Thomas Forsthuber, Cora Martinek – Die Verringerung der energetischen Qualität des Wohnbaus ist nur ein kosmetisch populistischer Denkansatz. Die fünf Kostenreduzierungsvorschläge der Salzburger Genossenschaften sind im Bereich des geringeren LEK-Werts nur eine Verlagerung der Baukosten auf die späteren Betriebskosten. Die Forderung, dass nicht alle Wohnungen barrierefrei sein müssen, ist sicherlich sehr sinnvoll und kann Kosten einsparen. Die Wirtschaftlichkeitskennzahlen im neu vorliegenden Gesetzesentwurf sind unreflektierte Laborkennzahlen, die in der Praxis nahezu unerreichbar sind und somit mehr Probleme erzeugen, als diese zukünftig zu einer Kostenreduktion beitragen könnten. Tiefgaragenplätze werden derzeit in den geförderten Baukosten integriert und eine zwei Zimmer Wohnung mit ca. 50-55 m2 Nettofläche benötigt für einen Stellplatz ca. 20-25 m2für den unterirdischen Stellplatz inkl. Fahrstraßenanteil.Tiefgaragenplätze mit der Wohnbauförderung zu finanzieren ist bei den gegenwärtigen Bauwerkskosten nicht mehr zu verantworten. Eine sinnvolle Alternative wäre z.B.: GFZ freie Hochgaragen, die man, wenn die Zeit des Individualverkehrs abgelaufen ist, einer sinnvollen Nutzung zuführen könnte.
Baukörperstrukturen, die sich gegen Lärmquellen stemmen und dahinterliegende Baustrukturen und Freiräume schützen, haben andere städtebauliche,wirtschaftliche,ökologische Aufgaben und Berechtigungen als ein Wohnhaus auf der grünen Wiese. Die Ausnutzbarkeit(GFZ) und die Geschoßhöhe die, seitens der Gemeinden und der Politik vorgegeben werden, sind primäre Kostenparameter. Die bautechnischen Anforderungen an die Architektur und an den Wohnbau sind ständig angestiegen und die Nachhaltigkeitsanforderungen bestimmen die Förderungskosten des Wohnbaus in Salzburg. Qualitative Grundsätze des Städtebaus, der Architektur, der Wohnbauqualität, des sozialen Raumes, des Milieus, des Freiraumes werden nicht gefördert und somit oft zu wenig berücksichtigt. Die Förderung dieser Qualitätstandards sind genau so zu werten und finanziell zu unterstützen wie die der Ökologie. Bauwerke und Aussenanlagen mit höherer Qualität leisten mehr und kosten vielleicht mehr als Bauwerke, die diese Eigenschaften nicht aufweisen.
Der Sockelförderungssatz der Wohnbauförderung stagniert in Salzburg nahezu seit 10 Jahren, die weiteren Förderungsgelder hängen an den, zu erfüllenden Energiesparmaßnahmen im Wohnbau und decken gerade die Kosten des erhöhten baulichen Mehraufwandes.Kosten sind nicht nur die Herstellungskosten, sondern auch die Kosten, die in Folge durch den geförderten Wohnbau entstehen. Genossenschaften sehen in den Folgekostenprimär die Betriebskosten, Wartungskosten und die Kosten für die Hausverwaltung. In denGesamtkostenmuss auch die Lebensqualität der zukünftigen Bewohner und deren physische und psychische Gesundheit, die durch das Wohnen und das Wohnumfeld mitbestimmt wird, berücksichtigt werden. Integration von Bevölkerungsgruppen, Altersschichten bzw. das Gegenteil(Integration bzw. Ausgrenzung) erzeugen enorme Kosten für den Steuerzahler. Diese Kostenfaktoren werden in der Diskussion seitens der Bauträger und der Politik meist ausgeklammert bzw. belächelt. Die fachliche wissenschaftliche Aufarbeitung dieser Folgekosten ist seit langem verfügbar und sollte endlich in einer „Kostendiskussion“ aufgearbeitet werden. Der Standardsatz, dass nämlich „Wirtschaftlichkeit und Qualität sich nicht ausschließen“ist somit sehr komplex zu betrachten und nicht nur Sache der Herstellungskosten.Pauschale Schuldzuweisungen vergrößern die Sprachlosigkeit aller Wohnbaupartner und somit fordern wir zunächst die genaue Analyse der Kosten und deren Transparenz.
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AutorInnen:
Thomas Forsthuber, Cora Martinek (Forsthuber-Martinek.at)
Weiterer Beitrag zu diesem Thema
25. April 2013 um 15:52
super!
29. April 2013 um 10:01
die fakten liegen eigentlich alle auf dem tisch und sind in diesem beitrag treffend dargestellt; wenn ich richtig infomiert bin, wurde sogar seit 15 jahren der sockelbetrag der wohnbauförderung nicht angehoben wurde – ergo hat man seither sicher mehr als 30 % eingespart und das bei gleichzeitig gestiegenen anforderungen an die qualität der architektur!
20. Mai 2013 um 22:36
http://derstandard.at/1363711361415/Bautraeger-Sprecher-Ulreich-Wir-koennten-sanieren-auf-Teufel-komm-raus
23. Mai 2013 um 16:05
auch der heutige Bericht auf salzburg.orf passt da dazu:
http://salzburg.orf.at/news/stories/2585504/