so sehr zeigt wie am Donaukanal. Während auf der einen Seite der erste Bezirk mit all seinen traditionsbehafteten Gebäuden steht, zeigt sich die Leopoldstadt auf der anderen Seite mit einer Vielzahl an „modernen“ Gebäuden, die doch aus dem Stadtbild sehr hervorstechen. Auch ich schätze den Status als Kulturstadt und das Stadtbild spielt sicherlich eine große Rolle darin. So wie New York oder Tokio für seine Wolkenkratzer bekannt ist, so ist Wien bekannt für seine Kultur und Traditionen, die eben eng mit der Architektur verbunden sind.
    Als ich kurz nach dem Hotel Intercontinental gegoogelt habe, fand ich besonders den Gegensatz zwischen dem äußerlichen Erscheinungsbild des Hotels und der Gestaltung der Lobby interessant. Für die Hotelgäste wird auf prunkvollen Stil gesetzt; nach außen verrät sich dieser traditionsbehaftete Stil jedoch nicht.
    Doch interessant wäre es, welche Art von Gebäude sich dem Autor nach besser in das Stadtbild einfügen würde? Natürlich liegt es in der Natur eines Kommentar, kritisch zu sein. Jedoch ist die Überlegung, ein modernes Gebäude inklusive aller Anforderungen an die heutige Zeit (Platz schaffen, Funktionalität, etc.) als passend in das Stadtbild zu gestalten sicherlich eine der schwersten, und es wäre spannend gewesen, in dem Kommentar auch mehr zu positiven Beispielen vonseiten des Autor zu lesen.

  11. Als Salzburgerin ist mir die Befürchtung um die Erhaltung des Weltkulturerbes durchaus bekannt, da es auch in meiner Stadt immer wieder Diskussionen zu modernen Bauprojekten gibt. Ich denke, dieser Artikel nimmt einen sehr polemischen Standpunkt gegenüber der Architekturpolitik in Wien ein. Das Weltkulturerbe zu verlieren wäre tatsächlich ein Schlag ins Gesicht für den Tourismus der Stadt Wien. Jedoch besteht natürlich auch die Frage, in weit sich eine Stadt weiterentwickeln darf. Dass Hochhäuser in Großstädten, wie auch Wien eine ist, in den letzten Jahrzehnten sprießen, ist keine Neuheit. Der große Zuzug von Menschen in die Städte ist natürlich von der Architektur sowie der Politik gleichermaßen zu bewältigen, weswegen ich auch den Seitenhieb auf die Architekturpolitik nicht nachvollziehen kann.
    Es ist leider so, dass der Wohnraum teurer wird, weil sich der Platz in einer Stadt nicht auf magische Weise ausdehnt. Die einzigen Möglichkeiten, die es für die Zugezogenen gibt, ist sich in den Randbezirken der Stadt einzuquartieren. Die Bebauung durch Hochhäuser in gewissen Vierteln einer Stadt führt dazu, dass sich die belebten Viertel einer Stadt in die Randbezirke verschieben. So wird eine Stadt Stück für Stück gentrifiziert und durch Prestigeprojekte gewisser Architekten unbewohnbar gemacht.
    Bezugnehmend auf die Polemik des Autors gegen die Hochhäuser möchte ich fragen, wo die Polemik gegen die Plattenbauten der 50er Jahre bleibt, die in vielen Städten Vertreter findet. Diese scheußlichen Gebäude fokussieren sich anders als die modernen Hochhäuser auf ihren Nutzen, im Gegensetz zu ihrem Design. Sie sind dafür geschaffen schnell neuen Wohnraum zu bieten (koste es was es wolle?) Hier möchte ich mich mit den Architekten der Hochhäuser auf gewisse Weise solidarisieren, denn immerhin haben sie keine Plattenbauten errichtet, sondern ein modernes Gebäude, das dem Stil ihrer Zeit durchaus entspricht. Die Ziellosigkeit der modernen Architektur ist ein anderes Thema, auf das ich nicht eingehen möchte.
    Das Problem, das ich sehe, ist allerdings, dass viele Architekten sich leiden nicht auf Bedürfnisse der Menschen fokussiert sind, sondern darauf, ein Prestigeprojekt in die Höhe zu ziehen, gerade um ihren Namen unsterblich werden zu lassen. Dass dabei oft der Nutzen für die Menschen im unmittelbaren Umkreis eines solchen Gebäudes auf der Strecke bleibt sehe ich ein und möchte ich kritisieren. Das Wiener Stadtbild ist schützenswert, das sehe ich auch so. Jedoch muss Wien aufpassen, dass es nicht zu einer eingefrorenen, lieblichen Puppenstadt verkommt wie Salzburg, das ewig in seiner Schönheit mumifiziert daliegt. Städte sind nicht der Zweck der Menschen, sondern ein Resultat der menschlichen Zivilisation, weswegen es auch der Zweck der Architektur sein sollte, den Menschen zu dienen und nicht zum Selbstzweck zu verkommen.

  12. Ich finde nicht, dass nur Stararchitekten die Chance bekommen sollen zu Bauen. Auch bedeutet es nicht, dass nur Stararchitekten im Stande sind Ästhetisch und harmonisch zu bauen. Es gibt auch zahlreiche Kreative, begabte Architekten die hervorragendes leisten können und leider unbekannt sind. Wenn eine Stadt wächst und expandiert, dann spielt vertikales Bauen in ihr eine große Rolle. Da sind wir noch sehr gehemmt und haben eine „vertical-Phobia“. Auch ein Hochhaus im Stadtraum finde ich nicht als extrem tragisch, wenn es ein vorbildliches gut bedachtes Projekt ist. Ein Hochhaus soll eine gewisses wiedererkennungswert ausstrahlen, nachhaltig gebaut und harmonisch wirken. Die anspruchsvollen Wiener wünschen sich Qualität und alles so naturnah wie möglich. Eine Architektur die erdrückend und einfallslos ist, soll von keiner Stadt toleriert werden in der heutigen Zeit. Daher müssen sich Architekten mehr engagieren und aktiver werden. In Medien auf solche Themen aufmerksam machen. Ich finde hier eine Transparenz notwendig, die Stadt und die Bürger sollen mitbestimmen dürfen. In Singapur gibt es zahlreiche Nachhaltige und Ästhetische Bauten die sehr naturnah realisiert wurden. Wenn es um eine nachhaltige und ökologische, einfallsreiches Projekt geht, finde ich das Projekt „Bosco Verticale“ in Mailand als sehr gut gelungen. Natürlich muss man das Wetter berücksichtigen. Aber solche Bauten fehlen uns in Wien.

  13. Wien zeichnet sich durch ihre Geschichte aus, die sich in der Architektur wiederspiegelt. Der Charme dieser Großstadt ist erhalten geblieben und wird vertreten durch ihre Altbauten und seine historischen Plätze. Doch ist es auch überhaupt nicht verwerflich, mit der Zukunft zugehn und sich weiter zu entwickeln. Modernisierung im Stadtbild ist Gang und Gäbe, also warum nicht auch in Wien?
    Besonders wenn wir Wien als Bundeshauptstadt Österreichs betrachten, will diese mit den ganz großen Städten auf jeden Fall mithalten. Für einzelne Bauwerke finde ich das vollkommen vertretbar, solange dies nicht die Oberhand gewinnt. Als UNESCO Kulturstadt werden hierbei sowieso Grenzen gestzt, welche ich als positiv ansehe. Dadurch kann die Erneuerung des Stadbildes nicht ausarten und behält somit ihren ursprünglichen Charme aufrecht.
    Jedoch kann ein Viertel durchaus mit einem schwungvollen Hochhaus (z.B. „Erste-Campus“) aufgewertet werden, wie ich finde und preliert somit als Glanzstück.
    Aber das liegt ja sowieso im Auge des Betrachters, denn Schönheit ist ein Begriff den jeder für sich selbst definieren muss.
    Moderne, gewagte Bauwerke und Projekte wie „Wien Mitte“ finde ich sehr passend an die heutige Zeit angelehent, fortschrittlich und der Jugend entgegenkommend. Wobei das Hotel InterContinental auf mich eher zu einfach gestrickt, kalt und unfreundlich wirkt, eher altbacken. So könnte jedes Gebäude aussehen, es hat keinen Wiedererkennungswert und strotzt vor Einfachheit. Es fehlt an Facettenreichtum, Eleganz und etwas Aufwertenden.
    Aber in einigen Punkten muss ich dem Autor recht geben. Die Architektur steht heute mehr für ein Übertrupfen und nimmt die Haltung des Wettbewerbdenkens ein mit Achtung auf Richtlinien und sieht nicht mehr den Zentralenpunkt in der Sinnhaftigkeit. Je höher, kurioser, andersartiger desto besser.
    Alles in Allem ist es bestimmt schwierig, ein stilvolles, designtes Bauwerk zu gestalten, dass in das Stadbild neben Altbauten ästhetisch hineinpasst und ein gelungenes Gesamtbild ergibt. Diese Erwatungen und Ansprüche zu erfüllen ist wohl kaum machbar. Der Versuch es wenigstens so gut wie möglich zu machen, finde ich, ist schon einmal ein guter Ansatz, solange es nicht vollkommen misslingt.

  14. Ich habe mir schon immer Sorgen gemacht über die städtebauliche Entwicklung und architektonische Ausformung Wiens.
    Nach dem ich den Beitrag durchgelesen habe, entschließ ich mich die Gebäude entlang dem Donaukanal genauer unter die Lupe zu nehmen.
    Man kann oft sehen, dass zwischen alten Häusern neue Blöcke moderner Architektur eingebaut werden. Eines der solcher Gebäude ist z.B. der Gasometer mit seinem Umbau im Jahr 2001: eine neue, leichte und durchsichtige Konstruktion, die neben den alte Gebäude zu schweben scheint. Nach der Sanierung und dem Umbau wurden hier zahlreiche Wohnungen, ein Studentenheim, Büroflächen, Kinderheim, Shoppingmal und Landesarchiv eingerichtet. Es geht hier offensichtlich um ein Revitalisierungsprozess als Maßnahmen, die weit über eine reine Sanierung von Wohn-, Büro-, Handels-, oder Industrieimmobilien hinausgeht. Es stellt nicht nur eine Anpassung der Gebäude an zeitgemäße Nutzung dar, sondern auch auf Marktbedürfnisse. Das betrifft von allem die Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen (wer weiß? vielleicht in Hundert Jahre stehen auch die Bauwerken von Nouvel und Hans Hollein unter Denkmalschutz…). Wie die Häuser sich repräsentieren – je nach Baustil – und wie die Häuser in Dialog mit der Stadt und Zeit zu stehen scheinen, forciert eine Auseinandersetzung der Passanten und Bewohner mit moderner Architektur.
    Toll wäre, wenn mehr Bauprojekte nicht nur in praktischem Sinn, sondern auch in ästhetischem Aspekt unterstützt werden würden. Allerdings nicht zur verleugnen ist, das die Begriffe Ästhetik sowie Schönheit und Luxus in der Gesellschaft über Jahrhunderte ihre Bedeutung radikal verändert haben. Wir sind die Zeugen des Prozesses, in dem die neuen architektonischen Formen (Minimalismus, monolithe Bau, überwiegend Beton, transparente Verglasung mit bewusstem Kontrast zur undefinierten Umgebung, wodurch das Glas erweitert räumliche Grenzen und die Außenwelt, gewissermaßen, in den Raum mit eingeladen wird, unproportionierte Formen), die alte klassische überdecken und als erhobenen Stil angenommen werden.
    Ein weiterer markanter Punkt ist Luxus. Wien war schon immer eine luxuriöse Stadt (moderne Bausubstanz für elitäre Gesellschaft). Nehmen wir z.B. das neue Hotel vom französischen Hotelkonzern Accor (Architekt Jean Nouvel). Zum Luxus gehört unter anderem auch die Höhe der Gebäude. Eine komplette Verglasung ermöglicht einem traumhaften Blick auf den Stadt und seine historische Architektur. In diesem Sinn die neue Architektur dient als Mittel um die klassische zu genießen.
    Ich bin der Meinung, dass die architektonische Ausformung Wiens unvermeidlich ist. Trotz Allen sehe ich auch die Kritikpunkte, die diskutiert werden, als angebracht. Natürlich, wenn ich in Wien bin, lasse ich mich vor Allem von der Altstadt verzaubern. Die Neubauten bleiben in Hintergrund. In manchen Fällen, finde ich, stellt sich die Kombination zwischen Alt und Neu sehr attraktiv dar und präsentiert damit das architektonische Gefühl der Erbauer. Allerdings trifft das nicht immer zu. Wichtig ist das Gleichgewicht zwischen neu und alt beibehalten bleibt.

  15. Ich selbst kenne Wien nur wenig, allerdings kann ich einen Vergleich ziehen zu meiner Heimatstadt Graz. Die Aussage des Autors „die Architektur unserer Tage schlichtweg als die Materialisierung der Orientierungslosigkeit, ja der Sinnverlorenheit unserer Gesellschaft“ findet ebenso in Graz statt. Die Baudichte wird dermaßen erhöht, Einfamilienhäuser werden mit Wohnblocks oder Mehrfamilienhäusern ummauert. Diese Entwicklung, egal ob in Wien oder Graz, findet ich sehr traurig und auch unschön für das Stadtbild. Ich stimme auch dem Autor zu, dass die Ökonomie mittlerweile mehr zählt, als das ästhetische Bild. Klar, es werden Wohnungen benötigt, da die Stadt für viele Menschen attraktiver ist als das Land. Aber auch diese Entwicklung hat ihren Grund, wozu ich auch u.a. die schlechte ärztliche Versorgung und Jobauswahl sehe. Ich weiss leider nicht, ob das, wie im Kommentar von Theresa erwähnt:“ Für viele Architekten geht es nur mehr darum immer höher zu bauen und möglichst viel Platz zu schaffen, sodass das Gebäude immer rentabler für die Auftraggeber sind.“ wirklich eine alleinige Entscheidung der Architekten ist oder nicht die Stadt Vorgaben hat, wo Architekten ihr Bauwerk „passend“ umsetzen müssen. Ich stimme auch zu, dass die Kreativität im Städtebau zugunsten eines ästhetischen Stadtbildes wieder Vorrang haben sollte. Ob sich dies wirklich umsetzen lässt, also die Bereitschaft da ist, werden wir in den nächsten Jahren/Jahrzenten beobachten können.

  16. Da ich bislang erst 3 mal in Wien war – ein mal am Wiener Flughafen und zwei mal am Wiener Hauptbahnhof – kann ich leider nicht behaupten, mich in dieser Großstadt gut auszukennen. Um so mehr habe ich mich gefreut über etwas zu lesen, dass nicht in meiner unmittelbaren Nähe geschieht, mich aber dennoch auf die eine oder andere Art und Weise beeinflusst. Ich muss sagen das mich das zunehmende Bauen von Hochhäusern in Wien nicht wirklich überrascht, denn schon in Salzburg nimmt das Hochhäuser-bauen stätig zu. Und Salzburg ist bei weitem nicht so stark bewohnt wie die Metropole Wien. Dennoch bin ich nicht davon angetan, was sich in der Hauptstadt abspielt. Und obwohl ich ich die stetige Nachfrage durchaus verstehen und nachvollziehen kann, komme ich nicht darüber hinweg zu denken, dass dadurch der Kern von Österreich, der für viele Touristen ein kulturelles Ziel darstellt, langsam aber sicher zugebaut wird. Und desto mehr gebaut wird, desto mehr an Kultur und Geschichte geht dabei verloren.

  17. Architektur als eine Disziplin der Kunst, hat durch seinen allgegenwärtigen Charakter eine höhere Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, als es eine Disziplin wie zum Beispiel die Malerei hat. Sich einer Malerei zu entziehen, fällt in den meisten Fällen nicht schwer. Ein Gebäude, welches mitten in einer Stadt steht, lässt sich nicht so einfach verstecken, es drängt sich vielmehr dem Menschen auf, als es eine Malerei jemals könnte. Architektur ist in gewissem Sinne immer präsent. Architektur günstig zu produzieren und dadurch zu sparen, ist nur ein Scheinargument. Da dies in einem starken Gegensatz, zu einem nachhaltigen wirtschaftlichem Denken steht. Ein Gebäude welches „gegen die Natur des Menschen“ ist, kann sogar psychologisch gesehen den Menschen krank machen. Dadurch würden möglicherweise Kosten für eine Therapie anfallen. Auch können „billig“ produzierte Gebäude einen maßgeblichen Einfluss auf verschiedene Bereiche der Wirtschaft ausüben. Man denke nur an den Tourismus und die Ströme von Menschenmassen, die jedes Jahr nach Wien kommen. Es könnte durchaus sein, dass einfach weniger Menschen nach Wien kommen, somit hätte man wieder nichts eingespart. Darum ist auch Heutzutage von allzu günstigen Bauvorhaben abzusehen. Leider sehen wir, wie in diesem Beispiel an der Stadt Wien, dass die Tendenz in eine andere Richtung geht.

  18. Zu einer Großstadt gehören Hochhäuser dazu. Aber wo und wie diese angelegt werden, ist in jeder Stadt anders.

    Ich finde, besonders in Wien ist es auffällig, dass die Stile der Häuser und Bauten wie nach dem Zufallsprinzip angeordnet wirken. Die Stile passen nicht zusammen oder sie wirken nicht richtig miteinander. Als Gegenbeispiel fällt mir London ein. Die Bauten in London sind bunt durchgemischt: modern und innovativ wie „The Shard“ oder imposant und geschichtsträchtig wie die „St. Pauls Cathedral“. Das kann man ebenfalls bei den Brücken sehen. Man denke nur an die „Millenium Bridge“ und die „Tower Bridge“.
    Leider kann man das von Wien meiner Meinung nicht behaupten. Besonders den Donaukanal sollte man nicht mit Hochhäusern voll betonieren. Da wir uns sehr glücklich schätzen können, eine Hauptstadt an einem Fluss zu haben.
    Wien sollte sich statt neuer Hochhäuser mehr um den öffentlichen Raum und das Wohnen insgesamt kümmern.

  19. In einer Wohnung um 1920 standen ca. 46 Quadratmeter für fünf bis sechs Leute zur Verfügung. Kein Wohnraum hatte mehr als 13 Quadratmeter. Ein Kinderzimmer hatte vielleicht drei bis vier Quadratmeter – heute wäre das nicht mehr erlaubt bzw. zumutbar. Heute hat eine einzige Einzelperson einen Anspruch bzw. das Bedürfnis auf 35 Quadratmeter, zu zweit also 70 Quadratmeter. Früher hatte auch nur eine Wohnung einen Balkon, und zwar die im Erdgeschoß. Die Wohnungen darüber hatten keine Balkons – heute ebenfalls unvorstellbar. Die Stadt Wien ist das beste Beispiel für moderne hohe Bauten, die einmal mehr, einmal weniger gut gelungen sind und ins Stadtbild passen. Gebäude werden immer amorpher und wirken manchmal schon so wie aus dem Körper rausgeschnitten, z. B. wie eine Leber. Es gibt heute keine Ordnung mehr wie z. B. in der Renaissance, in der man sicher nirgends einen runden Bogen irgendwo gefunden hätte oder wie z. B. bei einer korinthischen Säule. Heute ist alles möglich; wie Herr Max Rieder es so treffend bemerkt hat: „Anything goes“. Heute steht die sinngebende Arbeit für Menschen im Vordergrund, was am Beispiel Wien bestens ersichtlich wird. Denn wann finden wir etwas nicht schön? Nur wenn wir es nicht verstehen! Zu den neuen Riedenburg-Gebäuden in Salzburg kann man sich vielleicht denken: Warum baue ich überall „Würfel“? Aber hinter diesen deformierten geometrischen Bauten steckt die Idee eines kleinen Stadt-Palazzos! Das Argument hierbei ist: Jeder Würfel ist gleich, neutral, und keiner kann wem einen Vorwurf machen. Man kann sie erst schön finden, wenn man sie verstanden hat.

  20. Da ich häufig nach Wien und des Öfteren auch nach Berlin verreise, fiel mir bei meinem letzten Wien Aufenthalt auf, dass mich einige Orte stark an Berlin erinnern. Besonders am Donaukanal, die Graffiti besprühten Wände oder auch teils U-Bahn-Stationen und einige Lokalitäten. Trotzdem hat Wien seinen eigenen Charme erhalten durch ihre Geschichtsträchtigkeit mit Bauten von Jugendstil über Gotik und Barock sowie den historischen Ringstraßen, wo viele prachtvolle Gebäude zu finden sind. Auch im kulturellen Bereich sind Theater und Oper im klassischen, edlen Stil die in Berlin nicht soviel an Status abgewinnen. Das ist der große Unterschied. Berlin protzt eher mit Altbauten die vorwiegend grau, trist und kalt erscheinen, die wiederum stark die Klassenunterschiedene hervorbringen. Man setzt nicht auf Schickeria oder Prunk. Vorwiegend ist in Wien das Traditionelle erkenntlich und es überzeugt mit einer wunderschönen Innenstadt. Ebenso gibt es größere Neubeuten wie Wohnsiedlungsprojekte und Hotels, die viel mit Glas verbaut sind oder am Uni-Campus mit modernem Design hervorstechen. Jedoch sind diese noch überschaubar und verdrängen nicht die alten Gebäude, sondern setzen sich als eine Erweiterung fort. Das Zusammenspiel von historischen und modernen Gebäuden, ergibt wiederum eine ganz neue Atmosphäre.
    Zwischen Wien und Berlin gibt es zwar Ähnlichkeiten, die ich festgestellt habe, aber eine Stadt hat immer ihre Eigenheiten und im Grunde ist keine Stadt mit einer anderen, im Großen und Ganzen gesehen, vergleichbar. Allein die Verkehrsstruktur, Sauberkeit, die Zwischenräume, Plätze mit breiten oder engen Gassen, verändern das Stadtgefühl. Es sind die Teile die Zusammengesetzt, wieder etwas Unverkennbares ergeben. Meiner Meinung nach, ist es Zentral, den eigenen Stil beizubehalten sowie dem Image, was und wen die Stadt Wien präsentieren soll, treu zu bleiben. Eine Stadt ist immer veränderbar, geht mit der Moderne mit, was auch völlig in Ordnung und teilweise nötig ist. Wichtig ist es aber, den Ursprung nicht zu vergessen und die Geschichte, die dahintersteckt, nicht verschwinden zu lassen.

  21. Der Autor hat eine ganz klare Vorstellung, was für ihn schöne Architektur ist. Ich frage mich gerade auf welche Kriterien man festmachen kann, was schöne, harmonisch sich ins Stadtbild fügende Architektur ist. Und vor allem wer legt diese Kriterien schlußendlich fest und bestimmt über das Stadtbild und Gestaltung? Von welchen Interessen wird der Bau eines neuen Gebäudes geleitet? Die besagten Hochhäuser am Donaukanal finde ich auch nicht schön. Als ich noch in Wien gewohnt habe, war ich öfters am Donaukanal und bin ihnen gegenüber gesessen und habe mich gefragt: warum hier diese Hochhäuser stehen. Es würde mich interessieren, wo und wie der Autor des Textes ein Hochhaus in Wien bauen würde. Wie müsst es gestaltet sein? Welche Oberfläche? In welcher Umgebung? Wie weit von der Innenstadt entfernt? Müssten es gleich mehre sein? Gleichzeitig kann durch das Bewahren von Altem, aber auch nichts Neues entstehen. Das denke ich mir öfters bei Salzburg. Diese Stadt ist für immer als Postkartenmotiv eingefroren, was ich einerseits befürworte, da die barocken Gebäude die Stadt zu dem machen was sie ist. Doch manchmal finde ich es ein spannendes Gedankenexperiment mich zu fragen, wie könnte man die Stadt ohne den Bewahrungsgedanken neu denken und gestalten?

  22. Ich bin noch nie in Wien gewesen, die Einstufung als „unansehnlich“ kann ich somit also nicht bestätigen. Allerdings empfinde ich das vom Autor dargestellte Problem in vielen anderen Städten in Deutschland so. Die Architektur von heute wirkt an vielen Orten wirklich plump und einfallslos. Die Proportionen sind widersprüchlich, ästhetische Orte entstehen selten. Im Vordergrund steht häufig diese Art von Materialisierung der Orientierungslosigkeit, sie spiegelt auch für mich die Sinnverlorenheit unserer heutigen Gesellschaft wider.
    Das sich Architektur inzwischen an immer mehr Regelwerken und Leitlinien orientieren muss und häufig zum Instrument der Politik wird sehe ich auch als starkes Manko unserer Zeit an. Ob die verallgemeinernde Aussage, dass sich die Architektur aus dem Kreis der Kunstdisziplinen verabschiedet hätte bestätigen lässt, wage ich zu verzweifeln. Pauschale Aussagen finde ich allgemein sehr schwierig. Allerdings erkenne auch ich in architektonischen Projekten den Druck des Ökonomismus, des Entertainment und nicht zuletzt des Aktionismus wieder. Besonders gefallen an dem Artikel und der inhaltlichen Auseinandersetzung hat mir die Sichtweise, dass Qualität nicht aus einem Regelwerk wächst und Kreativität weder plan- noch organisierbar ist, sondern erlebt werden muss.

  23. Städte sind etwas Lebendiges, da sie sich im Wandel der Zeit, durch Neubauten, Umnutzung von Gebäuden, etc. kontinuierlich verändern. Die Wirkung einer Stadt ändert sich somit ebenso mit der Zeit. Je nach Epoche, wenn man so möchte, gibt es andere Bauvorhaben, andere Interessen und ein anderes Schönheitsideal, wenn es um Architektur geht. Und Schönheit liegt im Auge des Betrachters … oder? Einige empfinden historische Bauten als ansehnlich, wohingegen andere wiederum mehr der modernen Architektur angetan sind. So lässt sich „schön“ und „unschön“ nur schwer pauschalisieren, da jeder Mensch individuelle Präferenzen hat. Aber es kommt eben nicht nur auf das Gebäude als solches an, sondern auch auf seine Umgebung. Das Gebäude, sei es nun modern, historisch, traditionell, etc. muss in das Gesamtbild passen. Hierbei geht es nicht darum, nur bspw. dort Hochhäuser zu bauen, wo bereits Hochhäuser vorhanden sind, sondern vielmehr um die Wechselwirkung zwischen den Bauten und den umgebenden (Stadt-)Bereichen. Ein oder mehrere Gebäude sollten nicht als Fremdkörper herausstechen und „uns ein Dorn im Auge sein“, sondern sich fließend einfügen, sodass das Konzept spannend und angenehm zugleich auf uns einwirkt und als Ganzes wahrgenommen werden kann. Es geht auch nicht darum, immer dieselben Bauweisen, nach dem Motto „Copy & Paste“ in einem Bereich vorzulegen, was zur Monotonie und Ausdruckslosigkeit führt, sondern darum, sich der umgebenden Bauten bewusst zu werden und diese mit einem neu errichteten Gebäude in Einklang zu bringen, sodass es harmonische Formationen annehmen kann. Somit bin ich der Meinung, dass Gebäude durchaus andersartig sein und hervorstechen dürfen, sofern sie eine Bereicherung für das Gesamtbild darstellen und im harmonischen Einklang mit ihrer Umgebung sind. Da mir die Stadt Wien fremd ist, kann ich wenig Aussagen über die thematisierten Bauten am Donaukanal machen, aber womöglich liegt die Problematik im Gesamtbild, sodass diese als Fremdkörper hervorstechen, keinerlei Bezug zu ihrer Umgebung aufbauen und sich eben nicht als zugehörig einfügen und harmonisch wahrnehmen lassen.

  24. Jedes Mal, wenn ich nach Wien komme, fasziniert mich das Spiel zwischen dem, was sichtbar und dem, was unsichtbar ist. Es gibt eine unheimliche Vielfalt an Gebäuden, von denen die meisten zu hoch und zu massig wirken, um sie bewusst wahrzunehmen. Durch das Zusammenspiel von verschiedenen Architekturstilen und Gebäudefarben können jedoch auch bemerkenswerte Ergebnisse erzielt werden. Ein Beispiel hierfür ist das Hotel Sofitel Vienna Stephansdom. Es ist ein modernes Gebäude, das in seiner spiegelnden und amorph geformten Fassade eine gewisse Offenheit und Leichtigkeit vermittelt. Ein weiteres Beispiel ist das Lichthaus in Salzburg, ein Gebäude, das durch seine Lage und das Farbenspiel der Fassade eine einzigartige Atmosphäre schafft. Einige Gebäude, wie das Kiesel-Gebäude, sind vor allem aufgrund ihres Stils zu bemängeln. Andere, wie der Media Tower, sind einfach nur hässlich und stören das Stadtbild. Ein weiteres Beispiel ist der Unipark, der zwar optisch ansprechend ist, aber für die Nutzer schwierig zu navigieren ist. Salzburg bietet ebenfalls einige interessante Beispiele für moderne Architektur. Das Stadtwerk Lehen ist ein gelungenes Beispiel, bei dem die Unterseiten der Gebäude in einer spiegelnden und amorphen Form gestaltet wurden. Ein weiteres Beispiel ist das Vienna International Centre, das bmvit Gebäude und der Leiner in Salzburg Süd. Insgesamt ist die Entwicklung der Architektur in Wien und Salzburg eine große Herausforderung. Es ist nicht leicht, die Balance zwischen verschiedenen Architekturstilen und Gebäudekomplexen zu finden. Es ist wichtig zu bedenken, dass jedes Gebäude ein Teil des Ganzen ist und dass das Gesamtbild und die Zusammenwirkung mit der Umgebung für den Betrachter von Bedeutung sind.

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